Julia Extra 360
mir wohnen müssen“, sagte er knapp.
Was predige ich immer den aufgeregten Bräuten? fragte sie sich fieberhaft. Im Zweifel lächle und bedanke dich! „Danke sehr“, erwiderte Maxie höflich und erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder. Danach konzentrierte sie sich auf ihre Umgebung und schwieg. Der dichte Nebel teilte sich wie ein Vorhang und präsentierte einen atemberaubenden Ausblick auf die Schönheiten der Insel. Glänzend schwarze Felsengebilde, die sich aus dem Meer erhoben, konkurrierten mit der farbenfrohen, regennassen Flora. „Wie wunderschön“, murmelte sie versonnen.
„Mach dir keine allzu großen Hoffnungen“, warnte Diego sie trocken. „Ich führe hier trotzdem das spärliche, unkomfortable Leben eines einfachen Junggesellen.“
„Ich meinte die Aussicht“, stellte sie klar. „Es ist absolut unbeschreiblich.“ Und perfekt für ein besonderes Paar wie Holly und Ruiz, wie Maxie fand.
Diego verlor kein weiteres Wort, doch Maxie fiel auf, dass sich seine Finger fester um das Lenkrad krallten. Es war nicht zu übersehen, dass er hoffte, dass sie den Mut verlieren und die Isla del Fuego für untauglich erklären würde. Da konnte er lange warten, dieser … unfassbar anziehende Eigenbrötler!
„Noch etwas“, knurrte er.
„Ja?“ Höflich wandte Maxie sich ihm zu.
„Es gibt ein paar Bedingungen für deinen Aufenthalt hier.“
Geduldig lauschte sie seinen Ermahnungen, die hauptsächlich Vorsichtsmaßnahmen beim Erkunden der Insel betrafen.
„Falls du dich in einsamen Buchten verläufst oder auf brüchigen Felsen herumkletterst und abrutschst, bin ich nicht in der Lage, dir zu helfen“, schloss er.
„Mit anderen Worten, ich sollte mich nicht allein auf Entdeckungstour begeben?“
„Korrekt“, lautete seine knappe Antwort. „Es wäre besser, wenn ich dich begleite.“
Mit diesem Angebot hatte sie zwar nicht gerechnet, aber andererseits kannte sich wohl kaum jemand an diesem Ort besser aus als Diego.
„Ich nehme dankend an“, hörte Maxie sich sagen. „Mit Rücksicht auf Holly und deinen Bruder sollten wir gemeinsam daran arbeiten, meinen Besuch hier zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.“
Ein rätselhaftes Lächeln umspielte seinen Mund, während seine Augen fest auf den Weg vor ihnen gerichtet waren. „Fernando“, sagte Diego etwas lauter und blickte über die Schulter. „Dein Domizil, bis sich das Wetter wieder beruhigt hat.“
Neugierig betrachtete Maxie durchs regennasse Fenster das hübsche, weiß gestrichene Häuschen am Wegesrand. Die Eingangstür war von Blumenranken umsäumt, und grüne Läden zierten die Fenster. Schwarzes Lavagestein bildete einen gelungenen Kontrast zu dem stilvoll angelegten Kakteengarten neben dem Eingang. Ein ungewöhnlich arrangiertes Gebäude vor dem Hintergrund einer stürmischen See und einem sich aufklarenden blauen Himmel.
„Soll ich auch aussteigen?“, erkundigte sie sich.
„Nein. Es sei denn, du willst dir das einzige Schlafzimmer mit Fernando teilen?“
„Danke, lieber nicht.“ Schweigend schaute sie zu, wie Diego den Skipper zur Haustür brachte, und fragte sich, ob es ihr wohl gelingen würde, sich gegen ihren sturen Gastgeber durchzusetzen.
Diego hätte wissen müssen, dass Maxie nicht brav im Wagen sitzen bleiben würde. Kaum war er im Haus, tauchte ihr herzförmiges Gesicht schon vor einem der Fenster auf. Fernando ging gleich nach oben ins Bad, während Diego seine finsterste Miene aufsetzte, um Maxie in ihre Schranken zu weisen. Und um von der Tatsache abzulenken, dass sein Körper stark auf sie reagierte … erschreckend stark.
„Das sieht aber toll aus“, sagte sie staunend und trat, ohne zu zögern, durch die Tür. Dabei ignorierte sie Diegos feindseligen Gesichtsausdruck und sah sich interessiert um. „Hast du etwas dagegen?“, fragte sie und hielt ihre Digitalkamera hoch.
„Wo du schon mal hier bist …“, stöhnte er genervt.
Bevor er den Satz beenden konnte, hatte sie schon ihre ersten Bilder geschossen. Außerdem war Diego von dem frischen Regenduft abgelenkt, der mit ihr in den Raum geweht war.
„Hier könnte man auch einige der Hochzeitsgäste bewirten“, überlegte sie laut.
„Da muss ich erst sehen, ob das Häuschen frei ist.“
„Dafür kannst du bestimmt sorgen, oder? Es ist hübsch hier. Hast du es selbst entworfen?“
„Meine Schwester Lucia“, stellte er richtig.
„Sie hat wirklich Talent.“
„Werde ich ihr ausrichten“, entgegnete Diego missmutig. Er konnte sich
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