Julia Extra 0353
ihrer Tage‘!“
Ohne auf die Antwort zu warten, nahm sie einen tiefen Schluck aus der Flasche. Coreen sah sie mit einem wissenden Lächeln an.
„Hast du auch den Hochzeitsblues?“
„Du hast keine Ahnung“, erwiderte Jennie trocken und setzte erneut die Flasche an. Ihr war nicht entgangen, mit welch begehrlichem Blick Coreen gerade einen der jungen attraktiven Kellner betrachtet hatte. „Bei dir sieht es aber nicht so aus.“
Ihre Freundin lächelte lasziv. „Na ja, das ist aber nicht dasselbe, oder? Flirten kann man immer, aber an Tagen wie diesen, wo es um ewige Liebe und all diese Sachen geht, fühlt man sich schon mal …“
„… selbstmordgefährdet?“
„Ich würde eher sagen: einsam. Aber deine Beschreibung ist nicht … falsch.“
Der Kellner, dem Coreens Flirtversuch nicht entgangen war, lächelte zu ihr hinüber.
„Eines weiß ich mit Sicherheit – er denkt ganz bestimmt nicht an Liebe und ewige Treue. Dazu habe ich diesen Blick bei Männern zu oft gesehen.“
„Denkst du denn daran?“, wollte Jennie wissen.
„Vielleicht. Schwer zu sagen.“ Coreen sah Jennie prüfend an. „Und du?“
Jennie wollte gerade eine flapsige Bemerkung machen, brachte sie aber nicht über die Lippen. Noch vor ein paar Wochen hatte sie an all das geglaubt, an Liebe und Treueschwüre und das ganze Zeug. Doch das war vorbei. Vielleicht für immer. Unwillkürlich fingen ihre Lippen zu zittern an.
„Hey.“ Besorgt strich Coreen ihr übers Haar. „Was ist los mit dir?“
Jennie spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie konnte nichts dagegen tun. Aber warum? Warum gerade jetzt? Sie hatte den Tag doch gut überstanden, warum brach sie jetzt zusammen? Geradezu lächerlich. Vielleicht hatte es an dem Blick gelegen, mit dem Cameron Alice angesehen hatte. Auch Jennie hatte geglaubt, das Glück gefunden zu haben, aber es war alles nur ein Traum gewesen. Eine Fata Morgana. Und dieses Wissen bohrte sich wie ein Messer in ihr Inneres.
„Wer weiß, vielleicht werden wir eines Tages auch so ein schönes Hochzeitskleid tragen wie Alice“, meinte Coreen, die ihren Kummer falsch deutete. Um Jennie aufzuheitern, fuhr sie fort: „Obwohl ich mir insgeheim überlegt habe, an diesem besonderen Tag überhaupt nichts anzuziehen.“
Jennies Tränen schlugen in hysterisches Lachen um, wovon sich Coreen anstecken ließ. Sie konnten gar nicht mehr aufhören. Jennie bemerkte zwar, dass wenige Meter entfernt jemand stand und sie beobachtete, doch sie achtete nicht weiter darauf.
Irgendwann verstummte Coreen, und nur Jennies Gekicher blieb zurück. Langsam erholte auch sie sich von dem Anfall und rieb sich die Tränen aus den Augen. Erst jetzt lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf die Gestalt, die noch immer in ihrer Nähe stand.
Ihr verschlug es den Atem, und jeder Rest Heiterkeit wich aus ihrem Körper.
Der Mann vor ihr war groß und ausgesprochen gut angezogen. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten, was seine Züge noch markanter erscheinen ließ. Aber es waren seine Augen, die sie gefangen nahmen – sie waren von einem hellen Blau, vergleichbar mit dem eines verschleierten Sommerhimmels. Doch der Blick, der sie traf, war eiskalt, sodass sie zu zittern anfing.
„Jennie?“, drang Coreens Stimme wie aus der Ferne an ihr Ohr. „Kennst du diesen Mann?“
Jennie schluckte. „Coreen, das ist … das ist Alex Dangerfield.“
Alex nickte Coreen zu, ohne den Blick von Jennie zu wenden.
„Du kennst ihn also?“ Coreen schien erleichtert zu sein.
Endlich begann Alex mit tiefer, warmer Stimme zu sprechen, was ein Kribbeln in Jennie auslöste.
„Das sollte sie“, sagte er ohne den Anflug eines Lächelns. „Ich bin nämlich ihr Ehemann.“
2. KAPITEL
Wie vom Donner gerührt, starrte Coreen Alex an, bevor sie sich wieder Jennie zuwandte.
„Dein …“, sie brachte das Wort nicht über die Lippen. „Ist das wahr?“
Jennie nickte. Ja, leider stimmte es. Am liebsten hätte sie es geleugnet, aber wie sie Alex kannte, wäre er in der Lage, in einem solchen Moment zum Beweis einen Trauschein aus der Tasche zu ziehen. Die Vorstellung allein brachte sie zur Weißglut.
Seit er weg war, hatte sich die Wut auf ihn mit idiotischen Sehnsuchtsgefühlen abgewechselt. Doch jetzt brach sich ihr Ärger unkontrolliert Bahn.
Was fiel ihm ein, hier einfach so aufzutauchen?
Empört wollte sie ihn zur Rede stellen, aber er kam ihr zuvor.
Zu Coreen gewandt sagte Alex mit kühler Stimme: „Nachdem wir uns jetzt
Weitere Kostenlose Bücher