Julia Extra 0353
Tritt, nicht wahr?“
„Absolut.“ Sie legte den Kopf auf seine Schulter. „Aber jetzt lies vor. Ich kann es kaum erwarten, dass der Prinz und die Prinzessin heiraten und glücklich bis an ihr Lebensende sind.“
„Und genauso ist es gekommen, nicht wahr?“, fragte er und blätterte bis zur ersten Seite des letzten Kapitels.
„Ja, Majestät. Glücklich bis an ihr Lebensende.“
– ENDE –
Meine Liebe verzeiht alles
1. KAPITEL
Jennie Hunters größtes Talent bestand normalerweise darin, unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen. Leider verließ sie diese Gabe gänzlich unerwartet an einem Neujahrstag, als plötzlich ein zerrupfter Brautstrauß aus weißen Lilien in ihren Händen landete.
Wie war dieser Strauß bloß ausgerechnet zu ihr gekommen?
Jennie war gerade auf dem Weg in den Garten, als die Braut ihres Stiefbruders sich umdrehte und den Brautstrauß in die wartende Menge warf. Hatte Alice etwa mit Absicht auf sie gezielt? Jennie hätte es ihr zugetraut. Seitdem Alice sich mit Jennies Stiefbruder verlobt hatte, hatte sie versucht, all ihre Single-Freundinnen zu verkuppeln, wobei Jennie ihr besonders am Herzen zu liegen schien.
Eine feuchte fleischige Hand legte sich auf Jennies Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Jennie“, erklang eine männliche Stimme. „Du bist bestimmt auch bald dran.“
Das Lächeln, mit dem sie ihren Cousin Bernie bedachte, geriet ein wenig schief. Hoffentlich hatte er keinen Schweißfleck auf ihrem edlen Vintage-Brautjungfernkleid hinterlassen, sonst würde sie ihm den Brautstrauß ins Gesicht drücken.
Du bist bestimmt auch bald dran. Das hatte sie heute schon mehrfach gehört.
Jennie sah auf den Strauß hinunter. Warum hatte sie überhaupt danach gegriffen, als er sie traf? Es war bestimmt ein Reflex gewesen. Eine ganze Reihe von einsamen Frauen hatte darauf gehofft, diese Trophäe in der Hand zu halten. Sie hätte sie ihnen überlassen sollen. Stattdessen spürte Jennie zahllose vorwurfsvolle Blicke auf sich gerichtet, als die versammelte Gästeschar sich nach und nach von dem Brautpaar verabschiedete.
Jennie wurde mit der Menge mitgeschoben, immer noch den verflixten Strauß in der Hand. Wo hätte sie ihn auch loswerden sollen? Sie beobachtete, wie Cameron und Alice zahlreiche Hände schüttelten, um sich zu verabschieden. Und obwohl sie aktuell eher einen gewissen Zynismus der „wahren Liebe“ gegenüber hegte, musste sie plötzlich doch tief seufzen.
Alice sah in ihrem Kleid aus den Dreißigerjahren wunderschön aus, wie eine grazile Debütantin. Und Cameron? Nun, er konnte kaum die Augen von seiner jungen Frau lassen. Und genau so sollte es bei Frischverheirateten doch auch sein, oder etwa nicht? Die Braut als Zentrum des Universums für den Bräutigam, der Sinn seines Lebens.
Jennie musste erneut tief seufzen, hustete aber schnell, um das Geräusch zu überspielen. Jetzt schien der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, um sich von dem Brautpaar zu verabschieden. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, umarmte Cameron, der sehr mit sich zufrieden zu sein schien, und wandte sich Alice zu. Der Blick der Braut fiel auf die Blumen in Jennies Händen, und sie lächelte ihre Freundin entzückt an.
Jennie zwang sich ebenfalls zu einem breiten Lächeln und hielt den Strauß hoch. Alice umarmte sie herzlich.
„Du verdienst es, den Mann deines Lebens zu finden“, flüsterte sie Jennie ins Ohr. „Bestimmt wirst du ihn bald kennenlernen. Er wird dein Leben auf den Kopf stellen, und du wirst dein Glück kaum fassen können.“
Das klang nicht schlecht. Nur hatte Jennie erst vor Kurzem festgestellt, dass sie mit ihrem momentanen Leben wesentlich besser zurechtkam.
Sie schloss kurz die Augen und musste an all die verstörenden Ereignisse der letzten Zeit denken, die sie so erschüttert hatten. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen weiteren tiefen Seufzer. Als Alice sich aus der Umarmung löste, waren Jennies Augen wieder geöffnet und versprühten die gewohnte Keckheit. Diese Show gelang ihr immer.
Und dann verschwand das Brautpaar, begleitet von Konfettischauern, Glückwünschen und dem Klappern alter Dosen, die am Auto angebunden waren. Während der Sportwagen in hohem Tempo die Einfahrt des exklusiven Countryhotels hinunterfuhr, atmete Jennie auf.
Endlich war der offizielle Teil vorbei.
Doch die Party ging weiter, und bestimmt würden es einige der Gäste bereuen, wenn sie am nächsten Tag Bilder ihrer Ausschweifungen im Internet finden
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