Julia Extra 260
war es, worum er sie gebeten hatte – und seine Wünsche zu erfüllen, war alles, was sie wollte.
Sie liebte ihn so sehr.
Enttäuscht beugte Vanessa sich vor und blies die Kerzen auf dem Tisch aus. Es war bereits nach zehn.
Der Tisch war gedeckt, das Essen wartete zusammen mit dem Champagner im Kühlschrank. Alles war vorbereitet, nur Markos kam nicht.
Ihr neues Kleid, das ihr in weichen Falten bis zu den Knöcheln reichte, glänzte in einem warmen Zinnoberrot. Bis zu dem Shooting in Österreich, bei dem der Stylist ihr ein ähnliches Kleid angezogen hatte, hätte sie nie diese Farbe gewählt. Doch dort hatte sie erkannt, dass der Ton die Farbe ihrer Haare besonders gut zur Geltung brachte.
Mit prüfendem Blick betrachtete sie sich in dem großen Wandspiegel. Ein Lächeln erhellte ihre Miene. Noch nie in ihrem Leben war sie so dankbar gewesen, gut auszusehen. Schließlich war ihre Schönheit alles, was sie Markos schenken konnte. Sie besaß nichts anderes. Wohingegen ihm unermessliche Reichtümer gehörten und er unglaublich großzügig war. Er machte ihr mehr Geschenke, als ihr lieb war. Aber sie sagte nichts. Wenn sie seine Geschenke zurückwies, wäre er beleidigt. Außerdem diente alles dazu, sie noch schöner zu machen. Wie dieses Kleid, das sie zum Preis eines kleinenVermögens in einem der Dutzend Geschäfte, in denen er Konten für sie eingerichtet hatte, für ihn ausgesucht hatte.
Halb elf. Natürlich arbeitete er sehr hart. Ein internationales Unternehmen zu leiten, war kein Kinderspiel. Quer durch die Welt zu reisen, war sein Leben – er hatte keine geregelte Arbeit, die um neun Uhr begann und um fünf endete, sondern eher einen Vierundzwanzigstundenjob, sieben Tage die Woche.
Kritik an seiner Arbeit war das Letzte, was Markos brauchte. Eine der wenigen Sachen, die sie für ihn tun konnte, war, seine Freizeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Wie konnte es sie stören, hier zu sitzen und bis halb elf auf ihn zu warten?
Stattdessen würde sie sich auf das Sofa setzen, die Schuhe ausziehen und sich ausruhen. Markos war ein anspruchsvoller Liebhaber, und in ihren Nächten kamen sie kaum zum Schlafen. Zudem fühlte sie sich heute besonders müde – das musste vom Infekt kommen. Also würde sie die Füße hochlegen und sich ein wenig entspannen.
Bald käme Markos nach Hause. Er verspätete sich nur ein wenig, das war alles.
Kurz darauf schloss Markos die Tür zu seinem Apartment auf, zog seinen Kaschmirmantel aus und legte ihn über einen Stuhl im Flur. Auf das verdammte Geschäftsessen war er nicht vorbereitet gewesen. Zwar hatte er seiner Sekretärin gehörig die Leviten gelesen, aber ihm war keine Wahl geblieben, als zu dem Dinner zu gehen. Mochte es noch so langweilig sein, es waren Gäste dabei, die sich als nützlich für die Makarios Corporation erweisen konnten. Deshalb hatte er in seiner Privatwohnung, die unmittelbar neben dem Büro lag, einen Anzug angezogen und sich von Stelios in der Firmenlimousine in die Stadt fahren lassen.
Aber jetzt war er endlich wieder zu Hause.
Müde ging er ins Wohnzimmer. Als er die Gestalt in Rot auf dem weißen Sofa erblickte, erhellte ein Lächeln sein Gesicht.
Das schlafende Dornröschen in Person.
Vanessas Brüste hoben und senkten sich unter ihren gleichmäßigen Atemzügen. Sehnsucht erfasste Markos und ließ sein Blut schneller pulsieren.
Zeit, Dornröschen mit der klassischen Methode aufzuwecken. Nur würde er es nicht bei einem Kuss belassen.
Er kniete sich neben sie und presste seinen Mund auf den ihren. Wie Samt waren ihre Lippen.
5. KAPITEL
Vorsichtig stieg Vanessa aus der Limousine. Sie fröstelte trotz des Mantels aus Kunstpelz, den sie über dem dünnen Abendkleid trug. Allerdings war sie den Elementen der kalten Winternacht nur so lange ausgesetzt, wie Markos brauchte, um ebenfalls auszusteigen, seinen Arm um ihre Schultern zu legen undsie in das berühmte West End Hotel zu führen, dessen Eingangstüren aufmerksame Portiers bereits für sie geöffnet hatten.
Heute Abend gab es hier eine extravagante Privatparty, deshalb hatte Markos auch dieses Kleid für sie ausgewählt. Ein goldenes Etuikleid mit einem viel tieferen Ausschnitt, als ihr angenehm war, was ihn aber nicht im Geringsten zu stören schien. Im Gegenteil, seine Augen hatten anerkennend geleuchtet, als sie nach zwei Stunden den Bemühungen des Stylisten und Friseurs entkommen war.
„Du siehst atemberaubend aus!“, hatte er gesagt. „Es fehlt nur noch eine
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