Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Gegessen haben wir allerdings immer unterwegs, deshalb …“
Eindringlich sah er sie an. „Wir?“
„Ich war nicht allein …“ Doch dann hatte sie nur noch Augen für eine Frau, die gerade das Hotel verließ. „Ist das nicht Shauna Wallis?“
„Stimmt. Sie hat auf dem Hotelareal einen Bungalow gemietet. – Waren Sie mit einem Mann oder einer Frau in New York?“
„Mit einer Freundin.“
Neben dem Star ging ein junger Mann in weißer Tenniskleidung.
„Sie sieht viel älter aus, als ich sie mir vorgestellt habe.“
„Tageslicht kann gnadenlos sein“, pflichtete Ross ihr bei. „Dennis ist unser Residenzprofi. Er will bestimmt ein Spielchen mit ihr machen.“
Gina bemerkte den abfälligen Zug um seinen Mund. „Sie sind ein Zyniker.“
„Nein, nur ein Realist. Shauna mag durchtrainierte junge Männer.“
„Und Sie haben nichts dagegen, dass jemand aus Ihrer Belegschaft auch solche Dienste übernimmt?“
„Seine Sache, was er in seiner Mittagspause treibt. Aber wenn wir von unserer noch etwas haben wollen, sollten wir jetzt hineingehen und essen. Um zwei erwartet uns Sam. Er freut sich darauf, Jennys Tochter kennenzulernen.“
Wohingegen Gina die Begegnung eher mit gemischten Gefühlen erfüllte. Alles, was sie hier über ihre leibliche Mutter erfuhr, verband sie mit einer Vergangenheit, die nichts mit ihrem Leben zu tun hatte. Sie gehörte weder zu den Harlows noch zu ihren Hotelgästen.
In der weitläufigen Empfangshalle gab es mehrere Sitzecken in unterschiedlichem Stil. Einige wirkten leicht und karibisch mit ihren bunten Überzügen, andere eher konventionell europäisch mit schweren Lederpolstern. Den Marmorfußboden schmückten Unmengen von tropischen Pflanzen in edlen Übertöpfen.
In der Hotelhalle herrschte ein reges Treiben. Überall saßen Menschen und lasen oder unterhielten sich. Die drei Angestellten an der Rezeption hatten alle Hände voll zu tun.
„Das Geschäft scheint gut zu gehen“, sagte Gina.
„Ohne Frage.“
Dann wandte Ross sich an einen Mitarbeiter in ihrer Nähe. „Wir essen im Gartenrestaurant.“
„Der Tisch ist schon für Sie gedeckt.“ Diskret warf der Mann Gina einen raschen abschätzenden Seitenblick zu. Sie konnte förmlich hören, was er dachte: dass sie gewiss nicht der Typ seines Chefs war.
Aus dem vollen Restaurant, das direkt neben der Halle lag, drangen Stimmen und das Geklapper von Tellern und Besteck. Ohne den Raum eines Blickes zu würdigen, führte Ross sie nach draußen, in eine mit Wein bewachsene Loggia. Auch hier waren alle Tische bis auf einen besetzt. Während sie Platz nahmen, spürte Gina die prüfenden Blicke der anderen Gäste. Wie gut, dass sie nicht die Einzigen in Freizeitkleidung waren.
Ross bestellte Champagner, aber Gina wollte lieber einen Kir. Missbilligend hob er die Brauen.
„In einigen Dingen bin ich eigen“, erklärte sie knapp.
„Das kann man wohl sagen. Soll ich Wein zum Essen bestellen?“
„Nein danke. Ich möchte einen klaren Kopf behalten.“ Unruhig spielte sie mit einem leeren Glas. Unter seinem prüfenden Blick konnte sie sich einfach nicht entspannen.
„Bitte sehen Sie mich nicht so an, als wäre ich vom Himmel gefallen“, bat sie ihn nach einem kurzen Moment des Schweigens.
„Ich habe gerade gedacht, wie erfrischend einfach es ist, eine Frau mit schlichtem Geschmack zufriedenzustellen“, sagte er.
„Vielleicht verkehren Sie einfach in den falschen Kreisen“, konterte sie.
„Andere sind in dieser Stadt schwer zu finden. Hier will jeder für sich das Beste herausschlagen. Deshalb verstehe ich auch ihre bescheidene Einstellung zu Geld nicht ganz. Wenn es nach Oliver ginge, hätten Sie ausgesorgt.“
Jetzt schaute sie ihm fest in die Augen. „Aber deshalb bin ich nicht hier. Ich bin hier, weil mein Großvater krank ist.“
„Andererseits würden Sie einem sterbenden Menschen doch wohl keine Bitte abschlagen, oder?“
Wieder ging ihr sein ironischer Tonfall auf die Nerven. Wieder schaffte sie es nur mit Mühe und Not, ihre Zunge zu hüten und ironisch zu antworten. „So etwas Grausames würde ich nie fertigbringen.“
Weil der Kellner die Getränke brachte, blieb Ross ihr die Antwort schuldig. Er wartete, bis sie wieder ungestört waren, und wurde ernst. „Oliver wird Sie nicht mit leeren Händen gehen lassen.“
„Ich denke schon. Ich bin zufrieden mit meinem Leben und möchte nichts daran ändern.“
„Vielleicht würde sich aber ihr Geschäftspartner über eine Kapitalspritze
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