Julia Extra 360
„Ich hätte gleich von Anfang an mit dir zusammen durch die Geschäfte schlendern sollen.“
„Ich stehe dir gern jederzeit zur Verfügung.“
Irgendwie bezweifelte sie das. Maxie atmete zitternd aus, als Diego seine Sonnenbrille aufsetzte und sich ihr zuwandte.
Aber er grinste nur und brauste weiter durch den abendlichen Straßenverkehr von Buenos Aires. Diego wusste nicht genau, wann er sich zum letzten Mal so kraftvoll und lebendig gefühlt hatte. Ihm gefiel der Gedanke, Maxie in Bezug auf die unfreundlichen Verkäuferinnen Genugtuung verschafft zu haben. Er konnte Ungerechtigkeit nicht leiden, erst recht nicht, wenn es um jemanden ging, den er … mochte? Jedenfalls hatte sie es verdient, mal verwöhnt zu werden.
Seit dem Investment-Fiasko war Diego vor den Menschen auf der Hut. Damals hatte er Nacho tief enttäuscht, heute dagegen umgab sich Diego nur noch mit Leuten, auf die er sich verlassen konnte. Vertrauen ging ihm über alles.
Und Maxie? Konnte er ihr vertrauen? Wer war Maxie Parrish? Wieso sprach sie nie über ihre Familie? Was hatte sie zu verbergen?
Die alte Schuld hüllte Diego ein und drohte, ihn zu ersticken. Wann immer er seinen Gedanken freien Lauf ließ, holte ihn irgendwann die Trauer um seinen toten Freund ein. Er sollte eigentlich mit einem hübschen Mädchen unterwegs sein und Spaß haben. Er sollte lachen und weinen und lieben, anstatt in seinem dunklen Grab zu verrotten – einem Grab, in das Diego ihn gebracht hatte. Peter Parrish hatte ebenfalls eine Rolle bei diesem Unglück gespielt …
„Worüber grübelst du nach?“, wollte Maxie wissen und betrachtete seine finstere Miene.
„Nichts Besonderes. Ich freue mich nur auf heute Abend.“ Er konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals auf einen Abend so gefreut zu haben wie heute. Vielleicht war es allmählich an der Zeit, sich wieder auf das Leben einzulassen.
Da sie durch mehrere Verkehrsstaus aufgehalten worden waren, hatte der Kurierservice Maxies Errungenschaften inzwischen schon ins Penthouse gebracht. Beim Auspacken fühlte Maxie sich wie eine Prinzessin, bei der Weihnachten und Ostern auf einen Tag gefallen waren. Sie packte die vielen Tüten, Kartons und Schachteln sorgfältig aus und probierte die Sachen entweder noch einmal an oder sortierte sie gleich in den begehbaren Schrank ein.
Dabei kam ihr ein guter Gedanke, den sie gleich mit Diego besprechen wollte. Eilig rannte sie die Treppen hinunter und fand ihn in seinem Arbeitszimmer.
„Du, ich habe eine tolle Idee für Eure Veranstaltung“, begann sie und setzte sich zu ihm an den Schreibtisch.
Er wies auf die Kaffeekanne vor sich. „Möchtest du auch eine Tasse haben?“
„Ja, danke.“ Geduldig wartete Maxie ab, bis er mit Geschirr und einer Schale voller Kekse aus der Küche zurück war. „So, Folgendes: Was hältst du von einer Benefizauktion?“ Erwartungsvoll zog sie die Augenbrauen hoch.
Diego stutzte. „Wie meinst du das?“ Seine Kaffeetasse schwebte nur wenige Millimeter vor seinen sexy Lippen, und Maxie starrte ihn wie gebannt an.
„Wir werden den Boutiquen, bei denen wir heute eingekauft haben, von eurem Event berichten und sie um tatkräftige Unterstützung bitten. Dann suchen wir aus dem Sortiment, das sie uns heute geschickt haben, ein paar schöne Stücke aus und bitten darum, uns eventuell noch mehr Sachen in anderen Größen zu schicken. Auf unserer Händlermeile wird dann an einem Stand alles für einen guten Zweck versteigert. Was meinst du dazu?“
„Das wäre eine gute Publicity für die beteiligten Unternehmen“, überlegte er und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. „Könnte was werden …“
„Da bin ich ganz zuversichtlich.“
„In dem Fall lasse ich dir freie Hand.“
„Ich habe schon öfter Versteigerungen veranstaltet“, beruhigte sie ihn. „Es war immer ein Riesenerfolg. Wir haben mit versteckten Geboten gearbeitet, und alle Beteiligten hatten viel Spaß dabei. Und finanziell hat es sich auch extrem gelohnt.“
Mit wachsender Bewunderung lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und zwinkerte Maxie zu. „Außer dir kenne ich nur noch einen Menschen, der sich mit so viel Elan in seine Arbeit stürzt.“ Grinsend breitete er die Hände aus und zeigte auf die vielen Monitore, die vor ihm standen.
„Ja, wir passen echt gut zusammen. Also, ich meine natürlich …“
„Mit ist klar, was du meintest“, rettete er bereitwillig die Situation. Dann stand er auf und streckte sich. „Ich werde trotzdem jetzt
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