Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Schmerzen.“ Nur Elinors Augen verrieten, wie sehr sie der Zustand ihres Mannes bedrückte. „Er hat Ihnen geschrieben, bevor er uns von seiner Krankheit erzählt hat. Für Sie muss es ja auch ein Schock gewesen sein.“
„Allerdings.“ Und das war noch untertrieben. „Meine Eltern wussten nicht, aus was für einem Elternhaus ich komme.“ Mühsam unterdrückte sie ein Gähnen. „Ich glaube, ich muss mich wirklich hinlegen. Ich kann schon nicht mehr geradeaus denken.“
„Finden Sie sich allein zurecht, oder soll ich Sie begleiten?“
„Das schaffe ich schon, vielen Dank.“ Nach diesem Tag hatte Gina jetzt nur noch das Bedürfnis, allein zu sein und sich auszustrecken. Sie lächelte Elinor an. „Wir sehen uns dann morgen früh.“
Auf dem Weg zu ihrem Zimmer begegnete Gina niemandem mehr. Offenbar hatten sich die Angestellten schon zurückgezogen. Nur mit großer Anstrengung schaffte sie es, sich abzuschminken und die Zähne zu putzen, bevor sie endlich in das verlockende Bett sank.
Trotzdem konnte sie nicht gleich einschlafen. Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken um diese ungewöhnliche Reise und ihr Leben in England. Ihr ganzes Leben hatte Gina keine Geldsorgen gekannt. Ihr Vater arbeitete als Geschäftsführer einer florierenden Firma, und ihre Mutter hatte zwei erfolgreiche Biografien geschrieben. Das Haus, in dem sie aufgewachsen war, gehörte wahrlich nicht zu den billigsten in der Straße. Trotzdem war Ginas gewohnter Lebensstil in nichts mit dem der Harlows zu vergleichen. Vielleicht gehörte sie der Geburt nach hierher, aber gewiss nicht aus freien Stücken. Sie hatte keine Einwände, dass die Adoptivkinder ihres Großvaters alles erbten.
2. KAPITEL
Außer einer leichten Verzögerung beim Sprechen und einer kaum merklichen Einschränkung in der Beweglichkeit seiner linken Körperhälfte deutete nichts darauf hin, dass Oliver Harlow an einem Gehirntumor litt. Trotzdem war Gina froh, dass Elinor sie darauf vorbereitet hatte. Alles in allem machte ihr todkranker fünfundsechzigjähriger Großvater aber noch einen erstaunlich kräftigen Eindruck.
„Du bist tatsächlich ganz und gar Jennys Tochter“, sagte er gerührt. „Ich kann dir gar nicht sagen, was es für mich bedeutet, dich hier zu haben, Gina. Zu wissen, dass du mir verzeihst, was ich dir angetan habe, ist für mich enorm wichtig.“
Davon war bisher zwar noch gar nicht die Rede gewesen, aber offenbar nahm er ihre Anwesenheit als Zeichen der Vergebung.
„Am besten, wir sprechen nicht mehr darüber und vergessen die Vergangenheit“, sagte sie und lächelte. „Du lebst in einem wunderschönen Haus. Ich beginne gerade, mich darin zurechtzufinden. Deine Frau und ich haben heute schon ein Bad genommen. Euer Swimmingpool ist so warm, dass man Eier darin kochen könnte.“
Oliver lachte. „Das hätte auch von Ross kommen können. Er weigert sich hineinzusteigen. Aber Elinor liebt die Wärme.“ Dann schaute er Gina direkt ins Gesicht. „Wie verstehst du dich mit Ross?“
„Wie Feuer mit Wasser, würde ich sagen. Er ist ein ziemlich eigenwilliger Charakter“, antwortete sie möglichst gleichmütig.
„Das stimmt“, sagte ihr Großvater voller Zufriedenheit. „Ich habe seine Fähigkeiten schon erkannt, als er vierzehn war. Natürlich ist es nicht mein Verdienst, dass er sie entwickelt hat, aber ich habe ihn immer darin unterstützt.“
Sie saßen auf der Terrasse unter einem der großen Sonnenschirme. Nach einer Weile gesellte sich Elinor zu ihnen und schaute neugierig von einem zum anderen. „Und, geht es voran mit euch?“
„Ich denke schon. Was meinst du, Gina?“, erwiderte ihr Mann.
„Ja, es funktioniert wirklich gut.“ Was hätte sie auch anderes sagen sollen?
Elinor lächelte. „Vor ein paar Minuten hat Ross angerufen. Der Besichtigung der Studios steht nichts im Wege. Sam Walker wird euch führen. Er ist ein alter Freund der Familie.“
„Einer der wenigen, die wissen, was ich Jenny und ihrem Baby angetan habe“, murmelte Oliver.
„Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich auf diese Besichtigung freue“, gab Gina zu.
„Tu wenigstens so.“ Hierbei zwinkerte Oliver ihr aufmunternd zu. „Ross hat sich Mühe gegeben, um sie zu arrangieren.“
„Außerdem ist es jetzt ohnehin zu spät für eine Absage“, sagte Elinor. „In einer halben Stunde holt er Sie ab, weil er vorher noch mit Ihnen essen gehen möchte. Ich soll Ihnen bestellen, dass Sie sich nicht schick machen müssen. Bequeme Kleidung reicht
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