Julia Extra 260
musst zugegeben, dass du jedes Mal, wenn ich von einem Date zurückkomme, hier irgendwo herumlungerst.“
Sean zuckte die Schultern. „Das hat mehr mit meiner Schlaflosigkeit zu tun als mit Interesse für deine Verabredungen.“ Was natürlich nicht ganz stimmte.
„Seit wann leidest du denn unter Schlaflosigkeit?“
„Ich schlafe schon seit Jahren nicht mehr als fünf oder sechs Stunden.“
„Wirklich? Wie kommt das?“
Sean lachte. „Interessiert es dich wirklich, oder berechnest du mir einen bestimmten Satz pro Therapiestunde?“
Sie ignorierte seine Frage und konzentrierte sich stattdessen auf seine Rückseite. Ohne Zweifel saß die Jeans ganz fantastisch. Bisher war sie der Meinung gewesen, dass hauptsächlich die Augen bei einem Mann für sie zählten – aber das hier war auch nicht zu verachten …
Erst vor ihren Wohnungstüren drehte er sich zu ihr um und grinste, als sie schnell den Blick hob und ihm ins Gesicht schaute. Sie wurde rot. „Was denn, du hast mich doch nicht etwa von oben bis unten gemustert?“ Er sah ihr ins Gesicht.
„Nein“, stritt sie heftig ab, und ihr Gesicht verfärbte sich bei dieser Lüge noch eine Nuance dunkler.
„Doch, das hast du!“ Er grinste mit Genugtuung, lehnte sich mit der Schulter an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und, wie lautet dein Urteil?“
Maggie verzog das Gesicht und begann, nach ihrem Schlüssel zu suchen. „Ich habe Besseres zu tun, als deine Rückseite zu betrachten.“
„Du hast aber geguckt.“
„Habe ich nicht!“ Das könnte ihm so passen, dass sie es auch noch zugab. Endlich hatte sie den Schlüssel gefunden und zog ihn mit Schwung aus ihrer Tasche. „Und selbst wenn – so viel gibt’s da ohnehin nicht zu sehen.“
„Tja, das ist Ansichtssache, schätze ich. Du wärst nicht die Erste, von der ich Komplimente bekäme.“
Maggie zog eine Augenbraue hoch. „Aber da spielt wohl auch dein übersteigertes Selbstbewusstsein eine Rolle.“
Sean lachte, machte einen Schritt auf sie zu und nahm ihr den Schlüssel aus den kalten Fingern. Sein Gesicht kam ihrem gefährlich nah. „Und, wirst du mich nun zu einer Tasse heißerSchokolade einladen, damit ich besser einschlafen kann?“
Maggie spürte, wie sein warmer Atem an ihrer Wange kitzelte, und schwach stieg ihr der vertraute Duft seines Aftershaves in die Nase. Kurz wurde ihr ein wenig schwindlig. „Vielleicht solltest du es mal mit Schäfchenzählen versuchen.“
Wo war ihr Schlüssel? Erst da wurde ihr bewusst, dass er in ihrer Hand lag und Sean diese umschlossen hielt. Sie schluckte.
„Willst du mir nicht von deiner Verabredung erzählen? Freunde machen das doch so, oder?“
Maggie runzelte wütend die Stirn und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen. „Meine Verabredung interessiert dich doch nicht, weißt du nicht mehr?“
„Stimmt“, sagte er, hielt aber weiter ihre Hand fest. „Aber wenn es heute so war wie mit diesem Bryan, bin ich vielleicht gelangweilt genug, um gleich ganz schnell einzuschlafen.“
Sie verengte die Augen und dachte krampfhaft über eine angemessene Entgegnung nach. Da sah sie jedoch ein kurzes Flackern in seinen Augen, etwas, was ihr vorher schon aufgefallen war. „Warum kannst du nicht schlafen?“, fragte sie sanft.
Sean schaute hinunter auf ihre ineinander verschränkten Hände. „Was soll ich sagen – wenn man ein Gehirn hat, das so groß ist wie meins, kann man es nicht so einfach ausschalten“, versuchte er zu scherzen.
„Du hast Albträume?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Plötzlich erinnerte sie sich an mehrere Gelegenheiten, bei denen er morgens völlig übernächtigt und abgespannt ausgesehen hatte.
Er zuckte mit den breiten Schultern und strich mit den Fingern abwesend über ihre. „Das hat sich wohl herumgesprochen.“
Maggie trat instinktiv einen Schritt näher an ihn heran. „Wie oft?“
Sean hob die dichten Wimpern und erwiderte ihren Blick. „Ab und zu.“
„Was heißt das? Immer wenn du die Augen schließt?“
Ihre Blicke verfingen sich ineinander. „Nicht, wenn ich wirklich müde bin, meistens nach drei oder vier Nächten, in denen ich zu wenig geschlafen habe. Und dann verschlafe ich auch hin und wieder.“
Ohne nachzudenken löste sie ihren Daumen aus seiner Hand und strich damit über seine Fingerknöchel. „Und was ist mitder restlichen Zeit?“
Erneut zuckte er mit den Schultern und blickte zu Boden. Fast hätte er sich wieder geschickt aus der Affäre
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