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Julia Extra 360

Julia Extra 360

Titel: Julia Extra 360 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Jump , Carol Marinelli , Susan Stephens
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hatten es heute nicht leicht mit ihm, denn sobald Diego spielte, erwachte die Erinnerung. Und wenn diese erwachte, war ihm plötzlich alles egal. Das war nicht nur für ihn selbst, sondern auch für jeden in seiner Nähe hochgradig gefährlich, da er wie der Teufel persönlich über den Platz jagte – ohne Rücksicht auf Verluste.
    „Du solltest schnellstens wieder spielen“, sagte Holly gerade. „Deine Brüder brauchen dich. Das Team ist nicht dasselbe ohne dich.“
    „Ich versuche es ja, Holly.“
    „Mir ist klar, dass du jeden Tag trainierst. Und mit der Zeit werden die Dinge für dich leichter werden, Diego. Vertrau mir! Und falls du dir ernsthaft Sorgen wegen meiner Hochzeit machen solltest …“
    „Du könntest eventuell an einem anderen Ort heiraten“, schlug er eilig vor.
    „Aber nirgendwo ist es so schön wie auf der Insel.“ An ihrer Entscheidung ließ sich offensichtlich nicht rütteln.
    Stumm ließ er seinen Blick über die Pferdeweide bis zum Meer schweifen und stellte sich vor, diesen Anblick durch Maxies Kameralinse zu betrachten. Es war, als würde er all das zum ersten Mal sehen, und es kam ihm spektakulärer vor denn je. Das raue Meer krachte unaufhörlich mit Wucht gegen die Felsen, was man als Sinnbild für seine Stimmung betrachten konnte. Wassertropfen spritzen wie glitzernde Diamanten in den Himmel, und manchmal trafen sie auf einen der spärlichen Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolkendecke kämpften.
    „Diego? Bist du noch da?“, holte ihn sein Bruder in die Realität zurück.
    „Ja, ich bin noch dran.“ Körperlich zumindest, denn sein Geist schwebte längst über den Wassern.
    „Wie viele Menschen haben den Nachnamen Parrish? Ich weiß, was in dir vorgeht, aber denk doch mal nach! Du bist das Rechengenie in der Familie und solltest es am besten wissen.“
    So weit stimmte das. Ihr ältester Bruder Nacho hatte Diego mit weiser Voraussicht und Liebe vor dem Schlimmsten bewahrt. In seiner wilden Jugend hatte Diego unglaublich viel Geld verloren, und Nacho hatte ihm daraufhin beigebracht, wie man mit Geld umging. Anschließend hatte Diego eine Ausbildung zum Buchhalter und Finanzwirt gemacht und war seither verantwortlich für das Auskommen der ganzen Familie.
    „Du bist viel zu angespannt“, meinte Ruiz. „Und wir beide kennen die Gründe dafür. Laut Holly handelt es sich bei ihrer Hochzeitsplanerin um eine ausgesprochen attraktive Frau, und ihr beide sitzt da praktisch allein auf einer einsamen Insel fest. Setzt dir das so zu, Diego?“
    Er starrte auf den Boden vor sich. „Vielleicht bin ich ja gar nicht interessiert?“
    „Vielleicht machst du dir aber nur etwas vor?“
    Diego seufzte. „Alles, was ich brauche, ist ein gesundes Bein, ein gutes Pferd und die Gelegenheit, in das Spiel zurückzukehren, das mir am Herzen liegt.“
    „Wir reden weiter, sobald du wieder bei Verstand bist“, erwiderte Ruiz trocken und beendete das Gespräch.
    „Was für ein unfassbar schönes Haus“, schwärmte Maxie und drehte sich im Kreis, um die Atmosphäre in den Räumen in sich aufzunehmen.
    „Die Acostas leben schon seit Generationen hier“, erklärte Maria mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
    „Ein wirklich stilvolles Erbe.“ Maxie dachte an ihre eigene Herkunft. Ihr Vater war an der Krankheit seiner Ehefrau zerbrochen, die er zuvor nie wirklich gut behandelt hatte. Finanziell war es für Maxie von da an zunehmend schlechter gelaufen, weil die Pflege ihrer Mutter immens viel Geld verschlungen hatte. Wenn das Sofa einen Riss bekommen hatte, hatte das eben mit einer Tagesdecke kaschiert werden müssen. Es wurden nur die nötigsten Lebensmittel gekauft, und sie hatte sogar den Musterkatalog eines Teppichherstellers dazu benutzt, um den Belag der Treppe auszubessern. Undenkbar, wie ihrer aller Zukunft verlaufen wäre, wenn sie in einem Palast wie diesem residiert hätten. Aber vermutlich änderte Reichtum auch nichts daran, dass manche Menschen einfach nicht zueinanderpassten. „Meiner Mutter hätte das hier alles sehr gefallen“, sagte Maxie mehr zu sich selbst.
    Die Haushälterin legte ihr verständnisvoll eine Hand auf den Arm. „Kommen Sie mit nach oben!“
    Auf der polierten Mahagonitreppe gab es keine zusammengewürfelten Teppichabschnitte auf den Stufen. Alles wirkte wie aus einem Hochglanzprospekt.
    Für Maxie war es zu spät, um dafür zu sorgen, dass ihre Eltern sich wieder einander annäherten, oder um ihrer kranken Mutter das Leben zu erleichtern. Aber

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