Julia Extra 360
langen Schritten auf sie zukam, schreckte sie hoch und nahm lächelnd einen ersten Schluck. In den Händen hielt er ein Tablett mit Pasteten, Oliven und kleinen Fleischspießchen.
„Da bist du ja, Diego“, begrüßte sie ihn und riss ihren Blick von den Tänzern los.
„Hallo, Maxie.“ Lächelnd stellte er das Essen auf dem Tisch ab. „Ich dachte, wir könnten eine Stärkung vertragen, bevor wir deinen Shoppingmarathon fortsetzen.“
Hungrig machte Maxie sich über die Köstlichkeiten her, doch Diego schien keinen großen Appetit zu haben.
Nach einer Weile näherte sich ihnen ein Mann, den Maxie kurz vorher auf der improvisierten Tanzfläche gesehen hatte, und beugte sich über den Tisch.
„Wollen Sie tanzen?“, fragte er höflich und strahlte Maxie an.
„Nein, nein.“ Hastig tupfte sie sich den Mund mit einer Serviette ab.
„Ich würde gern mit Ihnen tanzen.“
Diego stand so schnell auf, dass sein Knie dabei heftig gegen das Tischbein stieß. „Die señorita ist mit mir hier“, schnauzte er den Fremden an.
„Perdón, señor“ , entschuldigte der Mann sich mit einer Verbeugung und verschwand.
„Du kannst mir doch sagen, wenn du tanzen willst“, meinte er mit vorwurfsvoller Miene zu Maxie.
„Aber das will ich doch gar nicht. Um ehrlich zu sein, kann ich überhaupt nicht tanzen.“
„Wieso das denn nicht?“
Inzwischen starrten die anderen Gäste sie belustigt an, und Maxie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. „Ich bin dafür auch nicht richtig angezogen.“
„Hast du noch mehr lahme Entschuldigungen auf Lager?“, erkundigte er sich spöttisch.
„Ich habe wirklich zwei linke Füße.“
„Du hast Glück, meine funktionieren nämlich hervorragend.“
Ängstlich betrachtete sie seine ausgestreckte Hand. „Ganz im Ernst, ich kann nicht tanzen!“
„Aber ich kann es.“
Wenige Sekunden später fand sie sich in den Armen des Mannes wieder, den sie nicht einmal anschauen konnte, ohne dabei an seine Küsse zu denken. Gut, sie durfte vielleicht einen Tanz mit ihm wagen, eventuell ließ er sie dann ja in Ruhe.
Doch als die Musik aufhörte, kurz bevor ein neuer Song angespielt wurde, fiel es Maxie unendlich schwer, sich aus Diegos Umarmung zu lösen. Trotzdem zwang sie sich zurück auf ihren Stuhl und nippte an ihrem kalten Milchkaffee.
„Hast du eigentlich etwas Schönes gefunden?“, wollte Diego wissen.
„Ja, ich habe mir ein Kleid auf dem Markt gekauft.“
„Auf dem Markt?“ Er war überrascht. „Was ist denn mit den Boutiquen, an denen ich dich abgesetzt habe?“
Mit dieser Frage traf er einen wunden Punkt, und Maxie rutschte verlegen auf ihrem Stuhl herum. „Ob du es glaubst oder nicht“, begann sie zögernd, „aber mit Jeans und Turnschuhen macht man bei den Verkäuferinnen in Edelboutiquen nicht gerade Eindruck. Die meisten von ihnen haben mich völlig ignoriert und nicht bedient. Aber das macht nichts“, versicherte sie schnell. „Das Kleid auf dem Markt gefiel mir, und außerdem war es ein Schnäppchen.“
„Ehrlich?“ Seine Augen waren unnatürlich groß geworden. „Ich kann das kaum glauben.“
„Weil dir so was noch nie passiert ist.“
Der grimmige Zug um seinen Mund verriet, wie sehr Diego vor Wut kochte. „Diesen Verkäuferinnen sollte man mal gehörig den Kopf waschen“, brummte er und stand auf.
„Wo willst du hin?“
„Diesen Leuten die Meinung geigen!“
„Es gibt Schlimmeres im Leben als schlechten Service“, versuchte Maxie ihn zu beruhigen.
„Die werden dafür bezahlt, sich auf ihre Kunden einzustellen“, argumentierte er. „Komm mit! Wir beide gehen jetzt einkaufen!“
Sein Auftreten in den Läden war entschlossen und extrem maskulin. Gerade die Verkäuferinnen, von denen Maxie schlecht oder gar nicht bedient worden war, spannte er absichtlich ein, um in Windeseile Kleidungsstücke in der richtigen Größe herauszusuchen. Daneben verteilte er noch lächelnd unzählige Autogramme an Fans und ließ sich etliche Male fotografieren.
„Schicken Sie mir einfach alles zu“, wies er die Filialleiterin an. „Meine Freundin braucht Zeit und Ruhe für ihre Auswahl.“
Brauche ich das? fragte Maxie sich. Und was hatte er noch gesagt? Freundin?
Allmählich fand sie Gefallen an dieser Art des Einkaufens. Sie durfte spontan Schuhe, Taschen, Wäsche und Kleider aussuchen und sich alles per Kurier ins Apartment schicken lassen, um sich erst dort endgültig zu entscheiden.
„So macht man das also“, meinte sie später im Ferrari.
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