Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra 260

Julia Extra 260

Titel: Julia Extra 260 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
Vom Netzwerk:
Miranda atmete tief durch, dann begann sie, Theo ins Vertrauen zu ziehen. „Er wollte, dass ich Papa zu ihm sage.“
    „Wer? Dein Violinprofessor?“
    „Ja. Ich habe es getan, weil er für mich tatsächlich so etwas wie ein zweiter Vater war, und ich habe ihm blind vertraut.“
    „Und er hat dein Vertrauen missbraucht.“
    Sie verzog das Gesicht, ließ aber weiter ihren Blick auf Theo ruhen. „An dem Abend hat er mich während der Fahrt angefasst.“
    Theo war entsetzt, wandte den Blick jedoch nicht ab, denn das hätte Miranda tief verletzt.
    „Es herrschte dichter Verkehr. Plötzlich ließ mein Professor seine Hand unter meinen Rock gleiten. Ich war so schockiert, dass ich ihn geschlagen habe. Es war meine Schuld, dass der Unfall passierte, Theo. Ich habe ein Menschenleben auf dem Gewissen.“
    „Nein, Miranda!“ Er widersprach energisch. Behutsam umfasste er ihr Kinn und sah ihr tief in die Augen. „Der Unfall ist passiert, weil der Typ zu gierig war, weil er sich dir unzüchtig genähert hat. Er wollte dich ganz für sich haben. Er hat das Vertrauen, das die Musikhochschule, deine Eltern und du in ihn gesetzt hatten, schamlos missbraucht.“
    „Aber warum werde ich dann von Schuldgefühlen geplagt? Vielleicht habe ich ihn ermuntert. Ich weiß es nicht.“
    „Ich weiß es aber. Du hast dir nichts vorzuwerfen, Miranda.“ Er sah sie eindringlich an. „Du bist das Opfer, nicht der Täter.“
    Sie senkte den Blick. „Eins habe ich wenigstens gelernt, Theo.“
    „Und was?“
    Sie sah wieder auf. „Begehren ist nicht gleichbedeutend mit Liebe.“
    Theo lächelte wehmütig. „Ich weiß.“
    Sie lagen eine Weile schweigend da und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Plötzlich sagte Miranda:
    „Sag mal, Theo, du hast neulich von diesem Spezialisten in Athen gesprochen. Könnten wir ihn bitte bald aufsuchen?“
    Theo strahlte vor Glück. Endlich war Miranda auf dem richtigen Weg! „Natürlich, ich werde mich so schnell wie möglich um einen Termin kümmern.“
    „Und wenn er mir nicht helfen kann?“
    „Dann haben wir es wenigstens versucht.“
    „Bei dir klingt das alles so einfach.“
    „Es ist ja auch einfach. Du musst handeln, sonst fragst du dich dein ganzes Leben lang, was wäre gewesen, wenn …“
    „Du hast recht.“
    „Wo ist übrigens deine Geige?“
    „Bei Alessandro und Emily in Ferara. Ich habe sie ihnen zur Verwahrung anvertraut.“
    Gut zu wissen, dachte Theo, denn er hatte einen ganz bestimmten Plan.
    Am nächsten Tag legte die Yacht im Hafen von Kalmos an. Zuvor hatte Theo alles für den Arztbesuch vorbereitet. Der Spezialist würde sie empfangen, das Flugzeug war aufgetankt, nun musste er nur noch Miranda Bescheid sagen.
    „Ich habe eine Überraschung für dich, Miranda“, sagte er, als er die Suite betrat, in der Miranda sich für den Landgang vorbereitete.
    „Eine Überraschung? Oh Theo, du verwöhnst mich.“
    „Du weißt ja noch gar nicht, was es ist. Vielleicht gefällt dir die Überraschung überhaupt nicht.“
    „Nun mach es nicht so spannend, Theo.“
    „Es ist aber nicht sehr romantisch.“
    „Theo! Verrätst du mir nun, was du vorhast?“
    „Ich habe einen Termin bei dem Spezialisten in Athen bekommen.“
    Miranda lachte. „Das ist ja eine lustige Überraschung.“
    „Ich habe dich doch gewarnt, dass es nichts Romantisches ist.“
    „Habe ich dir eigentlich heute schon gesagt, dass ich dich liebe?“ Sie stellte sich auf Zehenspitzen und gab Theo einen Kuss.
    Die Prognose war besser, als Miranda zu hoffen gewagt hatte. Der auf Handchirurgie spezialisierte Arzt in Athen war zuversichtlich, dass die Beweglichkeit ihrer Finger fast völlig wiederhergestellt werden konnte. Der Ellbogen musste erneut operiert werden, danach würde der Arm bei regelmäßiger Physiotherapie wieder gerade werden. Die Karriere als Violinistin war zwar für immer vorbei, doch Miranda würde wieder gut genug spielen können, um Geigenunterricht zu geben.
    Nun befanden sie sich auf dem Rückflug nach Kalmos und hatten es sich in Ledersesseln bequem gemacht. Miranda versuchte herauszufinden, was Theo dachte. Seit dem Besuch bei dem Spezialisten war er sehr ernst. Jetzt notierte er sich die Termine für die Operationen und die Nachbehandlung und machte sich weitere Notizen.
    Als die Maschine vorübergehend absackte, musste Miranda sich sehr zusammennehmen, um nicht in Panik auszubrechen. Es musste doch ein Rezept gegen Flugangst geben!
    „Theo?“
    „Ja, mein Liebling? Kann ich etwas für

Weitere Kostenlose Bücher