Julia Extra 360
Schluss machen und mich für heute Abend umziehen.“
„Du hast mir noch nicht verraten, wo wir eigentlich hinwollen.“
„Lass dich einfach überraschen“, raunte er, und sein geheimnisvolles Lächeln ließ ihr die Farbe ins Gesicht schießen.
Eine halbe Stunde später wartete Maxie geduscht und umgezogen in der Küche auf Diego. Ihr Herz klopfte wie wild, obwohl sie sich immer wieder ermahnte, dass ihre Verabredung einen rein geschäftlichen Hintergrund hatte. Vielleicht glaubte sie es selbst auch irgendwann, wenn sie es nur oft genug wiederholte …
Leider funktionierte das nicht. Als Diego den Raum betrat, genügte ein Blick auf seine eng geschnittene Jeans, die lässigen Stiefel und das figurbetonte Hemd, um Maxie erneut auf dumme Gedanken zu bringen.
„Bist du fertig?“, wollte er wissen.
„Schon lange.“ Es gelang ihr nicht, so professionell zu klingen, wie sie es beabsichtigt hatte. Und dann klingelte auch noch ihr Telefon.
„Ein Anruf aus England?“, flüsterte Diego, weil Maxie schützend die Hand vor das Telefon hielt und sich abwandte.
„Arbeit“, winkte sie ab, obwohl das eine glatte Lüge war. Sie hasste die Tatsache, ihm gegenüber unaufrichtig sein zu müssen. Trotzdem hatte sie sich geschworen, dass niemand Peter Parrish ausfindig machen würde, solange sie es verhindern konnte.
Ihr Vater war wieder einmal außer Rand und Band. Hastig eilte Maxie außer Hörweite und bemühte sich, den alten Mann zu beruhigen. „Es wird bestimmt bald alles gut werden. Hast du denn deine Medizin genommen?“ Sie sprach leise, damit Diego den Anruf für ein geschäftliches Gespräch hielt. Nach endlos langen Minuten wurde Maxie schließlich von einer Pflegeschwester erlöst, die ihr glaubhaft versicherte, dass man alles unter Kontrolle habe.
„Können wir jetzt los?“, fragte Diego aus dem Flur.
„Ja, kein Problem“, rief sie und steckte ihr Handy zurück in die Handtasche.
Maxie genoss das rege Treiben auf der Straße: Menschen redeten und lachten, irgendwo trommelte jemand, und es roch ungewohnt, aber nicht schlecht. Diego hatte behauptet, es würde sich nicht lohnen, in ein Auto zu steigen. Die meisten Straßen seien wegen der Vorbereitungen für den Karneval sowieso gesperrt worden.
Maxies Fantasie ging mit ihr durch, und sie stellte sich vor, Diego wäre ihr fester Partner. Es wäre unbeschreiblich schön, als Liebespaar durch diese aufregenden Straßen zu bummeln. Plötzlich wurden sie von entgegenkommenden Menschen auseinandergetrieben, und Diego streckte seinen Arm nach ihr aus.
„Hey!“, rief er und zog sie wieder an seine Seite. Ihre Hand ließ er nicht mehr los.
Wahrscheinlich will er mich nur nicht in der Menge verlieren, dachte Maxie und verspürte einen Stich in der Brust. War das Enttäuschung?
Diego dagegen genoss es, ihre Hand zu halten. Aber er wollte mehr als nur das. Er wollte mit ihr schlafen und herausfinden, wie sich die Farbe ihrer grauen Augen veränderte, wenn die Leidenschaft Maxie übermannte.
„Das Thema der Wohltätigkeitsveranstaltung ist also der Karneval“, mutmaßte sie und sah Diego fragend an.
„Genau. Nicht gerade originell“, gab er zu, „aber das Thema ist beliebt, und so ein Fest gelingt einfach immer.“
Im Grunde hätte er sich darüber freuen müssen, dass sie nur übers Geschäft sprachen. Aber nach dem mysteriösen Telefonanruf war Diego wild entschlossen, Maxies Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Allerdings konnte es passieren, dass sie sich gänzlich in sich verkroch, falls er sie zu stark unter Druck setzte.
Sie erreichten einen großen Platz, auf dem mehrere Gruppen Livemusik spielten.
„In dieser Zeit ist die ganze Stadt außer Rand und Band!“, rief er über den Lärm hinweg. „Bleib lieber in meiner Nähe!“
Bloß nicht! erwiderte Maxie im Stillen. Ich sollte mich viel eher darauf konzentrieren, das Thema „Karneval“ für die Wohltätigkeitsveranstaltung erfolgreich umzusetzen. Sie war es der Familie Acosta schuldig, ihr Bestes zu geben.
„Wie findest du es bis jetzt?“, wollte Diego wissen.
„Mir ist, als hätte ich das ganze Leben bisher nur in Schwarz-Weiß gesehen“, sagte sie wahrheitsgemäß. „Wenn ich all das nur auf ewig festhalten könnte …“ Mit ausgebreiteten Armen drehte sie sich im Kreis.
„Das wird dir bestimmt gelingen.“ Sein Tonfall war voller Zuversicht, und er legte seinen starken Arm um ihre Schulter. „Heute Abend hast du dir lange genug den Kopf über deine Arbeit zerbrochen.
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