Julia Extra 0353
von ganzem Herzen, und ich will den Rest meines Lebens mit ihm verbringen.“
Um nicht in Tränen auszubrechen, wandte sie sich hastig ab und betrachtete wieder den Brautstrauß. Wo, zum Teufel, blieb das Klopfen an der Tür? Philippas Worte sollten ihr doch Mut machen!
Jeder kann sehen, wie sehr er dich liebt.
Sie wollte daran glauben. Weil er die Worte immer noch nicht ausgesprochen hatte. Doch dann dachte sie wieder daran, was er in dem winzigen Bistro in Paris zu ihr gesagt hatte. Manche Dinge versteht man auch ohne Worte.
Trotzdem war sich Gabriella sicher, dass Raoul ihr seine Liebe auch noch in Worten gestehen würde. Er wartete nur auf den richtigen Moment. Wie heute Nacht.
Bei dem Gedanken lief Gabriella ein wohliger Schauer über den Rücken und entzündete ein Feuer tief in ihrem Inneren. Heute Nacht würden sie in ihrem Liebes-Alkoven die Ehe vollziehen.
Sie konnte es kaum erwarten.
In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Sie fühlte eine Hand auf ihrem Arm. „Es ist Zeit“, sagte Philippa sanft.
Nur wenige Gäste waren in der Kirche versammelt, doch als Gabriella Raoul erblickte, sah sie nur noch ihn. Er stand vorne am Altar und wartete auf sie. Der dunkle Anzug betonte seinen hochgewachsenen, athletischen Körper und die blauschwarzen Haare, und für einen Moment konnte Gabriella ihr Glück kaum fassen.
Aber obwohl sie aus tiefster Seele an ihn glaubte, obwohl sie wusste, dass er sie liebte, suchte sie trotzdem nach irgendeinem Zeichen seiner Liebe. Sie sah, wie er etwas zu Marco sagte, der neben ihm stand, dann setzte die Musik ein und verkündete ihren Eintritt.
Marco klopfte Raoul auf die Schulter. Dieser richtete sich auf und drehte sich um. Ihre Blicke trafen sich, und sofort spürte Gabriella wieder dieses warme Gefühl.
Es war, als würde Raoul ihre Seele berühren. Niemand, der sie nicht wahrhaft liebte, konnte sie so anschauen. Dies war ein Blick zwischen Seelengefährten.
„Oh, mein Gott“, raunte ihr Philippa von der Seite zu und strahlte. „Hast du diesen Blick gesehen? Dieser Mann ist ernsthaft verliebt.“ Noch einmal drückte sie Gabriellas Arm, dann nahm ihre Freundin in einer Bankreihe Platz.
„Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut nun küssen.“
Geschafft.
Fast hätte Raoul vor Erleichterung laut geseufzt. Das Adrenalin rauschte durch seine Adern und ließ ihn die Bürde seines Versprechens fast vergessen.
Aber dann beging er den Fehler, seine Braut anzuschauen. Mit ihren großen Katzenaugen betrachtete sie ihn erwartungsvoll durch den Schleier und wartete auf seinen Kuss. Aus ihrem glücklichen Lachen sprachen Hoffnungen, Träume und Wünsche. Genau das war der Moment, vor dem Raoul sich gefürchtet hatte.
„Ich liebe dich“, murmelte Gabriella, und er wollte auf der Stelle aus der Kapelle laufen. Er unterdrückte ein Stöhnen. Hatte er immer noch nicht genug getan? Hatte er sie nicht geheiratet?
Ihre Liebe hatte er nie gewollt.
Aber die Leute warteten. Der Priester wartete, und sie wartete. Sie war schön wie eine Göttin, jede Perle auf ihrem Kleid, selbst die Tränen in ihren Augen fingen das Licht ein, sodass sie schimmernd und funkelnd wie ein Diamant vor ihm stand.
Er zwang sich zu einem Lächeln. Zwang sich, sie wie ein Mann anzuschauen, dessen größter Traum soeben in Erfüllung gegangen war. Nicht wie ein Mann, der nur pflichtschuldig ein Versprechen eingelöst hatte. Er hob den trennenden Brautschleier und beugte sich zu ihr hinunter. Mit einer Hand umfasste er ihren schlanken Nacken. Wie gut sie sich anfühlte, wie weich und glatt ihre Haut war! Er versuchte, an möglichst nichts zu denken, und küsste sie. Doch dabei konnte er nicht verdrängen, wie gut sie schmeckte – so süß und verlockend wie Honig. Ich liebe dich, hatte sie gesagt. Das quälte ihn am meisten.
Denn schon bald würde sie ihn nicht mehr lieben.
Wenn alles vorüber war, würde sie nicht einmal mehr mit ihm sprechen.
Sie würde ihn für immer hassen.
Voller Vorfreude nahm Gabriella Raouls Hand, und gemeinsam stiegen sie ins Wassertaxi. Die Hochzeit und der anschließende Empfang hatten nicht nur all ihre Erwartungen übertroffen, sondern sie hatte sich damit auch ihren Kleinmädchentraum erfüllt. Und ihre Hochzeitsnacht würde die Träume aller großen Mädchen wahr werden lassen. Von dieser Nacht träumte Gabriella, seit Raoul ihr vor drei Wochen den Heiratsantrag gemacht hatte.
Es war schon spät. Sie war ein wenig müde, und zuerst
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