Julia Extra 260
Kleinigkeit.“
Während Vanessa jetzt durch das Hotelfoyer ging, spürte sie die „Kleinigkeit“, die zwischen ihren Brüsten ruhte – ein einzelner Diamant, der in allen Farben des Regenbogens funkelte.
„Markos!“
Ein Mann kam auf sie zu, und Markos versteifte sich augenblicklich.
„Cosmo“, begrüßte er den Fremden schließlich.
Der Mann war in Markos’ Alter, sah aber nicht annähernd so gut aus. Er hatte dunkle Haut und weichliche Gesichtszüge.
Obwohl er sich mit Markos unterhielt, ruhte sein Blick auf Vanessa. Und das gefiel ihr überhaupt nicht. An männliche Aufmerksamkeit war sie gewöhnt. Allerdings gab es sie in zwei Varianten: bewundernd und höflich oder unangenehm. So unverhohlen, wie dieser Mann sie anstarrte, gehörte er definitiv in die zweite Kategorie.
„Komm schon, Markos, sei nicht so egoistisch – stell mich der Dame vor!“, forderte er jetzt auf Englisch.
„Vanessa, das ist Cosmo Dimistris. Cosmo …“
Aber Cosmo wartete die offizielle Vorstellung gar nicht erst ab, sondern ergriff Vanessas Hände.
„Heiß, Markos, ganz heiß – du weißt, worauf es ankommt!“
Angewidert entzog Vanessa ihre Hände seinem Griff. Lachend sagte Cosmo noch etwas zu Markos, aber was auch immer es war, Markos fand es offensichtlich nicht lustig. Doch das störte Cosmo nicht; schnell wechselte er wieder ins Englische und meinte: „Wie wäre es mit einem Drink?“
„Nein danke“, erwiderte Markos gleichgültig, verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken und führte Vanessa zu den Aufzügen ans andere Ende der Lobby. Wer auch immer Cosmo Dimistriswar, er war ein Ekel, und Vanessa war froh, ihn wieder los zu sein.
„Wer war das?“, fragte sie.
„Niemand, über den du dir Gedanken machen musst“, entgegnete Markos gepresst. Er hatte nicht erwartet, Cosmo Dimistris hier zu treffen, und es hatte ihm überhaupt nicht gefallen, wie dieser Vanessa angestarrt hatte. Nicht, dass Vanessa sein Interesse auch nur ansatzweise erwidert hätte! Verstohlen warf er ihr einen Seitenblick zu. Sie war immer wunderschön, aber heute Abend hatte sie sich selbst übertroffen und sah so atemberaubend gut aus, dass ihn Cosmos begierige Blicke nicht überraschten. Es war fast, als wäre sie von einer leuchtenden Aura umgeben.
Kaum waren sie bei den Aufzügen angekommen, öffneten sich die Türen des Fahrstuhls links von ihnen, und zwei Frauen traten heraus. Die eine war mittleren Alters, die andere sehr jung.
Markos erstarrte.
Verdammt! Warum in Gottes Namen hat Cosmo mich nicht gewarnt?
Constantia Dimistris überblickte die Situation sofort. Beeindruckt sah Markos, wie sie ihn erkannte, aber ohne diese Tatsache mit einem Blick oder Wort zu verraten an ihm vorbeiging.
Ihre Tochter hingegen war nicht so souverän. Apollonia blieb wie angewurzelt stehen, starrte ihn an und errötete.
„Apollonia!“
Mit scharfer Stimme rief die Mutter nach ihrer Tochter und hielt den Blick dabei fest auf Apollonia gerichtet. Einen Moment sah diese verwirrt aus, als verstünde sie nicht, warum ihre Mutter den Mann, von dem sie hoffte, er würde ihr zukünftiger Schwiegersohn, nicht begrüßte.
Zu seiner Erleichterung rief Constantia noch einmal nach ihrer Tochter. Dieses Mal reagierte das Mädchen und eilte, immer noch hochrot, hinter ihrer Mutter her. Mit sanfter Bestimmtheit drängte Markos Vanessa in den Aufzug.
Verdammt, dachte er. Darauf hätte ich wirklich verzichten können. Er hatte noch nicht einmal gewusst, dass die beiden überhaupt in London waren.
War Constantia mit ihrer Tochter absichtlich nach London gereist, weil sein Vater ihr gesagt hatte, dass er noch in der Stadt war? Nun, wenn dem so war, erfüllte die unglückliche Begegnungvielleicht einen sinnvollen Zweck. Bis die weiblichen Dimistris wieder abreisten, würde er darauf achten, Vanessa immer an seiner Seite zu haben. Nichts war besser geeignet als eine Geliebte, um potenzielle Ehefrauen fernzuhalten …
Wieder sah er Vanessa an. Welcher Mann mit Verstand würde eine Ehefrau wollen, wenn er eine so wundervolle Geliebte hatte? Langsam streichelte er über den tief dekolletierten Ausschnitt ihres Kleides. Und sie reagierte genauso, wie er es vorhergesehen hatte.
Danach war er wieder bestens gelaunt.
Die Suite, in der die Party stattfand, war üppig dekoriert und voller Menschen. Überall schwirrten Gesprächsfetzen in vielen unterschiedlichen Sprachen durch die Luft. Vanessa wusste nicht, wer eigentlich der Gastgeber war, aber das störte
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