Julia Extra 360
noch gut daran erinnern, wie Lucia ihre halsstarrigen Brüder damals in puncto Einrichtung zurechtgewiesen hatte. Sie sollten bei der Einrichtung des Cottage auf warme Farben und gemütliche Sitzmöbel setzen, wenn sie nicht wollten, dass Gäste auf der Insel sich wie Pferde in einem Stall fühlten, hatte sie gemeint. Seine Schwester konnte ziemlich direkt sein.
„Ich finde es großartig.“ Ehrfürchtig berührte Maxie eine handbemalte Vase.
Achselzuckend brummte er etwas Unverständliches und weigerte sich – so gut es ging – Lucias Werk durch Maxies Augen zu betrachten. Dabei wirkte diese Umgebung zum ersten Mal richtig gemütlich auf ihn.
Das letzte Foto machte Maxie von ihm selbst. „Holly wird der Vorschlag gefallen“, sagte sie und schaute auf das Display ihrer Kamera. Dann kam sie zu Diego, um ihm ein paar Bilder zu zeigen.
Doch anstatt sich darauf zu konzentrieren, überwältigte ihn ihre Wärme und Präsenz, nachdem er eine so lange Zeit allein gewesen war. „Dann lass uns jetzt Schluss machen“, schlug er heiser vor. „Ich habe noch einiges zu tun.“
„Sicher“, stimmte Maxie zu und ließ die Kamera in ihrer Tasche verschwinden. „Tut mir leid, wenn ich dich aufgehalten habe. Aber ich könnte diesen Raum gut als Hintergrundbild für Teile meines Albums verwenden. Das macht die Illustrationen persönlich und einzigartig. Später können auch ein paar der Hochzeitsfotos hier aufgenommen werden. Diese Steinwände sind einfach herrlich“, fügte sie verträumt hinzu und strich mit den Fingerspitzen über die raue Oberfläche.
Diego starrte auf ihre kleine Hand und spürte seine wachsende Erregung, bis ein schmerzendes Pochen in seinem Bein ihn daran erinnerte, dass er momentan unmöglich mit einer Frau ins Bett steigen konnte.
„Entschuldige“, sagte sie sofort, weil sie seinen verkrampften Gesichtsausdruck missverstand. „Ich halte dich nur auf. Geht es dir gut?“
„Ja“, stieß er hervor, biss die Zähne zusammen und humpelte mit steifen Beinen zur Tür. Frustration und Wut stiegen in ihm auf. Und der Umstand, dass Maxie an seiner Seite spürbar etwas schneller geatmet hatte, machte seine Demütigung perfekt.
Ihre jugendliche und sportliche Geschmeidigkeit setzten Diego zu und gaben ihm das Gefühl, alt und gebrechlich zu sein. Wütend schleuderte er seinen Gehstock in den hinteren Teil des Jeeps, als sie ihn erreicht und aufgeschlossen hatten, und kletterte mühsam auf den Fahrersitz.
Unbeeindruckt stieg Maxie auf der Beifahrerseite ein und lehnte sich weit zur Seite, um die Tür zu schließen. Dabei streiften ihre noch feuchten Haare Diegos Arm, sodass er heftig zusammenzuckte. Unwillkürlich atmete er den Duft von Vanille und Lavendel ein und schloss die Augen. Was für eine harte Prüfung, dieser süßen Versuchung widerstehen zu müssen!
„Beeil dich!“, herrschte er sie überflüssigerweise an. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
„Du hast wirklich viel Geduld mit mir bewiesen“, versuchte sie, seinen Ärger im Keim zu ersticken. „Ich kann dir nicht genug danken, dass du mir noch das Cottage gezeigt hast. Und in Zukunft werde ich dich nicht so sehr in Beschlag nehmen.“
Er summte kaum hörbar vor sich hin, gab aber keine Antwort. Im Entschuldigen und Herausreden war sie echt gut. Mal schauen, wie sie damit umging, sobald er den Druck auf sie erhöhte! Denn je schneller sie mit ihrer Arbeit vorankam, desto schneller war Maxie auch wieder verschwunden. Dann konnte er endlich wieder allein sein und in Ruhe seine Wunden lecken.
3. KAPITEL
Holly hatte Maxie über das Wohnhaus der Familie Acosta nichts verraten. Deshalb blieb Maxie auch die Spucke weg, als Diego den Jeep um die letzte Kurve lenkte und auf das Haupthaus zusteuerte. Das elegante Gebäude wirkte viel eher wie ein Palast, nicht wie ein einfacher Familiensitz auf dem Lande.
Blind tastete sie nach ihrer Kamera. „Könntest du ganz kurz anhalten?“
Aber Diego Acosta fuhr ohne Kommentar weiter.
Na ja, schließlich hat er selbst gesagt, wie eilig er es haben würde, dachte Maxie. Außerdem kann ich ja jederzeit allein herkommen, um Fotos zu machen.
Zu ihrer Überraschung hielt Diego aber plötzlich genau an der Kliffkante und bedeutete Maxie mit einer Kopfbewegung, aus dem Wagen zu steigen. Nicht gerade galant, aber sie würde nehmen, was sie kriegen konnte. Zumindest erklärte er sich bereit, sie in ihrem Vorhaben zu unterstützen, indem er ihr die Highlights dieser Insel präsentierte.
Und
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