Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
wollte meinen Weg allein machen.“
„Das ist lobenswert.“
Sein Ton hatte etwas an sich, was Rachel nicht verstand. „Danke. Ich mag meinen Beruf wirklich. Zahlen sind verlässlich und kriegen keine Wutanfälle.“
„Bekommst du welche?“
„In jeder Familie ist nur Platz für eine Dramakönigin. Andrea war unsere. Ich bin ziemlich ausgeglichen.“
Sebastian sah Rachel an, als würde er Eigenschaften an ihr beurteilen, von denen sie nichts ahnte. „Na, ich weiß nicht.“
„Hast du mich jemals ausrasten sehen?“, fragte sie ein bisschen verärgert, weil er ihre Selbsteinschätzung anzweifelte. Der Streit vorhin zählte nicht. Das war nicht der Wutanfall einer Diva gewesen, außerdem war sie von Sebastian provoziert worden.
„Nein, aber vor neulich abends am Strand wusste ich auch nicht, wie leidenschaftlich du reagieren kannst.“
„Das ist nicht dasselbe.“
„Vielleicht nicht.“ Sebastian tat das Thema mit einem Schulterzucken ab.
Wenig später kam er wieder auf Rachels Job zurück.
„Du kannst nicht viele Männer kennenlernen, wenn du in einem Fitnesscenter für Frauen arbeitest.“
„Nein.“ Und genau das gefiel Rachel.
„Das freut mich.“
„Warum?“
„Ich bin ein besitzergreifender Mann.“
„Aber ich gehöre dir nicht.“
„Nicht?“
Der Preis für Ehrlichkeit – sogar nur sich selbst gegenüber – wäre in diesem Fall zu hoch. Der Gedanke, einem Mann zu gehören, der niemals ihr gehören würde, war wenig verlockend. Deshalb ignorierte Rachel die Frage. „Wie lange bleibst du auf der Insel?“
„Nur noch einige Tage, dann muss ich zurück nach Athen.“
„Sonst leidet dein Unternehmen?“
„Ich habe tüchtige Manager, und ich arbeite ja von hier aus weiter. Zu lange nicht im Büro zu sein wäre aber schlecht fürs Geschäft.“
„Warum bist du dann hier geblieben?“ Rachel bezweifelte, dass er sich persönlich um die Entsorgung der Kleidungsstücke seines Großonkels kümmerte.
„Kannst du dir das nicht denken?“
„Ich nehme an, es hat etwas mit der griechischen Gastfreundschaft zu tun.“ Seine Mutter war bis zum Mittag hier gewesen, und sie, Rachel, war immer noch da.
„Das Bedürfnis, den guten Gastgeber zu spielen, war nicht der einzige Grund.“
„Du wolltest verhindern, dass sich Andreas Tochter während deiner Abwesenheit mit dem Tafelsilber absetzt?“
Sebastian lachte nicht, sondern machte ein ziemlich grimmiges Gesicht. „Du bist hier. Ich kann nichts dagegen tun, dass ich auch hier sein will.“ Er schien nicht gerade glücklich darüber zu sein.
Seine Worte berührten Rachel sehr. „Es ist wie ein innerer Drang.“ Und sie war froh, dass sie nicht die Einzige war, die diesen Drang verspürte.
„Ja“, sagte er stirnrunzelnd.
Nach dem Essen führte er sie nach draußen auf die Terrasse, wo leise Musik aus der Stereoanlage die schwüle Luft erfüllte.
Er zog sie in seine Arme. „Tanz mit mir.“
Rachel hatte seit ihrem achtzehnten Geburtstag nicht mehr mit ihm getanzt und auch mit keinem anderen Mann, aber Sebastian forderte sie nicht zu komplizierten Schritten rund um die Terrasse auf. Er wiegte sich langsam zu den Klängen der Musik.
Rachel legte ihm die Arme um den Nacken und schmiegte sich an Sebastian. Ihr Verstand sagte ihr, dass es unklug war, doch er konnte sich gegen ihre Gefühle nicht behaupten. Es war so gut, von Sebastian gehalten zu werden, und so unwirklich, dass es ihr völlig ungefährlich vorkam. Er konnte jede Frau haben, die er haben wollte. Er sah fantastisch aus, war sexy und wahrscheinlich fünf Mal so reich, wie es sein Großonkel gewesen war. Niemals würde er sich allzu sehr mit ihr, Rachel, einlassen, ganz gleich, wie stark der Drang war, mit ihr zusammen zu sein. Sebastian war zu vorsichtig. Und sie war Andrea Demakis’ Tochter.
Ein Song ging in den nächsten über, ihre Körper bewegten sich in völligem Einklang, und brennende Lust durchflutete Rachel. Sie spürte, dass Sebastian auch erregt war. Er ließ die Hände immer tiefer gleiten und umfasste mit sanftem Druck ihren Po.
Rachel war wie verzaubert, bis Sebastian sie unerwartet von sich schob.
„Wenn ich dich jetzt nicht ins Bett schicke, werde ich mit dir im Bett landen.“
Genau das wünschte sie sich.
„Aber wenn du in mein Bett kommst, dann wirst du dir ganz sicher sein, dass du es selbst wirklich willst.“
Arrogant, wie er war, setzte er offenbar voraus, dass es nur eine Frage der Zeit war, wann sie miteinander schliefen, denn er
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