Julia Extra 0357
ungläubig.
„Ihre Ankunft wird sehnsüchtig erwartet. Nach den schweren Jahren ist es ein ausgesprochen freudiger Anlass“, erwiderte der ältere Mann trocken. „Sie werden in den nächsten Tagen viel unterwegs sein, um sich dem Volk zu zeigen. Das Hochzeitsfoto wurde begeistert aufgenommen. Ich kann Prinz Raja gar nicht genug für seine Voraussicht loben.“
„Ja, er denkt an alles.“ Sie musste an ihren Sonnenbrand und die Skorpione denken … und an den Sex. Unwillkürlich erschauerte sie und verspannte sich dann, weil allein die Erinnerung daran derart intensive Reaktionen bei ihr hervorrief.
Bei ihrem Besuch damals hatte sie den Palast, ein imposantes graues Gebäude, nur durch das hohe schmiedeeiserne Tor gesehen. Nun betrat sie ihn hinter Wajid durch einen Seiteneingang, wo zahlreiche Mitarbeiter sie respektvoll begrüßten. Anschließend führte er sie durch die Eingangshalle und eine Treppe hinauf.
„Ihr verstorbener Onkel, König Tamim, und seine Familie haben den Ostflügel benutzt. Ich dachte, Sie fühlen sich in diesem Teil wohler, der etwas moderner ist.“
Von wegen modern, überlegte Ruby, denn die Einrichtung musste aus den sechziger Jahren stammen. „Was für ein Mensch war mein Onkel?“
„Er war ziemlich festgefahren in seinen Gewohnheiten, genau wie seine Tochter, Prinzessin Bariah …“
„Meine Cousine.“
„Sie war ein guter Mensch und natürlich Prinz Raja versprochen. Dann ist sie zusammen mit ihren Eltern bei dem tragischen Unglück ums Leben gekommen“, fuhr er fort, ohne zu merken, dass sie unvermittelt stehen geblieben war und ihn bestürzt anblickte.
Ihre Cousine war Raja versprochen gewesen? Natürlich konnte sie das nachvollziehen, aber bisher hatte man es ihr verschwiegen. Ruby war schockiert, weil es ihr vor Augen führte, dass ihre Beziehung zu dem zukünftigen König von Najar und Ashur nicht persönlicher Natur war, denn dieser war anscheinend ebenso bereit gewesen, ihre Cousine zu heiraten. Aber wie mochte er sich gefühlt haben, als man ihm eine neue Braut präsentiert hatte? Hatte Prinzessin Bariah ihm etwas bedeutet?
Ruby wurde eiskalt bei der Vorstellung, dass sie für ihn vielleicht nur zweite Wahl war. Zweifellos wäre er auch bereit gewesen, mit ihrer Cousine zu schlafen. Wie hatte sie sich nur ohne guten Grund dazu hinreißen lassen können? Konnte sie es wirklich nur mit Verlangen rechtfertigen?
Als sie einen Raum betrat, wurde sie von lautem Bellen empfangen, und im nächsten Moment sprang Hermione an ihr hoch. Glücklich lächelnd hockte Ruby sich hin, um sie hochzuheben und zu knuddeln. Unterdessen teilte Wajid ihr mit, dass die Friedenszeremonie an diesem Nachmittag in der Moschee stattfinden würde und man ihre Teilnahme erwartete, genau wie bei dem Empfang am Abend, an dem sie zahlreiche wichtige Persönlichkeiten treffen sollte. Als ihr einfiel, dass sie nichts Passendes anzuziehen hatte, hätte sie beinah laut gestöhnt. Ob man das rote Kostüm aufbügeln konnte?
Im nächsten Augenblick klopfte es an der Tür, und eine junge Frau kam herein. „Königliche Hoheit, das ist Zuhrah, die sich mit Unterstützung Ihrer persönlichen Mitarbeiter um Ihre Belange kümmern wird“, erklärte Wajid. „Sie spricht Ihre Sprache.“
Zuhrah, eine hübsche Brünette, erzählte ihr, dass sie ihren Tagesablauf organisieren und sich um alle Termine kümmern würde. Nachdem Wajid gegangen war, führte sie Ruby durch ihre Suite, und während sie anschließend gemeinsam dort zu Mittag aßen, erzählte ihr Ruby von dem roten Kostüm. Während Zuhrah sich danach gleich auf die Suche machte, ging Ruby ins Bad und duschte, was sie nach ihrem unfreiwilligen Aufenthalt in der Wüste geradezu als Luxus empfand. Nachdem sie sich die Haare geföhnt hatte, kehrte sie im Morgenmantel ins Wohnzimmer zurück und fragte Zuhrah, die gerade an einem Laptop saß, ob ihre Handtasche aufgetaucht sei. Da diese verneinte, überlegte Ruby, ob sie einen Arzt aufsuchen sollte, der ihr die Pille verschrieb. Aber musste sie sie überhaupt noch nehmen? Wollte sie weiter mit Raja schlafen?
Ihr Verstand sagte Nein. Sie hatte einen Fehler gemacht. Und da sie die Pille nicht genommen hatte, konnte sie durchaus schwanger geworden sein. Bei der Vorstellung lief ihr ein Schauer über den Rücken. Sie liebte Babys, aber ein königliches Baby würde all ihre Hoffnungen zunichtemachen, dass Raja und sie eine normale Beziehung aufbauen konnten. Wenn sie ein Kind bekam, würde er niemals
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