Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Reis, Curryhuhn und gegrilltem Gemüse an. „Ich hatte noch nie eine Freundin, die für mich kocht. Das ist eine völlig neue Erfahrung“, erklärte er.
„Eine gute oder schlechte?“, fragte sie.
„Eine ausgesprochen gute. Ich habe das Gefühl, verwöhnt zu werden.“ Sebastian streckte die Hand aus und ließ die Fingerspitzen über Rachels Arm gleiten. „Normalerweise bin ich derjenige, der jemanden verwöhnt.“
Es gefiel ihr nicht, daran erinnert zu werden, dass Sebastian mehr Bettgefährtinnen gehabt hatte, als er Seidenkrawatten besaß. Und es verunsicherte sie. „Die anderen Frauen in deinem Leben sind natürlich viel weltgewandter als ich. Sie finden sicher kein Vergnügen daran, zu Hause zu essen und sich hinterher einen alten Spielfilm anzusehen.“ Sie musste Sebastian sehr linkisch vorkommen. In seinen Kreisen wurde nicht Hausfrau gespielt. Warum hatte sie es getan?
Weil sie gern kochte und in irgendeiner Weise ihre Liebe zum Ausdruck hatte bringen wollen. Als Sebastian am Nachmittag angerufen und gesagt hatte, er würde sich verspäten, hatte er erschöpft und sogar etwas mutlos geklungen. Rachel hatte helfen wollen, aber welchen Sinn hatte das? Sebastian hatte eine Haushälterin, die für ihn kochen konnte, wenn er keine Lust hatte, essen zu gehen. Anstatt sich mit seiner Küche vertraut zu machen, hätte sie, Rachel, den Nachmittag damit verbringen sollen, ihr Aussehen zu verbessern.
„Ah ja, das wird also später geboten?“
„Wie bitte?“ Rachel sah auf. Ihren Gedanken nachhängend, hatte sie den Gesprächsfaden verloren.
„Ein Spielfilm.“
„Wenn du einverstanden bist.“
Sebastian lächelte. „Ja.“ Er begann mit Genuss zu essen. „Woher wusstest du, dass ich klassische Filme mag?“, fragte er einige Minuten später.
„Ich wusste es nicht, aber ich bin froh, dass es so ist.“ Oder wollte er nur nett sein? „Wir müssen nicht fernsehen, wenn du nicht möchtest. Wahrscheinlich findest du das alles ziemlich langweilig.“ Rachel wies auf den Tisch und dann auf ihre alles andere als elegante Erscheinung. Für einen Abend zu Hause in Kalifornien wären ihr knielanger Kakirock und das Baumwolltop richtig gewesen, für einen Abend mit einem Mann wie Sebastian war sie jedoch zu freizeitmäßig angezogen, wie ihr klar wurde. Aber das ließ sich nicht ändern. Sie konnte wohl kaum in ihr Zimmer rennen und sich umziehen. Dann würde sie erst recht dumm dastehen.
Sebastian hatte aufgehört zu essen und blickte sie an.
„Was ist?“ Sie ließ die Gabel auf halbem Weg zum Mund wieder sinken.
„Es gefällt mir, dass du all das für mich getan hast. Und mir gefällt die Vorstellung, dass du dich auf dem Sofa an mich kuschelst, während wir uns einen Spielfilm ansehen.“
„Ich passe nicht in deine Welt, Sebastian.“ In die Welt ihrer Mutter hatte sie auch nicht gepasst. Sie war nicht der Typ dafür, so zu leben wie die Reichen und Berühmten.
„Habe ich nicht gerade gesagt, dass es mir gefällt?“
„Ja, aber du willst nur freundlich sein.“
„Ich bin ehrlich. Verdirb nicht einen außergewöhnlichen Abend, indem du meine Aufrichtigkeit anzweifelst.“
Es verschlug ihr den Atem. „Einen außergewöhnlichen Abend?“
„Ja. Für mich ist es etwas ganz Besonderes, dass du dir so viel Mühe gegeben hast. Es gefällt mir“, wiederholte Sebastian nachdrücklich.
Rachel glaubte ihm schließlich. „Das freut mich. Ich wollte dich verwöhnen. Mir ist erst später eingefallen, dass du dir von deiner Haushälterin etwas kochen lassen kannst, wenn du nicht im Restaurant essen willst.“
„Du hast es getan, weil du wolltest, dass ich mich entspanne. Weil du Lust dazu hattest.“
Er wusste die persönliche Note wirklich zu schätzen. Rachel strahlte ihn an.
„Und der Abend ist noch nicht vorbei“, sagte Sebastian. „Das wundervolle Essen ist nur der Anfang.“
Nach seinem vielsagenden Blick zu urteilen bezog sich die Bemerkung nicht auf den Film. Rachel hatte eine bestimmte Vermutung und nahm sich vor, Sebastian nicht zurückzuweisen, falls sie sich als richtig erwies. „Der Abend kann so außergewöhnlich werden, wie du ihn haben möchtest.“
Seine Augen leuchteten auf vor Verlangen, bevor er gequält das Gesicht verzog. „Ich begehre dich, aber das ist kein Heiratsversprechen.“
Wenn er noch ein bisschen taktloser und noch etwas weniger romantisch wäre, hätte er überhaupt nichts Menschliches mehr an sich, dachte sie. Er erklärte ihr, dass er ihre Kochkünste
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