Julia Extra 0353
ich nicht.“
„Warum nicht?“
„Es würde alles zerstören.“
„Viel mehr kannst du gar nicht zerstören. Du machst dir keine Vorstellung, was passiert ist …“
„Es tut mir leid“, unterbrach Emmeline mit tränenerstickter Stimme. „Mir ist alles außer Kontrolle geraten.“
„Du denkst wirklich, dass es immer nur um dein Leben geht, oder?“ Hannah wurde lauter.
„Nein, ganz bestimmt nicht.“
„Aber du hast mich an deiner Stelle hergeschickt, obwohl du nie die Absicht hattest, sofort nachzukommen.“ Hannah war jetzt so wütend, dass sie in den Hörer schrie. „Du hast mich benutzt. Was meinst du wohl, wie ich mir hier vorkomme? Eine Gefangene, die so tut, als …“ Sie hörte das Knarren eines Dielenbretts und drehte sich abrupt um.
Zale.
Das Blut wich aus ihrem Gesicht, in ihren Ohren war nur noch ein Rauschen.
Sie klappte das Handy zu. Beinahe wäre es ihr aus der Hand gefallen.
„Wie geht es unserem lieben Freund Alejandro?“, sagte Zale und zog die Tür hinter sich zu.
Ihr Herz schlug wie wild. „Es ist nicht so, wie du denkst.“
„Hört, hört. Natürlich musst du weiter deine Spielchen spielen. Das Wort ‚ehrlich‘ ist für dich wohl ein Fremdwort.“ Er ging zum Bett, setzte sich und klopfte neben sich auf die Matratze. „Komm zu mir, damit wir Spaß haben können.“
„Zale, ich habe nicht mit Alejandro gesprochen, sondern mit einer Freundin.“
„Und das soll ich dir glauben?“
„Ja.“
„Ich habe genug gehört. Du hast ihn angefleht, herzukommen und dich nach Hause zu bringen.“
„Nein. Das habe ich nicht. Ich schwöre es.“
„Hör auf.“ Seine Stimme klang tief und gefährlich.
Sie ging auf ihn zu und hielt ihm mit zitternden Händen das Handy hin. „Am besten rufst du die letzte Nummer auf dem Display an und hörst selbst, wer rangeht. Es war kein Mann.“
Mit einer herrischen Handbewegung hieß er sie schweigen.
Er kochte vor Wut, seine bernsteinfarbenen Augen funkelten böse. Plötzlich sprang er vom Bett auf und umkreiste sie.
„Jedes Mal, wenn ich mich zu dir hingezogen fühle, hältst du mich zum Narren.“
„Nein.“ Sie verschränkte die Arme. Er wirkte gefährlich. Unberechenbar. „Das würde ich niemals machen. Niemals.“ Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er recht hatte. Sie hatte ihn tatsächlich die ganze Zeit über zum Narren gehalten.
Sie hatte sich für Emmeline ausgegeben.
Sie hatte so getan, als wolle sie ihn vor der Hochzeit besser kennenlernen. Dabei war sie gar nicht die Frau, die er heiraten wollte …
„Ich halte dich nicht gegen deinen Willen gefangen.“ Er spuckte die Wörter förmlich aus. „Diese Tür hat keinen Schlüssel. Keine Palastwache hält dich hier fest. Wenn du gehen willst, dann gehe. Ich habe zu tun und werde nicht eine weitere Sekunde meiner kostbaren Zeit mit dir verschwenden.“
„Zale …“
Mit einer Handbewegung würgte er ihr das Wort ab. „Es reicht. Willst du es noch schlimmer machen?“ Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, verschwand er aus dem Zimmer.
12. KAPITEL
Zale durchquerte eilig die große Halle mit den Wappenbannern der ehemaligen Könige und den mittelalterlichen Rüstungen und lief zu dem neuen Flügel mit der Fitnesshalle, den er vor fünf Jahren hatte errichten lassen.
Im ersten Stock der Halle befand sich ein originalgetreues Fußballfeld mit echtem Rasen. Der zweite Stock war in verschiedene Sportfelder aufgeteilt, darunter eines für Tennis, Basketball und Handball. Zusätzlich gab es noch einen Kraftraum, in dem er regelmäßig trainierte.
Außer dem Umkleideraum befanden sich auf dieser Etage noch eine Sauna, ein Whirlpool und eine Massagebank.
In diesem Teil des Palasts hatte er immer den Eindruck, wieder der Mensch zu sein, dem Sport im Leben alles bedeutet hatte. Nur hier konnte er wirklich abschalten. Hier war er kein König, sondern ein ganz normaler Mann.
Im Umkleideraum zog Zale das weiße Hemd und die Smokinghose aus und schlüpfte in Jogginghose, T-Shirt und Laufschuhe.
Heute wollte er nicht aufs Laufband gehen. Heute wollte er Kilometer um Kilometer auf der roten Tartanbahn zurücklegen, die um das Fußballfeld führte. Aber ganz gleich, wie viel er auch laufen würde, vor sich selbst würde er nicht davonlaufen können.
Er würde seinen Gedanken nicht entfliehen können.
Warum war er so verrückt gewesen, ihr zu vertrauen?
Obwohl der Ehevertrag noch nicht unterschrieben war, hatten sie miteinander geschlafen. Dabei betrog sie
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