Julia Extra 260
so.“
Kath blieb skeptisch. „Maggie hat mir erzählt, du bist mit einer ziemlich jungen Frau in einem Restaurant aufgetaucht.“
„Ja, aber das gehörte zu meinem Plan, um auf Maggie und Paul zu treffen.“
„Aha.“
„Genau, aha. Mehr habe ich bisher nicht zustande bekommen. Du weißt schon, ihre Verabredungen stören, sarkastische Bemerkungen über die jeweiligen Männer machen, auf Umwegen Informationen einholen. Jetzt weiß ich nicht mehr weiter.“
Er schaute ihr offen ins Gesicht.
„Du liebst sie.“
Sean lächelte schief. „So ist es wohl.“
„Dann solltest du ihr das vielleicht so oft und lange sagen, bis sie es wirklich und endgültig verstanden hat.“
Die Idee war neu. Er ließ sie sich ein paar Mal durch den Kopf gehen, und dann wurde sein Lächeln zu einem breiten Grinsen. „Moment mal, heißt das, du willst mir vorschlagen, ich soll deine Schwester verführen?“
Kath zwinkerte ihm verschmitzt zu. „Ich schätze schon. Allerdings meine ich eher eine Verführung ihres Herzens als des Körpers. Falls du es willst, natürlich nur.“
„Nun, all die Jahre als Herzensbrecher müssen ja zu irgendetwas gut sein.“
Sean zog sie lachend an sich und küsste ihre Stirn. „Ich danke dir. Und ich mag deine Ideen.“
„Hoffen wir nur, dass Maggie das auch tut.“
Die Arbeit im Sender hatte länger gedauert als angenommen. Den ganzen Tag war sie schon müde gewesen und hatte es dem Marsch durch die Berge am Tag zuvor zugeschrieben. Aber dann hatte sie Krämpfe bekommen. Und gewusst, warum sie sich so schlecht fühlte. Und es zu wissen, hatte die Schmerzen nur noch verstärkt, auf andere Weise. Nämlich das Wissen darum, dass ihr Körper einfach nicht so funktionierte, wie er sollte.
Auf dem Rückweg wurde es immer schlimmer, weil ihre Schmerztabletten zu Hause lagen. Sie wollte jetzt nur die Medikamente, eine Wärmflasche und ihr Bett, um in Ruhe zu leiden. Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war, Sean vor ihrer Haustür zu begegnen.
Um zu verhindern, dass er sah, wie es ihr ging, wandte sie ihm das Gesicht ab.
„Und, endlich fertig für heute?“
„Ja, alles fertig.“ Ohne ihn weiter zu beachten, schob sie sich an ihm vorbei.
Doch Sean ließ nicht locker. „Hast du schon etwas gegessen? Warum ziehst du dich nicht um und kommst auf einen Mitternachtssnack rüber?“
„Nein, danke, Sean.“ Der Schmerz in ihrem Unterleib wurde immer unerträglicher. „Vielleicht ein anderes Mal.“
„Bist du noch verabredet?“
„Um diese Zeit?“ Ihr gelang ein schwaches, gezwungenes Lächeln, aber ihr wurde dabei schon etwas schwarz vor den Augen. Nur noch ein paar Minuten, und sie würde in ihrer Wohnung sein. Dann würde er nichts merken und ihr keine Fragen stellen. „Ich glaube kaum.“
Er bemerkte, dass ihre Schritte immer schwerer und unsicherer wurden. Sie lehnte sich gegen die Wand und hielt sich am Geländer fest. Da sah er, dass ihre Fingerknöchel ganz weiß waren. „Maggie!?“
Sie spürte, wie der Fußboden unter ihr zu wanken und der Flur und die Türen zu verschwimmen begannen.
„Maggie!“ Erst jetzt sah er, wie erschreckend blass sie war. „Was zur Hölle ist los mit dir?“
Ihr Lächeln war schwach, und sie hoffte, dass er sich nicht allzu süß und mitfühlend benehmen würde; das könnte sie jetzt nicht ertragen. Sarkasmus wäre ihr jetzt lieber, denn damit könnte sie umgehen, sich ärgern über ihn. Zumindest so lange, bis sie ihre Wohnungstür erreicht hatte. Doch da war wieder dieses Ziehen, und sie krümmte sich vor Schmerzen.
Sean war sofort neben ihr, um sie aufzufangen und in die Arme zu nehmen. „Wir müssen einen Arzt rufen“, beschwor er sie.
„Nein, keinen Arzt.“ Sie stützte sich an seinem Arm und ließ zu, dass er sie bis zur Tür brachte. „Ich komme schon klar, wenn ich erst mal in meiner Wohnung bin.“
„Das glaube ich nicht!“
„Doch, wirklich. Ich brauche nur meine Schmerzmittel.“
„Schmerzmittel?“ Er geriet etwas in Panik und musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. „Was für Schmerzmittel und wogegen?“
Maggie seufzte vor Erleichterung, als sie endlich vor ihrer Tür angelangt waren. „Es ist eine Frauensache.“ Das sollte genügen, damit er das Weite suchte.
„Okay, verstehe.“ Sean hielt sie weiter fest in seinen Armen und nahm ihr den Schlüssel aus der Hand. „Dann schauen wir, dass wir dich da hineinschaffen und du dich hinlegst.“
„Du musst wirklich nicht …“
„Das weiß ich.“ Er lächelte mit
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