Julia Extra 0353
dann nicht, als die zerzauste kleine Katze sich an seine Füße kuschelte.
Sie erwachte allein. Doch es war nicht Lucas Abwesenheit, die ihr ein unheimliches Gefühl bereitete, es war die bleierne Stille um sie herum. Der Sturm war vorüber.
Poppy kämpfte mit den Tränen, bevor sie duschte, sich anzog und mit hängenden Schultern hinunter in die Küche ging.
„Ich habe mich schon gewundert, wo sie ist“, sagte sie zur Begrüßung und zeigte auf das Fellbündel, das sich zu Füßen von Luca zusammengerollt hatte. „Offenbar mag sie dich.“
„Weil ich sie füttere“, brummte er und grinste ein wenig schief.
„Der Wind hat nachgelassen“, fuhr sie beiläufig fort.
„Stimmt.“
„Und es hat zu regnen aufgehört.“ Wieso benahm er sich ihr gegenüber wie ein Fremder?
Komm aus deinem Traumland zurück, Poppy! ermahnte sie sich selbst. Es war klar, dass es nur um Sex geht!
„Ja.“ Er rieb sich über das unrasierte Kinn. „Das Telefon habe ich noch nicht wieder ausprobiert.“
„Das war’s dann wohl“, bemerkte Poppy mit echtem Bedauern. „Wir müssen uns voneinander verabschieden, und die echte Welt hat uns wieder.“
Seine Miene wirkte angespannt. „Aber es muss kein Abschied werden.“
„Was meinst du damit?“
„Nun, ich bleibe zumindest hier, bis Tante Isabels Angelegenheiten geregelt sind. Und du …?“
„Du meinst, wir können noch etwas Sex haben?“, fragte sie scharf, fand diesen Gedanken jedoch gleichzeitig tröstlich.
„Genau.“
Bei Luca klang das alles so einfach und unbeschwert. Wenn sie doch nur nicht ihr Herz an ihn verloren hätte! „Was Gran wohl dazu sagt?“, überlegte sie leise.
„Mit ein bisschen Diskretion von unserer Seite braucht doch niemand etwas zu erfahren“, erwiderte Luca ungerührt.
In Poppys Kopf legte sich ein Schalter um, und sie sah rot. „Selbstverständlich willst du nicht, dass öffentlich bekannt wird, mit wessen Tochter du dich …“
„Poppy, Kleines, was freue ich mich, dich zu sehen!“
Beide fuhren erschrocken herum und erblickten einen riesigen rothaarigen Mann, der im Türrahmen stand, übers ganze Gesicht strahlte und in ein Mobiltelefon sprach.
„Ja, Onkel Fergus, sie ist hier und wohlauf. Und es scheint, als wäre dieser Italiener mit dem Boot doch nicht jämmerlich ertrunken. Ja, genau, der sitzt hier gerade vor mir. Aye , das werde ich machen. Bis bald!“ Er ließ das Telefon in seine Jackentasche gleiten und erklärte unnötigerweise: „Das war Onkel Fergus.“
Der freundliche Dougal klatschte begeistert in die Hände. „Deine Gran und Onkel Fergus haben sich fürchterliche Sorgen gemacht, Poppy, nachdem sie hörten, dass dieser Idiot von Fährmann dich hergebracht und dann allein gelassen hat. Aber jetzt bin ich ja da. Hast du heißen Tee für mich?“
Sie lachte erleichtert. „Sicher. Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich zu sehen. Wie geht es Gran?“
„Och, prima! Und noch besser, wenn sie erfährt, dass du in Sicherheit bist.“ Lässig warf er seine schwere Öljacke über eine Stuhllehne und kam mit ausgestreckter Hand auf Luca zu. „Dougal.“
Luca erhob sich leicht und sackte zurück, als der andere Mann seine Hand fast zerquetschte. „Gianluca Ranieri.“
„Da werden einige Leute froh sein, Sie wiederzusehen, Mr Ranieri. Für einen Toten wirken Sie ziemlich munter.“
„Einen Toten?“
„ Aye , man hat das Boot gefunden. Oder besser, was davon noch übrig geblieben ist. Die Küstenwache hat die Suche nach Ihnen zwar noch nicht offiziell eingestellt, aber die haben nicht ernsthaft damit gerechnet, Sie lebend zu finden.“ Der fröhliche Schotte klopfte sich auf den Schenkel und verfiel in einen vertraulichen Ton. „Ihr beide könnt euch gar nicht vorstellen, was da für ein Presserummel ist. Zeitungen und Fernsehen, sogar aus dem Ausland. Die Gastwirte freuen sich natürlich.“ Mit einer kräftigen Hand wies er auf Luca. „Sie müssen eine echte Berühmtheit sein. Was die Leute wohl sagen, wenn sie erfahren, dass ihr verunglückter Italiener am Leben ist?“
Luca wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, sich den Journalisten stellen zu müssen. Auf dieses Aufsehen hätte er gern verzichtet. Zum Glück schien Poppy Verständnis für seine missliche Lage zu haben.
„Vielleicht solltest du ihn zuerst rüberbringen und mich anschließend abholen, Dougal, wenn es keine großen Umstände macht. Es ist aus verschiedenen Gründen besser, wenn wir nicht zusammen fotografiert werden“,
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