Julia Extra 0353
Jagdschloss liegt mehr als eine Stunde vom nächsten Krankenhaus entfernt. Wir riefen den Notarzt, aber der Hubschrauber war anderweitig im Einsatz.“ Sie presste die Lippen aufeinander. „Ihre Hoheit wusste, dass sie sterben würde …“
Tränen liefen ihr über die Wange, und sie sprach nicht weiter. Dann fing sie sich wieder. „Ihre Hoheit war sehr tapfer und blieb ganz ruhig. Sie gab uns genaue Anweisungen. Wir sollten ein Baby zu ihrem Bruder bringen, damit es im Schloss von Brabant aufwuchs. Das andere Baby sollte zu dem Vater der Kinder nach Amerika gebracht werden. Ich war es, die mit der kleinen Jacqueline zu ihm flog und ihm die Nachricht überbrachte, dass Ihre Königliche Hoheit im Kindbett gestorben war.“
„Er wusste von ihrer Schwangerschaft?“
Mrs Sivka nickte. „Ihre Hoheit hatte ihm geschrieben, aber ihre Familie war gegen die Verbindung.“
„Ich glaube das alles nicht.“
„Ich habe ihm verschwiegen, dass er noch eine zweite Tochter hat. Schließlich hatte ich den Schwur abgelegt.“
„Warum erzählen Sie mir das alles? Nichts als Märchengeschichten …“
„Sie müssen keine Angst haben, Majestät.“
„Angst?“, rief er zornig. „Sie glauben, ich hätte Angst?“
„Ja.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Als kleiner Junge waren Sie genauso. Sie haben Enttäuschungen und Schmerz gehasst und sich selbst wehgetan, damit es niemand anderes tun konnte. Denn dann wäre der Schmerz für Sie unerträglich geworden.“
„Sie können jetzt gehen, Mrs Sivka.“
Sie rührte sich nicht. „Ihre Gebete sind erhört worden, Majestät. Es gibt auf der Welt nicht nur Schmerz, sondern auch Glück und Gerechtigkeit. Im Grunde Ihres Herzens wissen Sie, wie meine Geschichte ausgeht.“
An seinem Kinn war das Zucken eines Muskels zu erkennen. „Sie meinen, dass die kleine Jacqueline niemand anderes ist als …“
„Ihre Prinzessin Hannah.“
Zale musste sich setzen, da seine Beine zitterten.
„Sie sollen keine Märchen erzählen“, sagte er leise.
„Ich habe Sie noch nie belogen, Majestät.“ Mrs Sivka ging zur Tür und öffnete sie. Draußen stand Hannah, in Jeans und weißer Bluse. Sie trug das Haar offen, und ihr wunderschönes Gesicht war ohne Make-up.
„Hallo, Majestät.“
Zales Herz setzte einen Schlag aus. Seine geliebte Hannah war hier.
Ob Prinzessin oder nicht – sie gehörte ihm. Jederzeit würde er für ein Leben mit ihr alles aufgeben.
Mrs Sivka lächelte. „Euer Majestät, darf ich vorstellen? Ihre Königliche Hoheit, Hannah Jacqueline Smith.“
Später wusste er nicht, wer den ersten Schritt getan hatte, denn plötzlich lag sie in seinen Armen und schmiegte sich an ihn.
„Ich hatte gedacht, dich niemals wiederzusehen“, flüsterte sie und sah ihm in die Augen. „Und niemals ist eine so lange Zeit.“
„Ich weiß. Im letzten Monat bin ich fast verrückt geworden.“
„Das habe ich gehört.“
„Von wem?“
„Ich habe jeden Tag im Palast angerufen und mich bei Mrs Sivka nach dir erkundigt.“
„Sie hat hinter meinem Rücken über mich geredet?“
„Ja. Ich habe keine Ruhe gelassen, bis sie mir die Wahrheit gesagt hat.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Als ich erfahren habe, wie viele Kilometer du jeden Tag läufst, wäre ich am liebsten sofort ins Flugzeug gestiegen und zu dir geflogen. Aber ich hatte Angst, dass ich dann nie wieder von hier fortwollen würde.“
„Aber jetzt bist du hier.“
Tränen liefen ihr über die Wange. „Weil ich tatsächlich nie wieder von hier fortwill, es sei denn, du schickst mich weg.“
In ihren langen dunklen Wimpern hingen Tränen, ihre Nase war rot vom Weinen. Und doch war sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte. „Ich brauche dich an meiner Seite, Hannah. Ohne dich kann ich nicht leben.“
„Mrs Sivka hat mich am Dienstag angerufen. Sie hatte solche Angst um dich, dass sie mir gestanden hat, wer ich wirklich bin.“ Ihre Unterlippe zitterte. „Auf meiner Geburtsurkunde steht der Name Hannah Jacqueline Smith. Ich habe mich schon immer gefragt, wie mein Vater auf den Namen Jacqueline gekommen ist. Erst nach dem Anruf von Mrs Sivka ist er mit der Sprache herausgerückt.“
Zale warf dem alten Kindermädchen einen grimmigen Blick zu. „Ich kann kaum glauben, dass Sie uns die Wahrheit so lange verheimlicht haben …“
„Ich hatte einen Schwur abgelegt, Majestät.“
„Was für ein Unsinn, ich sollte Sie entlassen“, murmelte er.
„Lass es gut sein“,
Weitere Kostenlose Bücher