Julia Extra 0353
dagegen, und es wäre reine Geldverschwendung, den Raum nicht zu benutzen.“ Marion griff in ihre Tasche und drückte Jennie einen Schlüssel mit einem Plastikanhänger in die Hand.
Jennie zuckte unwillkürlich zurück, doch sie hatte keine Wahl, als die Schlüssel anzunehmen. Plötzlich löste sich die Spannung aus ihrem Körper, und Alex wusste, dass er gewonnen hatte. Komischerweise enttäuschte ihn ihre Reaktion ein wenig. Er hätte nie gedacht, dass sie sich so schnell geschlagen geben würde. Gerade ihre sture Entschlossenheit war etwas, was ihm an ihr so gefallen hatte.
Vielleicht hatte er sie von Anfang an falsch eingeschätzt. Ihre Affäre und die anschließende Hochzeit hatten sie beide wie ein Wirbelwind mitgerissen, dynamisch und zerstörerisch zugleich. Und nun sah er sich mit den Trümmern seiner jungen Ehe konfrontiert und musste herausfinden, ob noch etwas zu retten war.
Im Grunde kannte er Jennie gar nicht. Sie war einfach eine Frau, die ihn vom ersten Moment an fasziniert und umgarnt hatte. Aber sie war auch bei den ersten Schwierigkeiten davongelaufen, das ließ sich nicht leugnen.
„Du weißt ja sicher noch, wo es ist, Jennie. Immerhin hast du Alice heute Morgen ja noch beim Ankleiden geholfen“, erklärte Marion.
Jennie nickte wie betäubt und setzte sich in Bewegung. Als Alex an Marion vorbeikam, ergriff sie ihn am Arm und flüsterte: „Viel Glück. Ich weiß, sie ist manchmal schwierig. Aber die Mühe lohnt sich.“
Alex folgte Jennie die große Treppe hinauf und sah, wie sich ihr anmutiger Körper unter dem Satinkleid hin und her bewegte.
Warum hatte sie ausgerechnet dieses Kleid angezogen?
Nachdem sie oben angekommen waren, gingen sie den Flur entlang, bis Jennie vor einer großen Doppeltür stehen blieb. Die Schlüssel fest umklammert, zögerte sie jedoch aufzuschließen.
Er bemerkte, dass sie keinen Ring trug.
Langsam löste er ihre Finger von dem Schlüssel und sah den Grund ihres Zögerns.
In verschnörkelter Schrift war auf dem Plastikanhänger „Hochzeitssuite“ eingraviert.
3. KAPITEL
Alex war froh, dass die Sonne langsam hinter den hohen Bäumen versank. Er war kein großer Freund von Gartenpartys und sehnte den Moment herbei, an dem er sich endlich verabschieden konnte.
Als sein Seniorpartner Edward ihm den Vorschlag gemacht hatte, sich bei der Belegschaft und den Klienten mit einem kleinen Event zu bedanken, hatte er keine überzeugenden Gegenargumente gefunden und schließlich eingewilligt.
Seufzend nippte er an seinem Bier. Die Party schien für alle ein Erfolg zu sein, nur er konnte sich schon jetzt nicht mehr erinnern, mit wem er Small Talk betrieben oder was er vom Buffet gegessen hatte. Alles, was nicht direkt mit seiner Arbeit zu tun hatte, blieb ihm in letzter Zeit einfach nicht im Gedächtnis.
Er ließ sich auf einem der Korbstühle nieder und beobachtete, wie die Gäste sich zwischen Wintergarten und Pergola hin und her bewegten. Als Gastgeber verbot es sich, als Erster zu gehen, doch der erlösende Moment schien nicht mehr fern zu sein.
Am Rande zu stehen und andere Menschen dabei zu beobachten, wie sie sich amüsierten, war inzwischen für ihn zur Normalität geworden. Er war nicht unglücklich und wusste zumindest, was er in seinem Leben nicht mehr wollte. Keine Dramen, keine unangenehmen Überraschungen, denn davon hatte er in seinem Leben bereits mehr als genug gehabt.
Der Himmel wurde immer dunkler, doch die Gäste wollten einfach nicht gehen. Zu Alex’ Enttäuschung schienen es jetzt sogar noch mehr zu sein. Die Gartenbeleuchtung wurde angeschaltet und tauchte die gesamte Szenerie in ein märchenhaftes Licht, was mit lautem Applaus bejubelt wurde. Bluesmusik erklang, worauf die ersten Paare unter der Pergola zu tanzen anfingen.
Super. Ein Gartenfest, das zur nächtlichen Tanzparty ausartete. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
„Ich hätte mir denken können, dass du dich hierher verkrochen hast.“ Edwards Frau Charity stand plötzlich neben ihm und lächelte zu ihm hinunter. Sie war in jeder Beziehung perfekt – eine elegante Erscheinung und clevere Geschäftsfrau. Genau die Art von Trophäe, mit der ein Mann in Edwards Position sich schmücken sollte.
Alex sah zu ihr hoch und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe mich nicht verkrochen.“
„Edward sucht dich überall“, erklärte sie. „Irgendein hohes Tier, das du beeindrucken sollst.“ Sie zeigte auf eine Gruppe von Männern in dunklen Anzügen, die in einer Ecke der
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