Julia Extra 360
in Ruhe ein, danach bringe ich dich in die Stadt. Sagen wir in einer halben Stunde?“
Der Gedanke an einen Stadtbummel mit ihm ließ ihr Herz schneller schlagen, nichts konnte Maxie dagegen unternehmen. Sie duschte kalt, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, und zog bequeme Kleidung an, die man im Falle einer Anprobe schnell an- und ausziehen konnte. Praktisch zu denken war jetzt wichtiger, als Diego um jeden Preis gefallen zu wollen …
Er hatte noch feuchte Haare, als sie ihn wenig später im Wohnzimmer des Apartments traf, und sah unverschämt gut aus. Es würde nicht einfacher werden, eng mit ihm zusammenzuarbeiten. Maxie merkte richtig, wie ihr Atem immer aufgeregter und flacher wurde.
„Ich hoffe, ich bin passend angezogen“, stammelte sie und hätte diesen Satz gern sofort wieder zurückgenommen. Musste sie ihm ihre Unsicherheit auch noch aufs Brot schmieren? „Flache Schuhe sind doch das Beste, wenn man durch die Gegend …“ Verlegen brach sie ab.
„Du siehst super aus“, versicherte Diego ihr, ohne sie direkt anzuschauen.
Mission erfüllt, dachte sie trocken. Sexy findet er mich ganz sicher nicht.
Spätestens als sie vor seinem roten Ferrari standen – was für ein Klischee – fühlte Maxie sich wie eine graue Maus neben einem wilden Tiger. Obendrein wurde Diego wieder einmal von Leuten umringt, sobald sie beide das Gebäude verlassen hatten. Maxie suchte Zuflucht im Auto, obwohl sich ohnehin niemand für sie interessierte.
„Du solltest lieber in meiner Nähe bleiben“, riet er ihr wenige Minuten später, nachdem er selbst eingestiegen war. „Warum bist du einfach weggegangen? Ich hätte ein bisschen Unterstützung gebrauchen können.“
Zuerst nahm sie seinen Kommentar überhaupt nicht ernst. Wozu sollte er ihre Hilfe brauchen? „Beim nächsten Mal werde ich für dich da sein“, versprach sie leicht und wusste selbst nicht, ob sie es ernst meinte.
„Da will ich doch drum bitten.“ Grinsend zog er seine Sonnenbrille ein Stück herunter. „Deshalb liebe ich das Landleben. Es ist so ganz anders als in der Stadt. Dort erkannt mich so gut wie niemand. Es sei denn, wir haben gerade ein Spiel.“
„Erzähl mir mehr davon“, ermunterte sie ihn. Es gefiel ihr, wie aufgeschlossen und gut gelaunt er war. Und sie interessierte sich vor allem für sein Leben vor dem Unfall, der ihn in eine Depression gestürzt hatte.
„Als Jugendliche wussten wir die ungeheure Weite der Pampa natürlich nicht zu schätzen. Vor allem meine Schwester Lucia hat die Abgeschiedenheit regelrecht verflucht. Ständig hatte sie das Gefühl, alle wesentlichen gesellschaftlichen Ereignisse in Buenos Aires zu verpassen. Aber jetzt?“ Er hob beide Schultern. „Unser Landsitz ist für uns alle ein Rückzugsort, um zu entspannen und zur Ruhe zu kommen.“
„Ich kann kaum abwarten, ihn zu sehen“, seufzte Maxie und meinte das absolut ehrlich. Dort würde sie sich Diego noch näher fühlen können …
Ich muss ja nicht gleich mein Herz riskieren, nahm sie sich vor. Es gibt ja auch noch so etwas wie Freundschaft. Wir könnten einfach Freunde sein.
8. KAPITEL
Diego setzte Maxie in der Innenstadt ab und zeigte ihr die wichtigsten Boutiquen, die sie daraufhin allein durchstöberte, während er noch einen geschäftlichen Termin wahrnahm. Später wollten sie sich zum Essen treffen und den Einkaufsbummel gemeinsam fortsetzen.
Nachdem Maxie ein paar erste Erfolge beim Shoppen erzielt hatte, gönnte sie sich eine wohlverdiente Pause in einem Eckcafé, aus dem Musik und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee drangen. Hier war sie mit Diego verabredet, der allerdings noch auf sich warten ließ.
Männer saßen am Tresen und beugten sich über dampfende Tassen, lebhafte Familien teilten sich laut plaudernd verschiedene Platten mit köstlich duftendem Essen … und dann diese Musik! Der eindringliche Rhythmus des argentinischen Tangos ging Maxie regelrecht ins Blut über.
Sie beobachtete Paare, die zwischen den Tischen miteinander tanzten und sich dabei intensiv in die Augen sahen. Maxie hätte niemals gedacht, dass man sich so abrupt und ursprünglich und gleichzeitig so geschmeidig bewegen konnte. Sie wagte nicht zu blinzeln, um keinen Sekundenbruchteil dieses faszinierenden Schauspiels zu verpassen.
Ohne es wirklich zu merken, wurde sie zu einem kleinen Tisch geführt, und man stellte ein hohes Glas mit Milchkaffee vor ihr ab. Doch Maxie vergaß den Kaffee, und so wurde er allmählich kalt.
Erst als Diego mit
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