Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
und in die Halskrause hinein.
Er öffnete den Verschluss und entfernte die Halskrause, dann trocknete er mit einem Tuch vorsichtig die Haut darunter.
„Dürfen Sie die einfach so abnehmen?“, erkundigte sie sich nervös und befühlte ihren Hals.
„Meiner Erfahrung nach taugen solche Halskrausen nicht viel, aber der Arzt meinte, sie sollten sie lieber anbehalten, bis sie wieder bei Bewusstsein sind.“
„Ihrer Erfahrung nach? Haben Sie denn schon so häufig einen Autounfall gehabt?“
„Nicht mit Autos, sondern mit Pferden.“ Er zuckte mit den Schultern. „Beim Polo kommt es häufiger zu Zusammenstößen zwischen Pferd und Reiter.“
„Wo bin ich?“, wollte sie wissen. „Und wer sind Sie?“ Sein Name war ihr nicht genug, sie wollte mehr über den Mann wissen, der sie bei sich aufgenommen hatte.
„Als ich in England lebte, haben meine Freunde mich Han genannt.“
Das erklärte zumindest sein perfektes Englisch und die vollendeten Umgangsformen.
„Und wie nennen Ihre Feinde Sie?“ Die Frage war ihr herausgerutscht.
Mit ausdrucksloser Miene antwortete er: „Mein voller Name lautet Hanif bin Jamal bin Khatib al-Khatib, und meine Feinde wissen, dass sie das niemals vergessen sollten.“
Sie versuchte, sich anders hinzusetzen, und verzog vor Schmerz das Gesicht.
Sofort war Hanif wieder ganz der fürsorgliche Krankenpfleger. „Der Arzt hat Ihnen ein Schmerzmittel verschrieben. Soll ich Ihnen eine Tablette geben?“
„Nein danke, nicht nötig.“ Es fiel ihr so schon schwer genug zu denken, und sie hatte das Gefühl, dass sie alle ihre Sinne benötigen würde, um die notwendigen Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. „Sie haben mir Ihren Namen schon vorhin genannt.“ Nur dass er diesmal viel länger war. Steve hatte ihr erklärt, wie sich arabische Namen zusammensetzten, und sie wusste, dass sie den Namen ihres Gastgebers entziffern musste, um mehr über ihn zu erfahren. „ Bin bedeutet ‚Sohn von‘, nicht wahr?“
Er nickte leicht mit dem Kopf.
„Das bedeutet, Sie sind Hanif, Sohn von Jamal, Sohn von …“
„Khatib.“
„Sohn von Khatib aus dem Hause Khatib.“ Der Name kam ihr bekannt vor. Hatte Steve ihn irgendwann erwähnt? „Und das hier ist Ihr Haus?“
Dumme Frage. Nicht einmal die besten Zimmer in den exklusivsten Privatkliniken konnten so edel aussehen. Kunstvolle Schnitzereien an den Wänden, mit Blumen verzierte Fensterrahmen, bei denen jedes einzelne Blütenblatt aus polierten Halbedelsteinen bestand, kostbare Möbel, die eines Palastes würdig gewesen wären …
„So ist es. Sie werden es hier bequemer haben als im Krankenhaus. Es sei denn, Sie haben Freunde in Ramal Hamrah, bei denen Sie lieber wohnen würden. Gibt es irgendjemanden, den ich anrufen soll? Wir haben es bereits unter Ihrer Telefonnummer in England versucht, aber dort hat niemand geantwortet.“ Er wies auf ein Telefon auf dem Nachttisch. „Sie können es gerne noch einmal selbst probieren.“
„Nein, dort ist niemand.“ Und auch sonst gab es niemanden, der sich für ihren Zustand interessieren könnte. „Ich lebe allein. Es tut mir leid, dass ich Ihnen solche Umstände bereite.“ Lucys Blick fiel auf ihre Arme, und ihre Augen weiteten sich. Die Schnitte waren genäht worden und die Schürfwunden gereinigt. Trotzdem war es kein schöner Anblick.
„Machen Sie sich keine Sorgen“, beruhigte Hanif sie. „Solche Verletzungen verheilen recht schnell. Ein oder zwei Wochen, dann wird man kaum noch etwas sehen.“ Er lächelte. „Haben Sie Hunger?“
„Danke, ich möchte Ihnen nicht noch länger zur Last fallen. Wenn Sie mir bitte ein Taxi rufen würden?“
„Ein Taxi?“ Er runzelte die Stirn. „Wozu brauchen Sie ein Taxi?“
„Um zum Flughafen zu fahren.“
„Davon würde ich Ihnen dringend abraten. Sie sollten sich zumindest ein oder zwei Tage erholen.“
„Ich kann aber nicht hierbleiben“, beharrte Lucy.
„Es wird ohnehin einige Zeit dauern, bis Ihr Pass ersetzt ist. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass alles, was Sie im Jeep bei sich hatten, verbrannt ist.“
„Verbrannt?“ Bei dem Gedanken, wie knapp sie dem Tod entronnen war, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. „Ich muss mich sofort um neue Papiere kümmern.“ Sie richtete sich so schnell auf, dass ihr ganz schwindelig wurde.
„Überlassen Sie das ruhig meinem Assistenten. Er wird sich um alles kümmern“, versicherte Hanif ihr. „Ihre Papiere werden fertig sein, sobald Sie wieder in der Lage sind zu
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