Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
entspricht der Wahrheit.“
Statt einer Antwort erhielt sie ein spöttisches Lächeln. Offenbar glaubte er nichts von dem, was sie gesagt hatte. Spätestens wenn sie in zwei Tagen wieder abfuhr, würde er es müssen.
„Streitet ihr euch, oder darf man sich dazusetzen?“ Ohne dass sie es bemerkt hatten, war Elinor Harlow auf die Terrasse getreten. „Für zwei Leute, die sich erst vor ein paar Stunden kennengelernt haben, geht ihr ja ziemlich forsch aufeinander zu. Jedenfalls mit Worten“, sagte sie und lächelte, als Ross ihr einen warnenden Blick zuwarf.
Gina bemerkte sofort, dass auch Elinor sich umgezogen hatte. Jetzt trug sie ein fliederfarbenes Kleid, das nicht weniger elegant war als ihr eigenes. Also war ganz eindeutig Ross in seinen Hemdsärmeln hier der Außenseiter, und nicht sie.
Kurz nachdem Ross seiner Mutter einen Stuhl angeboten hatte, erschien die circa vierzigjährige Frau wieder mit den Getränken.
„Das ist Lydia, unsere Haushälterin“, erklärte Elinor. „Sie und ihr Mann Michael kümmern sich hier um alles.“
Freundlich lächelte Gina die Frau an, erhielt aber kaum eine Reaktion darauf. Auch Michael, den sie ja schon am Flughafen kennengelernt hatte, war nicht gerade liebenswürdig zu ihr gewesen. In diesem Haus schien Elinor der einzige Mensch zu sein, der sich ihr gegenüber nicht reserviert verhielt.
„Wenn ich mich mit euch beiden vergleiche, sollte ich mich vielleicht doch umziehen“, sage Ross, als Lydia wieder gegangen war. „Ich hoffe, du hast nicht all meine Sachen ausrangiert, Mom.“
Elinor schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, dass ich so etwas nicht ohne deine Einwilligung tun würde.“
„Meinetwegen sollten Sie sich keine Umstände machen“, betonte Gina mit zuckersüßer Stimme. „Ich habe nichts gegen hochgekrempelte Ärmel. Bei mir zu Hause machen wir uns auch nur zu offiziellen Anlässen fein.“
„Ich werde es mir merken.“ Eilig trank er sein Glas aus und erhob sich. „Bis gleich.“
Nachdem ihr Sohn verschwunden war, warf Elinor Gina einen bedauernden Blick zu. „Hat er Sie angegriffen?“
Gina lächelte. „So könnte man es bezeichnen. Er hält mich für eine Lügnerin. Dabei will ich ihm wirklich nichts wegnehmen.“
„Das ist tatsächlich eine ziemlich ungewöhnliche Haltung“, erwiderte Elinor. „Die meisten Menschen würden wenigstens eine Entschädigung erwarten.“
„Aber ich nicht. Natürlich bedauere ich, dass ich meine leibliche Mutter nie kennengelernt habe. Aber mein Leben ist bisher einfach so schön verlaufen. Ich liebe meine Adoptiveltern mehr als alles andere auf der Welt. Es gibt nichts wiedergutzumachen, weil ich es nie schlecht hatte.“
„Wahrscheinlich wird es schwer sein, Ihren Großvater davon zu überzeugen. Er hat Pläne gemacht.“
„Dann muss ich ihn wohl enttäuschen.“
Eine Weile sahen sich die beiden Frauen schweigend an. Gina stellte fest, dass Ross die Augen seiner Mutter geerbt hatte. In ihrer grauen Tiefe lag momentan ein eigenartiger Ausdruck. Schließlich senkte Elinor den Kopf und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. „Sie werden sich am besten kennen. Aber warum erzählen Sie mir nicht ein bisschen von sich? Ich weiß nur, dass Sie einen Universitätsabschluss haben und nun ihr eigenes Geschäft betreiben. Gibt es einen wichtigen Mann in Ihrem Leben?“
„Eigentlich nicht“, gab Gina zu. „Ich bin frei und ungebunden.“
„Aber vermutlich nicht aus Mangel an Gelegenheit. Jedenfalls sind Sie sehr hübsch.“
Gina lachte. „Wir sind vor den Toren von Hollywood. Da kann ich gewiss keinen Staat machen.“
„Sie würden staunen, wie Filmschönheiten bei Tageslicht aussehen, ohne die Kunst der Maskenbildner und die geschickte Beleuchtung. Sie hingegen sind eine Naturschönheit.“
„Danke.“ Weil Gina ziemlich genau wusste, wie sie aussah, fand sie Elinors Kompliment maßlos übertrieben. „Ist es hier eigentlich immer so heiß?“, fragte sie, um möglichst schnell das Thema zu wechseln.
„Im Vergleich zu der Hitze, die uns in ein paar Wochen erwartet, ist es geradezu kühl. Aber hier oben haben wir immer eine angenehme Brise. Außerdem gibt es noch den Swimmingpool. Sie dürfen ihn jederzeit benutzen, Gina. Er liegt weiter unten, von hier aus können Sie ihn nicht sehen. Ich schwimme jeden Morgen ein paar Runden. Vielleicht haben Sie Lust, mir Gesellschaft zu leisten.“
„Ja, sehr gern“, sagte Gina aus vollem Herzen. Sie mochte diese Frau – im Gegensatz zu ihrem Sohn. Der
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