Julia Extra 360
solltest so schnell wie möglich aufs Polofeld zurückkehren.“
„Meinst du nicht, dass ich genau das vorhabe?“ In der Leitung nach Argentinien knackte und rauschte es. Ruiz war drüben und spielte Polo, während Holly ihm von der Seitenlinie aus zujubelte. Dabei sollte wohl zumindest die Braut hier sein und sich höchstpersönlich um ihre bevorstehende Feier kümmern! „Eines musst du mir glauben, ich kann es kaum erwarten, wieder im Sattel zu sitzen! Das Problem ist nur: Ich bin auf die Insel gekommen, um mich hier in aller Ruhe von meinem Unfall zu erholen. Und ihr beide habt nichts Besseres zu tun, als mir eine durchgeknallte Hochzeitsplanerin auf den Hals zu hetzen, die mir das Leben schwer macht. Wer muss sich denn darum kümmern, dass sie eine Vorstellung von den Gegebenheiten hier bekommt? Wer darf sich mit ihr rumschlagen, tausend Fragen beantworten und ihr jeden Tag beim Essen gegenübersitzen? Ich! Und das, obwohl ich genau solche Störungen vermeiden wollte!“
„Ich habe dich noch nie so wütend erlebt“, kommentierte Ruiz ruhig.
„Wir mögen Brüder sein, aber meine Loyalität dir gegenüber hat ihre Grenzen. Ich bin hergekommen, um mich in dieser Abgeschiedenheit auf das wichtigste Poloturnier meines Lebens vorzubereiten. Gerade du müsstest wissen, was für mich auf dem Spiel steht. Ich habe nicht vor, den Gastgeber für eine kleine Konfetti-Partymaus zu geben.“ Im Hintergrund vernahm er gedämpften Protest und verdrehte entnervt die Augen. Im nächsten Augenblick hatte seine zukünftige Schwägerin schon das Handy an sich gerissen.
„Du wirst nicht die geringsten Umstände haben, Diego“, versprach Holly überschwänglich. „Maxie ist eine ganz ausgezeichnete Hochzeitsplanerin. Sie wird alles in die Hand nehmen. Und sie ist sehr sympathisch und unkompliziert, wirklich. Bist du ihr schon begegnet?“ Erwartungsvoll machte sie eine Pause. „Sie ist doch schon bei dir angekommen, nicht wahr?“
„Ja, sie ist da.“ Er seufzte.
„Toll“, freute Holly sich. „Es gibt keinen Fleck auf diesem Erdball, an dem ich lieber heiraten würde als auf der Isla del Fuego .“
„Du musst mich jetzt entschuldigen“, sagte er zu Holly. „Ich habe zu arbeiten. Wir können später noch über deine Hochzeitsfeier sprechen.“
„Oh, natürlich“, lenkte sie hastig ein. „Du bist bestimmt mit den Pferden beschäftigt?“
Es dauerte eine Weile, bis er ihr antwortete. „Ja, ich bin mit den Pferden beschäftigt“, bestätigte er schließlich. Ihm war bewusst, dass sie sich am anderen Ende der Welt auf die Zunge biss, weil sie ihn auf den Sport angesprochen hatte. „Sag mal, der Name deiner Hochzeitsplanerin …“
„Maxie Parrish? Sie ist doch toll, oder?“
„Kannst du mir bitte noch mal meinen Bruder geben?“
„Natürlich.“
Ihm entging nicht, wie angestrengt ihre Stimme inzwischen klang. Sie verdeckte das Telefon mit einer Hand und wechselte ein paar Worte mit ihrem Verlobten, bevor sie das Handy weiterreichte.
„Diego?“ Ruiz klang fast gelangweilt.
„Diese Frau heißt Maxie Parrish.“
„Na und?“ Dann dämmerte es ihm, und er seufzte. „Wir haben ihre Referenzen überprüft, und selbst ich war beeindruckt. Diego, es gibt Tausende von Frauen mit diesem Nachnamen. Außerdem solltest du langsam mal darüber hinweg sein.“
Vielleicht sollte er das, aber er war es nicht.
„Es ist bestimmt nicht dieselbe Familie“, fügte Ruiz hinzu.
„Und das weißt du zu hundert Prozent?“
Plötzlich war Holly wieder in der Leitung. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, wollte sie wissen. „Bitte sag mir, falls ich einen Fehler gemacht habe, Diego!“
„Du hast nichts falsch gemacht“, beruhigte er sie.
Wo sollte er da auch anfangen? Wozu die Vergangenheit heraufbeschwören und damit Hollys großen Tag ruinieren? Sie konnte schließlich nichts für die Tragödie, die Diego viele Jahre zuvor heraufbeschworen hatte.
„Sollen wir dich lieber später noch einmal anrufen?“, fragte sie besorgt.
„Schon gut“, sagte Diego etwas sanfter. „Erzähl mir lieber, was du dir noch alles für deine Hochzeit vorgestellt hast.“
Sein Gewissen hatte sich geregt, als er gemerkt hatte, dass alle Freude aus Holly Stimme verschwunden war. Geduldig lauschte er nun ihren Plänen und Ausführungen, wobei seine Gedanken zurück in die düsteren Zeiten seines Lebens wanderten. Damals hatte er zu viele Risiken in Kauf genommen – mit tragischen Konsequenzen. Seine Gegner auf dem Polofeld
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