Julia Extra 0353
vorgestellt haben, wären Sie bitte so nett, mich mit meiner Frau allein zu lassen?“
Jennie zuckte unwillkürlich zusammen. Sie fühlte sich ganz und gar nicht wie seine Frau.
Kämpferisch erwiderte Coreen: „Nur wenn es für Jennie okay ist.“
Noch nie zuvor hatte Jennie Alex so kalt und abweisend erlebt. Wenn sie diese Seite von ihm schon früher gesehen hätte, hätte sie sich vielleicht nicht so schnell dazu hinreißen lassen, ihm das Jawort zu geben.
„Das ist schon okay“, sagte sie zu Coreen und erhob sich. „Alex und ich … na ja, wir …“
„… haben noch etwas miteinander zu klären“, ergänzte er.
Das kann man wohl sagen, dachte Jennie. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, alles nur zu träumen, bis die Band erneut zu spielen begann und ihr die vielen Menschen im Saal bewusst wurden. Auf keinen Fall durfte sie zulassen, dass Alex ihr hier eine Szene machte. Bei dem Gedanken, dass ihr Vater und Marion alles mitbekommen könnten, drehte sich ihr der Magen um.
Und obwohl sie Alex am liebsten an die Gurgel gegangen wäre und ihn gefragt hätte, warum er sie mitten in den Flitterwochen im Stich gelassen hatte, war es wohl tatsächlich das Beste, ihm seinen Wunsch zu erfüllen und eine ruhige Ecke zu finden, in der sie sich ungestört unterhalten konnten.
„Können wir?“, fragte er und nickte Jennie auffordernd zu. Sie nickte stumm, warf Coreen noch einen entschuldigenden Blick zu und folgte ihm durch die Menge der Tanzenden hinaus ins Foyer.
Vor allem musste sie jetzt die Situation in den Griff bekommen und durfte nicht zulassen, dass Alex’ plötzliches Auftauchen einen Skandal provozierte. Das würden ihr Cameron und Alice nie verzeihen. Sie konnte sich schon das ganze Gerede vorstellen, das diese Neuigkeit auslösen würde. Nein, das durfte sie ihrer Familie nicht antun.
Glücklicherweise war Alex im Gegensatz zu ihr nicht der Typ, der gern im Scheinwerferlicht stand. Jennie hoffte, dass sie sich trotz allem auf seine Diskretion verlassen konnte.
Andererseits ging etwas Bedrohliches von ihm aus, dass sie sich plötzlich nicht mehr sicher war. Warum war er gekommen? Was wollte er von ihr?
Sie erreichten das Foyer, das bis auf ein paar Angestellte leer war, und suchten sich eine ruhige Ecke.
Ein Zittern erfasste ihren Körper, als Alex jetzt dicht vor ihr stand. Sie hätte alles getan, um sich aus dieser Situation zu befreien. Aber er ließ ihr keine Wahl.
„Was machst du hier, Alex?“
Alex rührte sich nicht vom Fleck und sah sie unverwandt an. „Jennie, du bist meine Frau! Wie kannst du daran zweifeln, dass ich alles tun würde, um dich zu finden?“
Tränen füllten ihre Augen. Nach diesen Worten hatte sie sich immer gesehnt. Als sie damals davongelaufen war, war es ihr Wunsch gewesen, dass er sich zu ihr bekannte. Und erst als das nicht passiert war, er ihr Bedürfnis nicht erfüllte, wurde sie sich ihrer wahren Gefühle bewusst.
Immer wieder hatte sie sich vorgestellt, wie er sie an sich ziehen und küssen würde. Aber der Blick, mit dem er sie jetzt betrachtete, war alles andere als liebevoll. Es war wie ein Schlag in die Magengrube. Aber sie wollte ihm ihre Schwäche nicht zeigen.
„Nun, jetzt hast du mich ja gefunden“, sagte sie und verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust.
„Ich bin aus zwei Gründen gekommen … Es gibt ein paar Dinge, die du wissen musst. Außerdem finde ich, dass du mir eine Erklärung schuldest.“
Eine Erklärung? Er wollte eine Erklärung von ihr? Das war ja wirklich das Letzte!
„Ist das alles?“
Sie hasste sich dafür, dass ein Teil von ihr immer noch hoffte, dass er allein ihretwegen gekommen war, nur weil er sie brauchte. Seine eisblauen Augen taxierten sie.
„Vielleicht. Das weiß ich noch nicht“, meinte er lapidar.
Das war zu viel für Jennie. Eine solche Behandlung hatte sie einfach nicht verdient. All ihre Wut und Enttäuschung brachen sich plötzlich Bahn.
„Geh zur Hölle!“, schrie sie empört, drehte sich um und marschierte trotz ihrer hohen Absätze im Eiltempo los. Sie wollte einfach nur weg von ihm.
In diesem Augenblick hörte sie von oben leise die Stimme ihrer Stiefmutter, während Alex sie am Handgelenk packte und herumriss. Vergeblich versuchte sie sich zu befreien.
Sie war noch nicht bereit für eine Konfrontation. Weder mit ihm noch mit ihrer Familie. Komisch daran war nur, dass sie sich ein Wiedersehen mit ihm immer wieder ausgemalt und von nichts anderem geträumt hatte. Hundertmal
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