Julia Extra 0353
was hättest du getan? Mich ins Gefängnis geworfen?“
„Ich war wütend und bin es immer noch.“
Sie setzte sich im Schneidersitz aufs Bett und sah ihn trotzig an. „Mein Vater hat mir meinen Pass und eine Kreditkarte geschickt. Beides sollte heute Nachmittag eintreffen. Dann kann ich hier weg.“
„Ich könnte dich vorher verhaften lassen.“
„Hast du deshalb so viele Wachen mitgebracht?“
„Du klingst nicht besonders reumütig.“
„Ich habe mich Dutzende Male bei dir entschuldigt …“
„Dann versuche es doch noch einmal.“
Mit einem Mal hatte sie das Gefühl, die Luft im Zimmer wäre sexuell aufgeladen. „Es tut mir leid.“
„Ist das alles, was du zu bieten hast? Warum beweist du mir nicht, dass du es aufrichtig bereust?“
„Wie denn?“
Seine bernsteinfarbenen Augen betrachteten sie von Kopf bis Fuß. „Ich bin mir sicher, dir fällt etwas ein.“
Ein Schauder lief ihr über den Rücken. „Erst wirfst du mich hinaus, dann erwartest du, dass ich mit dir ins Bett gehe. So geht das nicht.“
„Warum nicht?“
„Weil ich nicht mit dir schlafen will“, gab sie zurück.
„Gut, denn an Schlaf hatte ich auch nicht gedacht.“ Er kam auf sie zu und blieb vor dem Bett stehen. Hannah konnte sein Verlangen förmlich spüren. „Aber du wirst trotzdem mit mir schlafen.“
„Warum sollte ich?“ Mit der Zunge fuhr sie sich über die trockenen Lippen.
„Weil ich mich an deine Worte beim Ball erinnere. Du hast gesagt, du hättest dich auf den ersten Blick in mich verliebt. Oder hast du dir das auch nur ausgedacht?“
„Nein“, flüsterte sie. „Ich habe mich sofort in dich verliebt. Ich wusste, dass es falsch war, weiter so zu tun, als sei ich Emmeline. Aber ich war so gern mit dir zusammen …“
Er nahm eine ihrer Haarsträhnen und spielte damit. „Und ich war lieber mit dir zusammen als mit jeder anderen Frau.“
Seine rauchige Stimme und das Feuer in seinen Augen ließen ihren Puls schneller schlagen. Ihre Haut fing an zu kribbeln.
„Was machen wir jetzt also?“, fragte er und ließ ihre Haarsträhne los.
„Du bist nicht mehr wütend auf mich?“
Er streichelte ihren Nacken. „Oh, doch. Aber das scheint an meinen Gefühlen für dich nichts zu ändern.“
Seine Berührung ließ sie erbeben. „Und was empfindest du für mich?“
In seinen Augen brannte ein Feuer. „Liebe.“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Du … liebst … mich?“
Er ging vor ihr auf die Knie und küsste sie. „Auch wenn ich mich zum Narren mache – ja.“
„Du bist kein Narr.“ Sie schloss die Augen. „Ich liebe dich auch.“
„Sag das noch einmal.“
Sie öffnete die Augen und sah den Hunger und die Hoffnung in den seinen. „Ich liebe dich, Zale. Ich liebe dich mehr, als ich jemals einen Menschen geliebt habe.“
16. KAPITEL
Zale lag im Bett und hielt Hannah in seinen Armen. Die Jalousien waren geöffnet, sodass sie den Sonnenuntergang betrachten konnten. Kurz zuvor hatte der Himmel in einem spektakulären Rotorange geleuchtet, aber jetzt verblassten die feurigen Farben allmählich, und das Licht der Straßenlaternen erhellte die Nacht.
Seit fünf Stunden lagen sie nun schon im Bett und liebten sich. Doch in die liebevolle, zärtliche Stimmung mischte sich ein Hauch Wehmut.
Seit seiner Geburt hatte Zale gewusst, dass er eine echte Prinzessin heiraten musste. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr hatte er gewusst, dass Emmeline diese Frau war.
Von einem Augenblick auf den anderen hatte sich alles geändert.
Er würde Emmeline nicht heiraten.
Die Frau, die er liebte, war keine Prinzessin.
Die Pflicht verlangte es, dass er sich von Hannah trennte. Sein Verstand riet ihm dasselbe, dennoch schien sie jetzt schon zu seinem Leben dazuzugehören wie Tinny. Und von Tinny würde er sich niemals trennen.
Aber wer sollte Thronfolger werden, wenn er sich für Hannah entschied?
Natürlich hatte er Cousins, aber keiner von ihnen lebte in Raguva. Sie hatten ihren Lebensmittelpunkt in Weltstädte wie Sydney und Paris, London und Buenos Aires verlegt.
Andererseits hatte er beim Tod seiner Eltern ebenfalls nicht in Raguva gelebt, sondern in Madrid. Um seinem Land zu dienen, war er nach Hause zurückgekehrt.
Andere konnten das ebenfalls leisten. Sein ältester Cousin Emmanuel stand in der Thronfolge an erster Stelle. Allerdings war er nicht bei bester Gesundheit. Tatsächlich war er so schwach, dass er und seine Frau keine Familie gegründet hatten. Es würde also keinen Erben
Weitere Kostenlose Bücher