Julia Extra 260
erschöpft und ihre Augen trocken und rot vom Schlafmangel. Allein die Aussicht auf ein gemütliches Doppelbett mit weichen Daunendecken und Kissen genügte schon, um ihr ein wohliges Seufzen zu entlocken. Andererseits reichte ihr der Anblick des vor ihr ausgestreckt liegenden schlanken Kameramanns, um jeden Gedanken an Schlaf zu vertreiben.
Auf gar keinen Fall würde sie sich mit ihm ein Bett teilen. Nein. Niemals. Es würde schlicht nicht passieren. Freundschaft zwischen Männern und Frauen gab es nicht, zumindest nicht, wenn man älter als zehn Jahre alt war. Und Sean war gute zwanzig Jahre älter als zehn, genauer gesagt 23 Jahre, fünf Monate und vier Tage, wenn ihr Faktengedächtnis sie nicht täuschte.
Abwehrend verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Du kannst das Sofa haben. Im Gegensatz zu mir bist du ja an primitives Leben gewöhnt“, antwortete sie ruhig.
Er grinste. „Ich bin viel zu groß für das winzige Sofa. Und dukönntest gar nicht schlafen, vor lauter schlechtem Gewissen, dass ich so unbequem liegen muss. Ich kenne dich doch.“
Ihr Lachen begleitete ein, wie sie hoffte, verächtliches Schnaufen. „Na, ich werde es auf jeden Fall versuchen.“
„Es ist nicht meine Schuld, dass nur dieses eine Zimmer übrig war“, betonte er.
„Nein, aber du könntest der Höflichkeit halber zumindest so tun, als wärst du ein Gentleman.“
„Oh, mein Fräulein, entschuldigen Sie vielmals. Ich dachte, wir leben im Zeitalter der Gleichberechtigung.“
„Ich werde nicht in diesem Bett mit dir schlafen.“
„ Du bist klein genug für das Sofa.“
Sie warf einen Blick auf das winzige Sofa, und ihre grünen Augen blitzten beinahe angriffslustig, trotz ihrer Müdigkeit. Es wirkte gut gefedert, war aber wirklich klein. Die Gäste dieses Zimmers hatten sicher normalerweise kein ausgeprägtes Bedürfnis zu sitzen. Sean hörte einfach nicht auf zu grinsen und fuhr mit der Hand aufreizend über das Deckbett. „Es wäre außerdem eine schreckliche Verschwendung der Flitterwochensuite, meinst du nicht?“
Sie konnte nicht anders, sie musste lachen – auch wenn sie das herausfordernde Glitzern in seinen dunklen Augen bemerkte. „Eine furchtbare Verschwendung in der Tat!“
„Na also. Dann ist das Mindeste, was wir tun können, das Bett zu teilen. Das Zimmer verlangt es sozusagen.“ Er schaute sie forschend an. „Ich kann mich durchaus beherrschen – das heißt, wenn du es auch kannst.“
Tja, und das war genau der Punkt! Ihr Hang, miteinander zu flirten, machte die Situation um einiges komplizierter.
Vor einigen Monaten noch hätte Maggie kein Problem gehabt, mit Sean in einem Bett zu schlafen – da war er ihr vorgekommen wie ein kleiner Junge. Damals hatte sie ihn nämlich, beziehungstechnisch, für die freundliche Ausgabe eines Mistkerls gehalten.
Doch seit sie in ein Apartment gezogen war, das seinem genau gegenüber lag, auch nach der Arbeit Zeit mit ihm verbracht und ihn richtig kennengelernt hatte, waren sie regelrecht befreundet. Ehe sie es sich versah, hatte sie sich dabei ertappt, ihm tatsächlich ein wenig schöne Augen zu machen.
Und bedachte man das ständige Herumgeflirte und die Tatsache,dass sie ihn wirklich mochte, dann war es alles andere als eine gute Idee, mit ihm in einem Bett zu schlafen. Und dann auch noch in einer Flitterwochensuite! Und dazu in einem erschöpften Zustand.
Keine guten Voraussetzungen dafür, die feine Linie zwischen Freundschaft und … nun ja, wie auch immer man es nennen sollte, nicht zu überschreiten. Außerdem fiel es ihr zurzeit schwer, sich etwas jenseits von Freundschaft vorzustellen, denn im Moment hatte sie ganz andere Sorgen. Ernsthafte Sorgen.
„Ich weiß, dass es dir ziemlich schwerfallen wird, mir zu widerstehen.“
Wieder weiteten sich ihre Augen, reagierten auf den tiefen, sexy Ton seiner Stimme. Großartig.
„Wie kommst du mit diesem Dickkopf überhaupt durch normale Türen?“, konterte sie.
„Tja, ich bin hier drin, es muss also irgendwie möglich sein.“
„Erstaunlich.“ Sie schüttelte den Kopf und begann, sich aus ihrem Mantel zu schälen. „Wir sollten eine Reportage darüber drehen.“
Sean beobachtete aufmerksam, wie sie den Mantel zur Seite warf, die Schuhe gleich hinterher. Auf dem Sofa sitzend, löste sie ihren Zopf und schüttelte ihre Haare so lange, bis die langen kastanienbraunen Locken ihr Gesicht umrahmten. Schließlich hob sie wieder den Blick. „Du wirst dich da nicht wegbewegen, stimmt’s?“
Er
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