Julia Extra 0353
kleiner runder Tisch mit zwei Stühlen. Das Silberbesteck, das goldgerahmte weiße Porzellan und die hohen Stielgläser auf der blassrosa Tischdecke verliehen dem Arrangement ein festliches Aussehen.
„Königliche Hoheit“, sagte Zale und rückte ihr einen Stuhl zurecht. „Mir hat unser Picknick so gut gefallen, dass ich mir überlegt habe, wo wir noch ungestört essen können. Mir ist es nämlich lieber, wenn nicht dauernd Personal um uns herumläuft. Das ist entspannter.“
„Und lustiger“, fügte sie hinzu. Das Picknick am Strand hatte ihr schon so gut gefallen, aber nun hatte er den romantischsten Ort ausgesucht, den sie sich vorstellen konnte. „Vielen Dank.“
„Das Vergnügen liegt ganz bei mir“, sagte er und nahm die Weißweinflasche aus dem silbernen Weinkühler. Nachdem er eingeschenkt hatte, hob er sein Glas. „Auf unsere gemeinsame Zukunft.“
Wieder musste sie Tränen herunterschlucken. „Auf unsere Zukunft.“ Sie stießen an und tranken.
Schon bald musste es ein böses Ende nehmen.
Um ihren Kummer zu überspielen, beugte Hannah sich vor und schnupperte an einer Rose. „Sie duftet tatsächlich nach Rose.“
„Warum auch nicht?“
„Weil Rosen heutzutage nur auf Größe, nicht auf Duft hin gezüchtet werden“, erklärte sie.
„Das wusste ich nicht“, gestand er.
„Ich schätze, das steht nicht im Handbuch für zukünftige Könige.“
„Leider gibt es ein solches Handbuch nicht. In den ersten Jahren meiner Regentschaft hätte ich es gebrauchen können. Jeden Tag habe ich mir damals gewünscht, ich hätte mir von meinem Vater beizeiten beibringen lassen, was von einem König erwartet wird.“
„Aber dann hättest du deine Fußballerkarriere aufgeben müssen.“
„Ja, das hätte ich freiwillig nie getan. Nach dem tödlichen Unfall meiner Eltern wurde ich über Nacht erwachsen.“
Hannah ergriff seine Hand. „Ich bin froh, dass du zumindest eine Zeit lang das tun konntest, wozu du Lust hattest.“
Das Lächeln, das er ihr schenkte, machte seine Gesichtszüge noch schöner.
Wenn sie ihm doch bloß die Wahrheit sagen könnte! Wieder kämpfte sie mit den Tränen.
Zale strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was ist los? Du scheinst ständig den Tränen nah. Habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Nein. Ich denke nur an unsere Zukunft und unsere Familien.“
„Unsere Familien haben uns ganz schön unter Druck gesetzt, nicht?“
Sie nickte.
„Mein Vater hat unsere Hochzeit arrangiert. Er hat dich ausgewählt, da war ich fünfzehn, und du warst fünf. Du warst noch ein halbes Baby. Das hat mir wirklich einen Schrecken eingejagt.“
„Das hätte mir wohl auch einen Schrecken eingejagt.“
„Mein Vater hat mir damals versichert, dass du zu einer Schönheit heranreifen würdest. Er hatte recht.“
„Danke für das Kompliment.“
„Und du bereust die letzte Nacht auch nicht?“
„Ganz und gar nicht.“
„Dann sollten wir bald unseren Ehevertrag unterzeichnen. Dein Vater ruft mich jeden Tag an, um nachzuhaken, warum wir es noch nicht getan haben.“
„Und was erzählst du ihm?“
„Dass wir ihn unterschreiben, sobald wir bereit sind.“
„Brauchen wir denn überhaupt einen Ehevertrag? Können wir nicht einfach so heiraten?“
Überrascht sah er sie an. „Du würdest mich heiraten, ohne dass wir eine finanzielle Vereinbarung getroffen hätten?“
„Ich vertraue dir.“
„Das kannst du auch, denn ich würde dich niemals hintergehen.“
Schuldgefühle stiegen in ihr hoch. Sie schluckte sie hinunter. Nein, sie wollte den Augenblick genießen und später nur an die schönen Momente zurückdenken.
Denn an diesem Tag hatte sie sich unsterblich in ihn verliebt.
Vor wenigen Tagen hatte sie fast nichts über das kleine Königreich Raguva und seinen König Zale Ilia Patek gewusst. Jetzt schien sie ihn schon so gut zu kennen.
Sie wusste, wie entschlossen er sein konnte.
Wusste, wie sehr er sein Land und seinen kleinen Bruder liebte.
Es würde ihr das Herz brechen, wenn sie ihn verließ. Aber sie musste ihn verlassen, es war nur noch eine Frage der Zeit.
„Hättest du dich zu mir hingezogen gefühlt, wenn wir uns unter anderen Umständen begegnet wären?“
„Du meinst, rein zufällig?“ Die Vorstellung schien ihn zu faszinieren.
Sie nickte.
Er betrachtete sie so aufmerksam, dass sie fast glaubte, er könne bis auf den Grund ihres Herzens blicken. „Ganz bestimmt. Und wie sieht es bei dir aus? Hättest du mich gewollt?“ Er lehnte sich im
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