Julia Extra 360
darüber nachzudenken, dass mit Zander alles eine erotische Note bekam.
„Gut, ja?“
Sie nickte. Mehr ging einfach nicht. Sie leckte sich einen Tropfen Butter von der Lippe, und Zanders Lächeln verriet ihr, dass sie beide dasselbe im Sinn hatten.
Anstatt dem Kellner zu winken, rutschte Zander auf seinem Stuhl ein Stück vor, um ihr noch etwas Champagner einzuschenken. Was ihm einen Vorwand lieferte, sie mit seinem Knie zu berühren. Mit großer Befriedigung sah er Charlotte heftig zusammenzucken. Zu spät legte sie die Hand über ihr Glas, und der Champagner perlte ihr über die Finger.
Zander nahm ihre Hand, und er wollte jeden Finger ablutschen. Nach dem, wie Charlotte erbebte, wäre er vielleicht damit durchgekommen. Aber sie hielt ihn für einen Gentleman, deshalb trocknete er ihr die Hand mit einer Serviette ab.
Von dem Moment an trank Charlotte keinen Schluck mehr. Zwar schaffte sie es irgendwie durch den Hauptgang, doch das Gespräch war schwierig.
Und Zander wusste, dass sie auf der Hut war, spürte ihre Nervosität, als ihnen die Dessertkarten gereicht wurden und sich der Abend seinem Ende näherte.
„Ich bin nicht sicher, ob ich noch hungrig bin.“ Eigentlich mochte Charlotte nichts mehr essen, nur war hier im Restaurant zu sitzen besser, als Gute Nacht zu sagen und zu versuchen, seinem Kuss zu widerstehen. Sie ahnte, wohin es führen könnte, wenn Zander sie noch einmal küsste. Und das würde er. Deshalb starrte sie auf die Dessertkarte, bis ihr die Buchstaben vor den Augen verschwammen.
„Falls du Schwierigkeiten hast, dich zu entscheiden, nehmen wir zwei verschiedene Nachspeisen und teilen sie uns“, bot Zander an.
„Es ist schrecklich warm“, sagte Charlotte. „Ich bin sofort wieder da.“
Von seinem Bruder bewirtet zu werden, dazu hatte Zander keine Lust mehr. Er wollte Charlotte für sich allein haben, zu seinen Bedingungen. Rasch folgte er ihr auf den Balkon. Sie stand in der Ecke zwischen Mauer und Geländer und blickte aufs Mittelmeer. Selbst an ihrem Profil erkannte Zander, dass sie aufgewühlt war.
Charlotte wusste, dass er sich näherte. Sie drehte sich nicht um, damit sie ihm nicht in die Arme sinken konnte.
So schwer kämpfte sie mit ihrem Gewissen.
Weil sie nicht nur einfach so mit einem Mann ins Bett ging. Sie hatte zwei Beziehungen gehabt. Eine war wieder zu Ende gewesen, bevor sie richtig begonnen hatte, als sie ihm von der Krankheit ihrer Mutter erzählt hatte. Die andere, die ihr viel bedeutet hatte, war im Sand verlaufen, als die Pflege ihrer Mutter sie immer mehr in Anspruch genommen hatte.
Zander war der erste Mann seit langer Zeit, auf den sie reagiert hatte, beziehungsweise der erste Mann, auf den sie überhaupt jemals so stark reagiert hatte. Dass sie heute Abend ihre Hemmungen verlor, hatte nichts mit dem Champagner zu tun. Es war Zanders Ausstrahlung, die Charlotte vor sinnlicher Begierde und Verheißung schwindlig werden ließ.
Hinausgegangen war sie, um ihre Gedanken zu ordnen, um sich einzureden, dass sie bis morgen durchhalten konnte. Aber sie war fast erleichtert, als sie die Tür und dann Schritte hinter sich hörte.
Seine Lippen auf ihrem Nacken zu spüren kam einer Erlösung gleich. Charlotte schloss die Augen, sie wollte nur fühlen. Zander küsste sie sehr langsam; die Berührung seiner Lippen auf ihrer Haut war so leicht, dass sie ihn jederzeit stoppen könnte. Sie könnte sich umdrehen und ihn abweisen, vielleicht tun, als wäre es nie passiert. Doch sie umfasste das Balkongeländer fester und drehte sich nicht um, weil sie nicht wollte, dass der Kuss endete.
Zander legte die Arme um sie, und Charlotte wollte seine Hände auf ihrem Bauch, wollte den Knutschfleck, der ganz sicher zurückblieb, denn jetzt küsste Zander sie tief am Hals, so leidenschaftlich, dass sie fast aufschrie. Sie genoss den sanften Druck seiner Finger, genoss es, wie Zander sich an sie drängte und sie gewagt spüren ließ, was auf sie wartete.
„Ich bestelle unser Dessert in meine Suite“, schlug er vor.
„Nein, ich sollte nicht …“ Noch immer traute sich Charlotte nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Wenn sie es tat, musste sie Entscheidungen treffen, und es fiel ihr so schwer, zu denken. „Ich arbeite.“
„Nicht jetzt. Du hast gerade Feierabend gemacht.“
„Dein Bruder …“
„Vergiss ihn.“ Von diesem Moment an musste Nico vergessen sein. Zander durfte seine Verbitterung nicht verraten, oder Charlotte würde davonlaufen.
„Ich möchte es nicht am
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