Julia Extra 260
Maggies Methode, einen Mann zu finden, unterstützte. Es machte sie ganz verrückt.
Irgendetwas ging vor sich.
Die eigentlichen Interviews mit den Familien der betroffenen Fischer gingen glatt, ebenso wie die Gespräche mit Geschäftsleuten, die ihr Einkommen bedroht sahen. Wenn die Quoten gesenkt würden, könnte es mit diesem kleinen Ort wie mit jedem anderen ganz schnell bergab gehen. Die Existenzangst war jedem der Befragten deutlich anzumerken, doch Maggies freundliche, entspannte Art bewirkte bei allen eine gewisse Offenheit.
Dann aber stand ja noch eine Tour hinaus aufs große weite Meer an. Maggie hatte es den ganzen Tag zu verdrängen versucht, und nun begann sich ihr Magen unheilvoll zusammenzuziehen.
„Es wird windig.“
Sean folgte ihrem Blick auf das Wasser. „Ein wenig. Ich wette, es ist sicher kein Vergleich zu dem, was die Männer sonst da draußen erleben.“
Maggie hatte noch nicht einmal einen Fuß aufs Boot gesetzt, und schon war ihr ziemlich mulmig zumute.
„Sie sind ganz schön mutig.“
Sean zuckte die Schultern. „Es ist ihr Beruf.“
Ein kräftiger Mann in einem strahlend gelben Regenmantel schaute zu ihnen hoch, als sie das Ende des Steges erreichten.
„Ihr seid bestimmt die Fernsehleute.“
Sean grinste und streckte dem Mann seine Hand entgegen. „Genau, das sind wir. Und Sie müssen Mike sein.“
„Mike McCabe. Und das hier ist die Sally.“
„Ich bin Sean O’Reilly, und das ist Maggie Sullivan.“ Zu seinem Erstaunen begrüßte Maggie den Fischer nicht mit ihrem berühmten gewinnenden Lächeln. „Normalerweise ist sie ein sonniges Gemüt.“
Maggie kam zu sich, lächelte schwach und schüttelte Mike die Hand.
Mikes ohnehin gesunde Gesichtsfarbe verfärbte sich noch um einige Schattierungen dunkler. „Nett, Sie kennenzulernen. Wir sehen Sie ja ständig in der Flimmerkiste.“
Ihr Lächeln verschwand, als er ihre Hand losließ und sich dem bunten Fischerboot zuwandte. Der Fischgeruch erreichte ihre Nase und trug nicht gerade zur Beruhigung ihres Magens bei. „Das ist also Ihr Boot, Mike?“
„Stimmt.“ Er strahlte vor Stolz, sprang auf das Deck und hielt ihr die Hand hin, um ihr hinunter an Bord zu helfen. „Das ist die Sally. Sie war das Boot meines Vaters und gehört nun mir. Und eines Tages wird sie meinen Jungs gehören, wenn die Fangquoten uns nicht vorher kaputt machen.“
Sie gab sich eine Minute, um sich an das Gefühl und die Bewegungen an Bord zu gewöhnen. Das Boot schwankte, als Sean mit einem Sprung neben ihr auf dem Deck landete. Er warf ihr einen Blick zu und fasste sie am Arm. „Bist du okay?“
„Oh, mir geht es großartig.“ Rasch ging sie zur Mitte des Bootes, als der Motor gestartet wurde und Mikes Männer vom Steg her aufsprangen. „Lass es uns hinter uns bringen.“
Sie fuhren sehr viel weiter raus, als sie angenommen hatte. Und wenn sie den leichten Wind im sicheren Hafen schon bedenklich fand, so empfand sie das, was draußen vor sich ging, als wahren Hurrikan.
Sean und sie begannen mit dem Interview, nachdem die Männer die Netze ausgeworfen hatten und Sean sie bereits bei der Arbeit gefilmt hatte. Maggie hielt durch – zumindest beinahe. Am Ende musste sie dann doch zur Reling laufen und sich übergeben.
Sean war sofort mit einer Flasche Wasser an ihrer Seite und streichelte ihr den Rücken. „Du hättest sagen sollen, dass du dich nicht wohl fühlst.“
Maggie wandte sich von der Reling ab. „Mir ist nicht schlecht.“
„Nein, natürlich nicht, du hast nur gerade dein Frühstück an die hungernden Fische der ganzen Welt verfüttert.“
Beide mussten grinsen. „Du bist ein witziger Typ, aber mir geht es wirklich gut.“
„Ich verstehe.“ Lässig lehnte er sich gegen die Reling und kreuzte die Arme vor der Brust; die dunklen Haare wehten im Wind. „Tja, und da du vorher nie erwähnt hast, dass du ein Problem mit Booten hast, lässt das nur eine Möglichkeit offen.“
„Oh, tatsächlich?“ Sie hob eine Augenbraue. „Wenn du ein so fantastischer Beobachter bist, wirst du mir sicherlich gleich sagen, was es mit dieser Möglichkeit auf sich hat.“
Seine Augen glitzerten, als sie weiterlächelte. Das war endlich mal wieder eine altbekannte Gesprächssituation. Dieser herausfordernde Ton mit unterschwelliger Tendenz zum Flirten, Schlag auf Schlag.
Mit einem tiefen Seufzer blinzelte er ihr zu. „Da ich der einzige Mann bin, mit dem du in den letzten Monaten in einem Bett geschlafen hast, musst du wohl schwanger
Weitere Kostenlose Bücher