Julia Extra 0357
Woche stellte.
„Herzlichen Glückwunsch“, gratulierte Dr. Sema Mansour ihr lächelnd. „Ich fühle mich geehrt, dass ich Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen darf.“
Ruby lächelte so angestrengt, dass ihr die Gesichtsmuskeln wehtaten. „Bitte sagen Sie es niemandem“, drängte sie, obwohl ihr klar war, dass sie es nicht lange geheim halten konnte.
„Natürlich nicht. Schließlich ist es vertraulich.“ Die junge Ärztin, die Prinzessin Hadeel Raja empfohlen hatte, nahm ihre Tasche und wandte sich zum Gehen.
Während Ruby etwas Leichtes zum Frühstück aß, schüttelte ein Hausmädchen ihr die Kissen auf. Tatsächlich waren alle Angestellten, die sich hier um sie kümmerten, sehr um ihr Wohlergehen besorgt. Den Blick aus dem Fenster gerichtet, biss sie ohne großen Appetit von ihrem Brötchen ab und überlegte dabei, wie Raja auf die Neuigkeiten reagieren mochte. In der Nacht hatten sie sich geliebt, und dass ihr Mann sie so begehrte, hatte sie mit einem Hochgefühl erfüllt.
Allerdings hatten sie noch nie erwogen oder gar geplant, eine Familie zu gründen, obwohl Raja sie bei ihren Bemühungen, Leyla zu adoptieren, unterstützte.
Ruby war immer davon ausgegangen, dass sie sich eines Tages Kinder wünschen würde, allerdings erst in ferner Zukunft. Leyla hatte ihr Herz jedoch im Sturm erobert, und Ruby hatte sich selbst darüber gewundert, wie sehr sie sich danach sehnte, die Mutter der Kleinen zu werden. Und nun erwartete sie ein Baby von Raja. Innerhalb kürzester Zeit war sie schwanger geworden. Und die Vorstellung, dass ein Thronfolger alles verändern würde, kam einem Schock gleich.
Sie war bereit gewesen, auf die Scheidung und ihre zukünftige Freiheit zu verzichten, wenn sie Leyla als ihre Tochter aufziehen konnte. Trotzdem hatte sie in ihrem tiefsten Inneren geglaubt, Raja und sie könnten in etwa zehn Jahren getrennte Wege gehen, ohne dass es sich auf die politische Situation in den beiden Ländern auswirken würde. Nun, da es um ein weiteres Kind ging, musste sie allerdings viel praktischer denken. Sie musste genau abwägen, ob sie womöglich bereit war, Leyla und ihr leibliches Kind allein großzuziehen, nur weil sie einen Mann wollte, der ihre Gefühle erwiderte. Sie hatte selbst miterlebt, wie es ihren Schulfreundinnen ergangen war, wenn deren Eltern sich getrennt hatten und ein Elternteil ausgezogen war. Obwohl eine Trennung in vielen Fällen die einzige Möglichkeit war, so war sie in der glücklichen Lage, die Wahl zu haben.
Im nächsten Moment erschien Raja auf der Schwelle, einen besorgten Ausdruck in den dunklen Augen. Als er sah, dass sie frühstückte, hellte seine Miene sich sofort auf. „Es war also nur eine Magenverstimmung“, meinte er. „Du bist das Essen hier nicht gewohnt. Vielleicht sollten wir einen der Köche bitten, englische Gerichte für dich zu kochen.“
„Nein, wir hätten uns mehr um Verhütung kümmern sollen“, widersprach Ruby, während sie einen Schluck Tee trank. „Jetzt ist es leider zu spät.“
Entgeistert sah er sie an. „Was soll das heißen?“
„In der Wüste haben wir nicht verhütet – schließlich hatten wir nichts dabei.“ Sie kämpfte mit einer neuen Welle der Übelkeit. „Und … du hast mich geschwängert.“
Raja hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, auf welche Weise er es erfahren würde, wenn er zum ersten Mal Vater wurde. Dennoch verblüffte ihn die Wortwahl seiner Frau. „Du bist …?“ Er musste sich räuspern, so durcheinander war er. „Du bist schwanger ?“
„Richtig. Herzlichen Glückwunsch, du wirst Vater.“ Nun seufzte sie. „Aber es ist ein ziemlicher Schock für mich.“
Raja nickte. Plötzlich fühlte er sich beschwingt. „Ich komme mir ziemlich komisch vor“, gestand er trocken. „Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet.“
„Ich auch nicht – zuerst jedenfalls. Nach unserer Rettung habe ich mir schon Sorgen gemacht“, beichtete sie zerknirscht.
„Du hättest es mir sagen müssen. Im Rausch der Leidenschaft habe ich überhaupt nicht an die möglichen Risiken gedacht“, erklärte er ernst.
„Das ist gar nicht deine Art“, bemerkte Ruby hilflos, weil sie Raja für einen Menschen hielt, der alles bis ins kleinste Detail plante. „Zuerst dachte ich sogar, es wäre Teil deines Plans, mich zu schwängern. Schließlich würde es eine Trennung erschweren.“
„Aber nicht unmöglich machen. Außerdem möchte ich nicht, dass eine Frau unfreiwillig Mutter meines Kindes wird.“ Ungeduldig
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