Julia Extra 0353
Anzug und ein schwarzes Hemd und wirkte in der natürlichen rauen Umgebung vollkommen deplatziert.
„Heel!“, ermahnte Luca den Hund, der begeistert an ihm hochsprang.
Poppys Begrüßung fiel weniger enthusiastisch aus. Sie wollte sich nicht zum Idioten machen, schon gar nicht vor Flora. Außerdem hatte Luca an diesem Morgen mit Gran am Telefon über Zuschüsse für den Denkmalschutz gesprochen, war aber nicht auf den Gedanken gekommen, nach Poppy zu fragen.
„Solltest du dich hier offen zeigen?“
Lucas Blick durchbohrte sie förmlich. „Ich konnte nicht anders.“ Ohne zu zögern, riss er sie in seine Arme und küsste sie, bis die Spannung von ihr abgefallen und sie Wachs in seinen Händen war. „Das hier hätte ich vielleicht nicht in aller Öffentlichkeit tun sollen.“
„Wahrscheinlich nicht“, stimmte sie atemlos zu. Glücklicherweise war Flora ein paar Schritte vorausgegangen.
„Ich habe einen Wagen bestellt, der dich morgen Abend abholen wird.“
„Nein. Ich möchte keine Geheimaffäre durch die Hintertür. Außerdem kehre ich morgen nach London zurück.“
„Das kannst du nicht machen!“, brach es aus ihm hervor.
„Warum denn nicht, Luca?“ In aller Ruhe wartete sie ab, ob er sie bitten würde zu bleiben. Es gefiel ihr nicht, dass er es einfach voraussetzte.
Sein Schweigen dauerte nicht lange an. „Wir wollten doch eine Strategie entwerfen, um die Burg zu retten.“
„Dafür brauchst du mich nicht, Luca.“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Dein Name kann Türen öffnen, die mir allein verschlossen bleiben würden. In diesem Fall hast du das viel bessere Verhandlungsgeschick, bist versierter im Umgang mit Behörden, man kennt dich über die Gemeindegrenze hinaus … Also beleidige mich nicht, indem du behauptest, ich wäre dir von Nutzen! Gran mag auf dich hereinfallen und glauben, du hättest Zuschüsse lockergemacht, aber ich weiß es besser. Lass sie bloß nie die Rechnungen finden, die belegen, dass du höchstpersönlich für alles aufgekommen bist!“
„So einfach ist das nicht.“
„Aber du hast doch schon alles in Gang gesetzt? Gran kommt auch ohne mich zurecht, weil sie hier im Dorf bleiben wird. Demnach ist dies wirklich der Abschied für uns.“
„Aber …“ Bevor er protestieren konnte, näherten sich zwei breitschultrige Männer in Anzügen. Einer von ihnen flüsterte Luca etwas ins Ohr und führte ihn dabei von Poppy weg.
Was immer er Luca berichtete, es schien nichts Gutes zu sein.
Fassungslos stellte Poppy fest, dass er sie einfach hier am Strand stehen lassen würde. Vielleicht war das ja ein Zeichen. Wollte sie wirklich die Freundin eines Mannes sein, der von ihr erwartete, dass sie sich jederzeit im Hintergrund in Luft auflösen konnte?
Als Luca das Ende des Strands erreicht hatte, war er bereits von einem Journalisten-Schwarm umzingelt. Ein kurzer Blick über die Schulter ließ ihn erleichtert feststellen, dass Poppy mittlerweile verschwunden und damit aus der Schusslinie war.
Einhundert Mal musste er die Phrase kein Kommentar wiederholen, dann hatte er es endlich in sein Hotel geschafft.
10. KAPITEL
Poppy winkte Fergus und Emma zu und widerstand dem Impuls, sich in den Fußraum ihres Taxis zu ducken, als sie an Lucas Hotel vorbeifuhr. Wahrscheinlich war er ohnehin schon abgereist, deshalb wohl auch die vielen Anrufe auf ihrem Handy, die sie letzte Nacht nicht angenommen hatte.
In der echten Welt hatten sie nicht die Möglichkeit, Zeit miteinander zu verbringen, das wusste Poppy. Es war besser, sich diese Beziehung gleich aus dem Kopf zu schlagen. Es hatte damals nicht funktioniert, und heute standen die Chancen sogar noch schlechter.
Luca beschloss tatsächlich, sofort selbst nach London zurückzukehren. Seit Tagen tat er, was er tun musste, und nicht das, was er tun wollte. Und er wollte Poppy. Jetzt würde er das Schicksal in die eigenen Hände nehmen und sie am Bahnhof abfangen.
Doch als er sie später vor der Bahnhofshalle entdeckte, blieb er wie versteinert in seinem Wagen sitzen. Denn neben Poppy ging ein Mann, der seine Hand locker um ihre Taille gelegt hatte. Aber offenbar handelte es sich nur um eine harmlose Verabschiedung, da der Fremde auf dem Bürgersteig zurückblieb, während Poppy lächelnd und beschwingten Schrittes weiterging.
Die kochende Eifersucht in Lucas Innerem flaute etwas ab. Vor allem als er beobachten konnte, dass Poppy sich ihrer Wirkung auf Männer überhaupt nicht bewusst war. Sie merkte nicht einmal, wie
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