Julia Extra 260
beruhigenden Atemzügen.
„Dafür“, murmelte er und streifte ihre Lippen mit den seinen, „hat es sich gelohnt zurückzukommen.“
Er gab ihren Mund frei und bettete seinen Kopf auf das Kissen. Sie fühlte die Schwere seines Körpers auf sich, hörte, wieseine Atmung sich verlangsamte, spürte, wie seine Muskeln sich entspannten.
Markos war eingeschlafen.
Unter ihm lag Vanessa, die Beine noch immer leicht gespreizt, die Hände auf seinem Rücken und mit Trägheit, Zufriedenheit und tiefer, tiefer Dankbarkeit erfüllt.
Unter der Dusche genoss Markos, wie die Wasserstrahlen auf seinen Körper prasselten. Er fühlte sich fantastisch. Nach diesem unglaublichen Sex war seine gute Laune komplett wiederhergestellt. Er versuchte sich an eine Frau zu erinnern, die ihm ebensolche Freude bereitet hatte, und scheiterte. Wen kümmerte es, ob eine seiner früheren Geliebten genauso gut gewesen war? Die, die jetzt in seinem Bett lag, war genau, was er wollte.
Außerdem war Vanessa die einfachste Geliebte, die er je gehabt hatte. Sie stellte keine Ansprüche, forderte keine Kleider, keine Juwelen, keine Geschenke. Mehr noch: Sie machte keine Anspielungen, belästigte ihn nicht, rief ihn nicht an, fragte ihn nicht, wohin er ging und was er tat. Und was andere Männer anging – nun, die existierten für sie einfach nicht. Selbst Leo, dessen Charme legendär war, hatte keine Wirkung auf sie. Eines Abends hatte er sie gefragt, ob sie seinen Cousin attraktiv fand, und sie hatte ihn angesehen, als wäre er verrückt geworden.
Als ihm die Unterhaltung, die er mit Leo auf Schloss Herzogstein geführt hatte, einfiel, verfinsterte sich seine Miene.
„Pass auf dich auf, kleiner Cousin“, hatte Leo ihn spöttisch gewarnt. „Eine verliebte Frau kann gefährlich werden. Besser, du bleibst bei den Frauen, von denen du von vornherein weißt, dass sie nur auf dein Geld aus sind – dann weißt du zumindest, woran du bist.“
Damals hatte er die Warnung lachend in den Wind geschlagen. Vanessa in ihn verliebt? Wo lag da die Gefahr? Vanessa tat alles, was er wollte, im Bett und auch außerhalb, sie beschwerte sich nie, schmollte nie und flirtete nicht mit anderen Männern.
Und am allerwenigsten versuchte sie, ihn zu manipulieren. In dieser Hinsicht war sie nach den zehn Tagen bei seinem Vater, der unablässig versucht hatte, bei seinem Sohn Schuldgefühle wegen der nicht vorhandenen Erben zu wecken, Balsam für seine Seele.
Das Letzte, was Markos wollte, waren Kinder! Hatte er nichtam eigenen Leib erfahren, wie es war, aus keinem anderen Grund auf der Welt zu sein, als dass seine Mutter von seinem Vater Geld erpressen und sein Vater lediglich den Fortbestand der Makarios-DNA gesichert wissen wollte?
Nein, er würde jetzt nicht über seine Eltern nachdenken. Seit Jahren führte er sein eigenes Leben. Sein Leben bestand darin, die Hälfte der Makarios Corporation zu leiten und die Früchte, die diese Aufgabe mit sich brachte, zu genießen. Und gerade als die Früchte anfingen, langweilig zu werden, war Vanessa erschienen und hatte diese Gefahr gebannt.
Sein Vater wollte ein anderes Leben für ihn? Nun, derselbe Vater hatte sich nie darum gekümmert, ob sein Sohn glücklich war oder nicht. Warum sollte er sich jetzt um das Glück seines Vaters sorgen?
Markos Miene verhärtete sich. Nach einem erbitterten Kampf um das Sorgerecht hatte sein Vater den neunjährigen Markos endlich bekommen. Und, war er ihm dann so wichtig gewesen, dass er ihn bei sich behalten hätte? Nein, er hatte ihn in ein Internat in die Schweiz abgeschoben. Auch seine Mutter hatte fortan kein Interesse mehr an ihm, hatte er doch nur als Druckmittel für ihre beständigen Geldforderungen gedient. Nur Leo hatte sich um ihn gekümmert.
Markos streckte die Hand aus und schaltete zusammen mit dem Wasser auch seine Erinnerungen ab.
Er trocknete sich ab, wickelte das Handtuch um seine Hüften und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
Das Bett war leer. Als er aufgewacht war, hatte Vanessa noch geschlafen, und weil er heute wegen geschäftlicher Angelegenheiten in sein Londoner Büro musste, hatte er sie nicht geweckt.
Ob sie ihm Frühstück machte?
Das tat sie gern. Ein weiteres Zeichen ihrer Verliebtheit, vermutete er. Es schien ihr zu gefallen, für ihn zu kochen, anstatt das Essen aus dem Restaurant, das alle Wohnungen des Hauses versorgte, kommen zu lassen.
Doch sie war nicht in der Küche. Leicht genervt ging Markos weiter ins Wohnzimmer. Das war ebenfalls
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