Julia Extra 260
Treffpunkt genannt.“
„Sehr clever eingefädelt, Theo.“
„Der Hubschrauber wartet. Oder willst du hierbleiben?“
Typisch Theo, dachte Miranda. Er hat mich schon wieder manipuliert! „Du weißt genau, dass ich nicht hierbleiben will“, antwortete sie kühl.
„Können wir dann aufbrechen?“
„Kann der elektrische Zaun nicht verschwinden?“, fragte Miranda, als der Hubschrauber eine Schleife über das Anwesen flog. Sie hatte eine Idee, was man mit dem Haus machen könnte, falls sie sich entschloss, wider besseres Wissen bei Theo zu bleiben.
„Mein Großvater hatte viele Feinde. Ich bin weniger umstritten.“
„Dann kann der Zaun also abgebaut werden?“
„Warum fragst du?“
„Ach, nur so. Ich überlege lediglich, was du mit so einem Haus anfangen willst. Du hast doch nicht etwa vor, hier zu wohnen, oder?“
„Nein, ich möchte das Haus meiner verstorbenen Eltern auf Kalmos beziehen. Die Insel liegt viel verkehrsgünstiger. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand die Savakis-Festung in ein gemütliches Zuhause verwandeln kann. Kannst du dir das vorstellen?“
Als Theo sie fragend ansah, wusste Miranda, dass sie hier und jetzt eine Entscheidung treffen musste. „Nein, aber man könnte dort eine Musikhochschule eröffnen.“
Lächelnd wandte er den Blick ab und betrachtete die Aussicht. „Wir reden später darüber.“
Der Flug verlief ereignislos, und sie landeten ohne Zwischenfälle auf der Yacht. Kaum hatten sie den Hubschrauber verlassen, war Miranda in ihre Suite geeilt, um zu packen. Sie dachte gar nicht daran, weiterhin das Bett mit Theo zu teilen. Er erachtete alles als selbstverständlich und war sich sicher, die Situation im Griff zu haben. Aber Miranda konnte nicht vergessen, dass er sie belogen und unter falschen Voraussetzungen geheiratet hatte. Bisher hatte er sich dafür noch nicht einmal entschuldigt! Stattdessen dachte er vermutlich, er könnte sie gefügig machen, indem er ihren Vorschlag unterstützte, eine Stiftung für Musikstudenten ins Leben zu rufen.
Trotz allem begehrte sie ihn noch immer. Doch wie konnte sie ihm je verzeihen, dass er sie hintergangen hatte? Und er benahmsich, als wäre überhaupt nichts geschehen. Seine Sachen waren noch in der Suite. Offensichtlich bildete er sich ein, seine Frau würde alles vergeben und vergessen, wenn sie erst wieder auf der Yacht waren.
Er klopfte auch nicht an, bevor er das Schlafzimmer betrat.
Miranda drehte sich um und musterte ihn.
„Wie wäre es mit einem Spaziergang an Deck?“, fragte er, bevor er den halb gepackten Koffer auf dem Bett entdeckte. „Was tust du da?“
„Wonach sieht es denn aus?“ Unerschrocken hielt sie seinem Blick stand. Es kam nicht infrage, dass Theo sie umstimmte.
„Lass die Witze, Miranda. Warum packst du deinen Koffer?“
„Weil ich dich verlassen werde, sowie wir anlegen.“
„Das kannst du doch nicht tun.“
„Das werden wir ja sehen.“ Miranda hatte sich alles genau überlegt. Natürlich hätte sie ihren Traum von einer Stiftung für Musikstudenten gern verwirklicht. Aber was hätte sie ihnen zu bieten? Wie es jetzt aussah, hatte sie ihre Freiheit, ihren Schwung, ihre Selbstbestimmung eingebüßt. Wie sollte sie unter den Umständen eine gute Lehrerin werden?
Theo hatte blitzschnell das Zimmer durchquert und Mirandas Arme umfasst. „Ich werde das nicht zulassen, Miranda. Hast du mich verstanden?“
„Nein!“ Wütend befreite sie sich aus seinem Griff. „Ich habe dir lange genug zugehört, Theo. Und ich habe meine Pflicht erfüllt und bei Dimitris Beerdigung an deiner Seite gestanden und dich auch sonst in jeder Beziehung unterstützt.“
„Und jetzt willst du den Vertrag brechen, den du unterschrieben hast?“
„Ist das deine einzige Sorge?“ Sie war den Tränen nahe, als er nicht antwortete, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Im Gegensatz zu dir habe ich so etwas wie Feingefühl. Ich will mich zwar nicht mehr von dir benutzen lassen, denke aber an die vielen Menschen, die ihre Arbeit verlieren könnten, wenn der Vertrag nicht erfüllt wird. Daher werde ich dreißig Tage lang mit dir verheiratet bleiben, aber nicht mehr mit dir zusammenleben. Laut Vertrag wird das nämlich nicht von mir verlangt.“
„Wir wollten doch erst alles besprechen.“
„Deine Besprechungen kenne ich langsam. Meine Güte, Theo, schau uns doch nur an! Wir streiten uns nur noch. Bezeichnestdu das als glückliche Ehe? Du hast lediglich Geschäfte und Verträge im Kopf. Von
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