Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Gelöbnis, der Eintrag ins Kirchenbuch, der Rückweg vom Altar zum Ausgang, jetzt am Arm ihres Ehemannes, vorbei an Dione Richards und den anderen Gästen. Erst der Schreck vor der Menschenmenge, die aufjubelte, als sie die Kirche verließen, brachte Gina zurück in die Wirklichkeit.
„Das hätten wir geschafft“, sagte Ross, als sie endlich im Wagen saßen und zum Empfang fuhren. Ohne sie zu berühren, sah er sie lange und eindringlich an. „Du bist eine bezaubernde Braut.“
„Ich fühle mich wie ein Ausstellungsstück“, sagte sie. „Mit so vielen Menschen habe ich nicht gerechnet.“
„Vergiss nicht, dass wir den Empfang noch vor uns haben.“
In ihren Ohren klang das wie eine Warnung. Und mit Recht, denn vor dem Hotel warteten Trauben von Fotografen auf sie. Innen, vor dem Festsaal, hatten sich Elinor, ihre Eltern, der beste Freund des Bräutigams und die Brautjungfern zum Spalier aufgestellt, um die Gäste zu begrüßen. Auch Ross und Gina nahmen ihre Plätze ein, und die qualvolle Prozedur begann.
Irgendwann tat Gina ihre Rechte vom vielen Händeschütteln so weh, als wäre sie gebrochen. Vom ewigen Lächeln waren ihre Gesichtsmuskeln verkrampft. Und ihre Füße schmerzten. Aber die Menschenschlange schien kein Ende nehmen zu wollen. Einige wenige Gesichter erkannte sie wieder, doch die dazugehörenden Namen waren ihr entfallen. Als Meryl Thornton vor ihr stand, wäre Gina ihr vor Erleichterung am liebsten um den Hals gefallen.
„Wir müssen uns unbedingt wieder treffen“, sagte Meryl. „Ich rufe dich an, wenn ihr zurück seid.“
„Ja, bitte.“
Im nächsten Moment glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. Eine brünette Schönheit schaute sie mit kalten blauen Augen an.
„Ich gratuliere“, schnurrte Dione und streckte ihr die Hand entgegen. Dann wandte sie sich abrupt an Ross und lächelte verführerisch. „Glück gehabt, Ross. Sie ist wirklich ganz hübsch.“
„Nicht wahr?“, stimmte er zu. „Schön, dass du kommen konntest, Dione.“
„Diese Gelegenheit wollte ich auf keinen Fall verpassen.“
Mit einem strahlenden Lächeln zog die Diva weiter, einen ansehnlichen Begleiter im Schlepptau. Am liebsten hätte Gina mit den Zähnen geknirscht. Bis vor Kurzem war diese Frau Ross’ Geliebte gewesen. Und sie war nicht sicher, ob sie ihn freigegeben hatte.
„Es ist gleich vorbei“, flüsterte er ihr zu.
„Wann kommt deine Schwester?“
„Ich schätze, wir werden auf sie verzichten müssen.“
Endlich konnten auch sie in den Festsaal gehen. Hier war alles wunderschön geschmückt, und das Menü schmeckte hervorragend. Die Zwillinge und Brady Leeson spielten ihre Rollen hervorragend und hielten lustige Reden. Doch die kurze, geistreiche und gefühlvolle Ansprache ihres Vaters trieb Gina die Tränen in die Augen.
Nach dem Essen eröffneten Braut und Bräutigam den Tanz. „Nur noch eine halbe Stunde, und wir dürfen verschwinden“, raunte Ross Gina ins Ohr. Dann küsste er sie, woraufhin alle applaudierten. „Ich denke, wir haben eine gute Vorstellung gegeben, oder?“
Unfähig, etwas zu erwidern, lag sie in seinen Armen. Sein Kuss hatte sie völlig aus der Fassung gebracht. Eng aneinander geschmiegt tanzten sie weiter. Aber Gina reichte das nicht, sie sehnte sich nach mehr. Doch das hatte sie sich verboten.
Irgendwann klopfte ein Mann Ross auf die Schulter. „Gönn uns anderen bitte auch eine Chance“, sagte er lächelnd.
Lachend überließ Ross ihm die Braut. „Aber nutz meine Großzügigkeit nicht aus.“
Gina erwiderte das Lächeln ihres neuen Tänzers, der ihr fast wie ein Retter vorkam. Immer mehr Männer forderten sie auf, der Tanzboden füllte sich unaufhaltsam. Gina lächelte und lächelte.
Irgendwann entdeckte sie in der tanzenden Menge Ross und Dione. In der Sekunde traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz: Die beiden waren immer noch ein Paar. Prompt geriet sie aus dem Takt. Wenn diese Frau schon hier war, warum musste er dann so mit ihr tanzen?
Aus lauter Verzweiflung stürzte sie sich danach ins Vergnügen. Als Ross schließlich kam, um sie abzuholen, saß sie mit den Thorntons und anderen am Tisch. „Trink doch mit uns einen Champagner“, lud sie ihn ein und griff nach der Flasche. „Der Abend hat schließlich erst angefangen.“
„Wie viel hast du schon getrunken?“, fragte er spöttisch.
Viel weniger, als er annahm. Aber das wollte sie nicht zugeben. „Ich habe die Gläser nicht gezählt. Ist doch auch egal, ich muss mich ja nicht ans Steuer
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