Julia Extra 360
Familienheim.“
„Ja, das ist es wohl“, murmelte er abwesend und konzentrierte sich auf die nackten Schultern vor sich. Teilweise wurden sie von Maxies dunkler, glänzender Haarpracht verdeckt, die erst eine Handbreit über dem aufreizend gerundeten Po endete.
„Bestimmt war es toll, als Kind in den Ferien herzukommen“, vermutete sie. „Ich liebe alte Häuser mit Geschichte.“
Diegos letzte Begleitung hatte sich zuerst nach dem Schminkzimmer erkundigt, um ihr Make-up aufzufrischen, und anschließend verkündet, dass sie sein Elternhaus einfach nur hassen würde. Es wäre unpraktisch, altmodisch und hässlich. Sie hatte ihm sogar eine Liste mit Dingen gegeben, die für ihren nächsten Besuch bereitgestellt werden müssten. Zum Glück war das Meer an jenem Tag ausgesprochen ruhig gewesen. Diego hatte die Dame mit dem nächstbesten Boot wieder an Land gebracht und den Kontakt rigoros abgebrochen.
Sie aßen alle gemeinsam in der geräumigen Küche an einem massiven Eichentisch. Mit der Speisenauswahl hätte man eine ganze Armee satt bekommen können. Schweigend widmete Diego sich seinem Teller, während Maxie und Maria wie alte Freundinnen ausgelassen miteinander plauderten.
Außerdem hatte Maxie ihm eine Liste überreicht, auf der alle Fragen aufgeführt waren, die sie im Laufe ihres Aufenthalts klären wollte. Nicht zum ersten Mal fragte Diego sich, wie diese verrückte, kleine Hochzeitsplanerin gleichzeitig wilder Feger und ernst zu nehmende Geschäftsfrau sein konnte – und darüber hinaus noch gefährlich sexy!
Ob sie einen festen Freund hatte? Oder eine unverbindliche Affäre? Vielleicht sogar Kinder? Er wusste gar nichts über sie. Auch wenn an ihrem Finger kein Ring steckte, konnte sie sogar verheiratet sein. Diese Vorstellung war ihm definitiv unangenehm.
Nach dem Essen bestand Maxie darauf, Maria beim Abräumen zu helfen. Dann warf sie Diego einen feuchten Lappen zu. „Würdest du bitte den Tisch abwischen? Ich räume solange den Geschirrspüler ein.“
Sprachlos starrte er den Lappen in seiner Hand an, und eine geschockte Maria eilte auf ihn zu, um ihn Diego wieder abzunehmen. Aber er schloss energisch seine Faust um den Wischlappen. „Nimm dir den Rest des Tages frei, Maria! Das hast du dir wirklich verdient. Und vielen Dank für das üppige Dinner.“
„Gracias, señor.“ Sie wirkte zutiefst verunsichert und ging rückwärts aus der Küche, als wolle sie das Bild von Diego mit einem Wischlappen in der Hand nicht aus den Augen lassen.
Maxie dagegen drehte sich erst wieder zu ihm um, nachdem sie den Geschirrspüler eingeschaltet hatte. „Willst du mal die Bilder sehen, die ich bis jetzt gemacht habe?“
Da er sie so schnell wie möglich wieder loswerden wollte, musste er sich ihr wohl oder übel bei jeder Gelegenheit zur Verfügung stellen. „Warum nicht?“
Und wieder gelang es ihr, ihn zu überraschen. Ihre Bilder konnte man nur als außergewöhnlich bezeichnen. Sie zeigten Diego seine geliebte Insel aus einem völlig neuen Blickwinkel. Anstelle eines selbst auferlegten Gefängnisaufenthaltes empfand er plötzlich seine Umgebung als ein kostbares Paradies, das zur Erholung und Entspannung einlud. Es war eine regelrechte Offenbarung für ihn.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte sie und betrachtete sein mürrisches Gesicht.
„Nein, alles gut.“ Bis auf sein geschundenes Bein, das ihn wieder einmal quälte. „Deine Fotos sind richtig gut.“
„Danke schön.“ Sie wandte sich zum Gehen. „Ich will heute früh ins Bett, damit ich mich morgen früh ausgeruht an die Arbeit machen kann.“
In Diego tobte ein Kampf zwischen seiner animalischen Begierde und seinem gesunden Menschenverstand, wobei Letzterer siegte, da ihn sein schmerzendes Bein daran erinnerte, wozu er im Moment nicht fähig war.
„Buenas noches, señorita“ , knurrte er und starrte vor sich auf den Boden.
4. KAPITEL
Die Nacht wurde unerträglich für Maxie, weil sie keinen Schlaf fand. Ständig dachte sie über Diegos Verhalten ihr gegenüber nach. Dabei … was war eigentlich schlimm daran, wenn ein Mann wie ein Pirat aussah und sich auch dementsprechend verhielt? Etwas anderes konnte man schließlich nicht von ihm erwarten. Viel schlimmer war ihr ständiger Impuls, leise aus dem Bett zu kriechen und die Zimmertür einladend einen großen Spalt weit zu öffnen. War sie total verrückt geworden?
Was hätte sie denn getan, falls Diego die stumme Einladung richtig auffassen und ihr einen Besuch abstatten
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