Julia Extra 260
Becher mit Tee vom Tresen nahm. Mit einer schnellen Bewegung packte er sie am Handgelenk. Darauf war sie nicht gefasst, und er nutzte ihre kurzzeitigeVerblüffung, um sie an sich zu ziehen. „So geht das mit uns nicht weiter, Mary Margaret.“
„Wie meinst du das?“
„Dieses Zurückweichen, Verheimlichen, nicht miteinander reden, diese Spielchen.“
„Tun wir das?“ Nun mach schon, Maggie, schau weg, reiß dich los.
„Ja, aber damit ist es ab jetzt vorbei. Genug davon.“
„Ich weiche dir nicht aus, ich sagte nur, dass du jetzt gehen kannst und es mir gut geht. Du musst nicht länger den Babysitter spielen.“ Schau weg!
„Ich bleibe hier.“
„Für immer?“
„Ist das ein Angebot?“
Was? Sie konnte den Blick nicht abwenden, sonst hätte sie in seinen Augen nicht nach einem Hinweis dafür suchen können, dass er sich über sie lustig machte. Das war schon die zweite deutliche Bemerkung dieser Art, wenn ihr Gedächtnis vom Abend zuvor ihr keinen Streich spielte. Er konnte das doch nicht ernst meinen …
Fragend und ernst zog er eine Augenbraue hoch. Oh, nein. Das konnte er nicht machen. Tatsächlich offen um sie werben. Nicht, nachdem sie so lange all das getan hatte, was er ihr vorwarf. Ihmauszuweichen nämlich.
Sie war durchaus in der Lage, ihre Gefühle für ihn unter Kontrolle zu halten – jedenfalls, solange er mindestens eine Armlänge entfernt war.
„Sean …“
„Ja?“
„Ich möchte nicht, dass du denkst, ich würde es nicht zu schätzen wissen, was du letzte Nacht für mich getan hast …“
„Du hattest Schmerzen.“
Und zwar mehr und auf andere Weise, als er sich vorstellen konnte. „Das stimmt, aber jetzt geht es mir wieder gut.“
„Wirklich?“
Jeden Moment würde sie wegschauen, in eine andere Richtung, sich dem Blick aus dunklen Augen entziehen, jeden Moment. „Ja, es ist alles in Ordnung.“
Prüfend sah er sie an, und wieder einmal bemerkte sie seine unglaublich langen, dichten Wimpern. Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Das glaube ich nicht. Also gehe ich nicht.“
„Warum bist du so?“
Sanft streichelte er mit dem Daumen über ihr Handgelenk. „Man nennt es auch, sich um jemand zu sorgen und sich um ihn zu kümmern.“
„Ich habe verstanden, dass dir etwas an mir liegt, dazu musst du dich nicht wie eine Krankenschwester aufführen.“
„Hör auf, mich so auflaufen zu lassen, Maggie; ich werde hierbleiben.“ Lange schaute er sie an, bevor er sie unvermittelt losließ und sich umdrehte.
Misstrauisch beobachtete sie ihn, wie er die Toasts mit Butter bestrich und sie mit ins Wohnzimmer nahm.
Maggie wusste, dass er seine ganze Kraft und Stärke investierte, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Aber sie hätte nie gedacht, dass diese Kraft einmal Einzug in ihr Wohnzimmer halten sollte. Immer noch dachte sie verzweifelt darüber nach, wie sie ihn loswerden konnte. So zu tun, als gehe es ihr besser, hatte nicht funktioniert. In Wirklichkeit hatte sie überhaupt noch keinen Gedanken daran verschwendet, wie sie sich fühlte, seit sie die Küche betreten hatte.
Er war fest entschlossen, für sie da zu sein, ihr bester Freund zu sein, auf seine ganz spezielle unnachahmliche Weise. Aber je länger er bei ihr war, desto länger war er hilfsbereit und liebevoll und, ja verdammt, einfach süß. Und umso schwerer wurde es, weiter wie geplant ihre gerade Linie zu verfolgen und ihr Ding durchzuziehen. Auch wenn sie doch eigentlich wusste, was richtig und gut für sie war. Scheinbar war sie einfach nicht stark genug.
Da hatte sie eine Idee. Vielleicht sollte sie tatsächlich sein Angebot annehmen, sich von ihm bei der Suche nach dem Richtigen helfen zu lassen. Damit er auch merkte, dass es ihr ernst damit war. Wenn sie sich vor seinen Augen in jemand anders verliebte, würde er sie sicher in Ruhe lassen.
So schwer konnte das doch nicht sein.
Als sie das Wohnzimmer betrat, fühlte sie sich beinahe selbstbewusst, und ihr gelang sogar ein Lächeln.
„Ich weiß das wirklich zu schätzen.“
„Das hoffe ich doch. Bin ja auch ein toller Typ“, scherzte er zwischen zwei Bissen.
„Ja, das erwähntest du bereits.“
„Mag sein, aber du könntest auch etwas aufmerksamer sein.“
„Okay, dann würde ich gern dein Angebot annehmen, mir zu helfen. Du weißt schon. Du kannst mir helfen, einen geeigneten Kandidaten zum Heiraten zu finden.“
Kaum merklich zögerte er. „Einverstanden. Iss dein Frühstück, geh duschen, und dann schauen wir, was sich
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