Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
vielleicht die Nacht vor der Toilette verbringen. Weil sie sich so schämte, wurde ihr sofort wieder schlecht.
Irgendwann wusch sie sich das Gesicht und spülte den Mund aus. Auf zitternden Beinen verließ sie das Bad.
Ross hatte im Flur auf sie gewartet und sah sie besorgt an. „Geht es dir wieder besser?“
Entmutigt nickte Gina schwach, denn nun quälten sie auch noch rasende Kopfschmerzen.
„Nicht besser, also“, sagte er. „Man sieht es dir an.“
„Es tut mir leid“, hauchte sie.
„Das kann passieren. Ich hätte daran denken sollen, dass du keinen Champagner trinkst“, tadelte er sich.
„Daran hätte ich selbst denken müssen. Kannst du mir ein Taxi bestellen? Ich möchte …“
„Kommt gar nicht infrage“, unterbrach er sie. „Du gehörst sofort ins Bett. Ich bringe dich ins Gästezimmer.“
Er führte sie in einen Raum mit zwei einzelnen großen Betten. „Das Badezimmer ist nebenan. Kommst du allein zurecht?“
Auch wenn Gina Schwierigkeiten hatte, seinen Blick zu deuten, glaubte sie, so etwas wie Enttäuschung in seinen Augen zu erkennen. Nach den Küssen im Taxi hatte er zweifellos mit einem anderen Ausklang des Abends gerechnet.
„Es wird schon gehen“, sagte sie. „Gute Nacht. Und – danke.“
Leise schloss er die Tür hinter sich und ließ sie allein.
Am nächsten Morgen verspürte sie nur noch einen leichten Druck hinter den Augen, ansonsten fühlte sie sich nicht verkatert. Es war kurz nach acht, und von irgendwoher erklang leise Musik. Ihr Blick fiel auf das Abendkleid, das sie über einen Sessel geworfen hatte. Wohl oder übel musste sie es nun gleich wieder anziehen.
Doch nachdem sie geduscht hatte, entdeckte sie einen weißen Bademantel, der ihr passen könnte. Offenbar ist Ross auf regelmäßigen Damenbesuch eingestellt, dachte sie bitter. Trotzdem schlüpfte sie hinein.
Weil sie immer noch Musik hörte, verließ sie barfuß das Zimmer und gelangte durch eine Doppeltür in einen riesigen modernen Wohnraum mit einer gewaltigen Fensterfront, hinter der man die Berge sehen konnte. Auf der Terrasse saß Ross im Pyjama an einem Tisch und las Zeitung. Als sie zu ihm ging, schaute er auf und hob fragend die Brauen.
„Alles wieder in Ordnung“, erklärte sie. „Kann es sein, dass es hier nach Kaffee riecht?“
Er goss ihr einen Becher ein. „Du siehst aus wie ein frisch gewaschenes Schulmädchen.“
„Wohl eher wie ein bestraftes. Jedenfalls fühle ich mich so. Ich hätte vernünftiger sein müssen.“
„Du bist nicht die Erste, der das passiert, und wirst sicher nicht die Letzte bleiben.“
Als sie ihn verstohlen betrachtete, fühlte sie sich plötzlich quicklebendig. Sein markant geschnittenes Gesicht war frisch rasiert, sein Pyjamaoberteil war oben offen und gewährte einen Blick auf seine sonnengebräunte Brust. Sie schluckte.
„Hast du Hunger?“, fragte er.
Verwirrt sah sie ihn an. War das etwa eine Anspielung auf das, was sie dachte?
„Ja, ein bisschen. Gibt es hier eine Küche?“
„Hinter der Trennwand dort hinten ist eine kleine Küchenzeile. Den Kaffee mache ich mir selbst, Toast auch, manchmal sogar ein ganzes Frühstück. Alles andere lasse ich mir vom Zimmerservice bringen. Was möchtest du haben?“
„Ein Toast reicht mir. Den kann ich mir selbst machen.“
„Würdest du mir ein paar Scheiben mittoasten, wenn du schon dabei bist?“, fragte er lächelnd.
Als er von Küchenzeile sprach, hatte Ross heillos untertrieben. Schon der Kühlschrank war viel zu groß für einen Junggesellen und randvoll gefüllt. Während sie auf den Toast wartete, stellte sie Butter, Marmelade, Teller und Besteck auf ein Tablett.
„Ein perfekter Service, danke.“ Ross lächelte, als sie den Tisch deckte.
„Ich habe eben eine gute Erziehung genossen.“
Er strich sich nur Butter auf seinen Toast. „Sehr nützlich.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass du Lust hast, dich von einer Hausfrau verwöhnen zu lassen.“
„Auch so ein Leben hat seine Vorteile.“
„Du magst es wohl, wenn dir jederzeit eine Frau zur Verfügung steht“, platzte es aus ihr heraus. „Na ja, wahrscheinlich musst du kein häusliches Leben führen, um in dieser Beziehung auf deine Kosten zu kommen.“
„Letzte Nacht habe ich Not gelitten“, erwiderte er und lachte, als sie errötete. „Du bist mir etwas schuldig geblieben.“
„Tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe. Aber in deiner Schuld stehe ich nicht.“
Seine grauen Augen funkelten spöttisch. „Reg dich
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