Julia Extra 360
den Ausschnitt sprühte. Sie malte sich aus, wie Zander die empfindliche Haut dort küsste. Nein, das ging nicht. An diesem Abend musste sie ihm widerstehen. Morgen, wenn die Brüder wieder vereint waren, durfte sie sich sie beide zusammen vorstellen.
Außer dass sie nur an ihn denken konnte. Dass sie bei der Erinnerung an seinen Kuss bebte.
Es ist kein Date, sagte sich Charlotte, während sie Lipgloss auftrug. Bevor sie irgendetwas tat, wollte sie abwarten, wie es zwischen Nico und Zander lief.
Lächelnd blickte Zander in den Spiegel. Der heutige Abend versprach, solch ein Vergnügen zu werden.
Mit Charlotte am Telefon zu flirten hatte ihm Spaß gemacht. Dass ihr Aussehen der Stimme gerecht wurde, die er in den vergangenen Wochen so gern gehört hatte, dass sie eine außergewöhnliche Schönheit war, damit hatte er nicht gerechnet.
Jetzt begehrte er sie und wünschte sich, dass sie seinen Namen an den Lippen seines Bruders schluchzte. Hinausgeschobene Rache war süß. Zander wollte alles haben, was sein Bruder hatte, und dann noch mehr. Aber der Gedanke an Charlotte mit einem anderen Mann wühlte ihn auf.
Zander beschloss, sich nicht zu rasieren, und sprühte sich mit Eau de Cologne ein. Er würde Nico mit nichts zurücklassen, so, wie er mit nichts zurückgelassen worden war. Sein Entschluss war gefasst. Es ist keine gefühllose Entscheidung, sagte sich Zander, als er nach unten ging, um sich mit Charlotte zu treffen. Zwar täuschte er sie, doch bald würde sie es verstehen.
Heute Nacht würde er sie in seinem Bett haben. Und morgen würde sie zu seinem Leben gehören.
4. KAPITEL
Obwohl sie Schmetterlinge im Bauch hatte, trotz der prickelnden Spannung vor dem Abend mit Zander, war sich Charlotte vollkommen bewusst, dass sie an diesem Abend für ihren Chef arbeitete, selbst wenn er nichts davon ahnte.
Wie Nico es von ihr erwarten würde, traf sie fünfzehn Minuten zu früh in der Hotelhalle ein. Die Zeit vertrieb sich Charlotte, indem sie die edlen Lederhandtaschen im Schaufenster einer der Boutiquen betrachtete. Sie lief weiter zum Juweliergeschäft und staunte über eine mit Rubinen und Diamanten besetzte Halskette. Etwas so Schönes hatte sie noch nie gesehen.
„Sie würde dir gut stehen.“
Charlotte hörte seine Worte, sie atmete seinen Duft ein – frisch geduscht und trotzdem sehr männlich –, und sie brachte keinen Laut heraus, als sie sich umdrehte, um Zander zu begrüßen.
Oh, sie hatte ihn einmal für Nico gehalten, aber jetzt war er auf den ersten Blick Zander. Eine Verwechslung konnte es nie wieder geben. Das lag nicht nur an dem längeren Haar, dem Bartschatten auf dem energischen Kinn und dem ein bisschen dunkleren Teint: Bei Zander fühlte sich Charlotte alles andere als sicher. Jedes Mal, wenn sie auseinandergegangen waren und sich dann erneut trafen, schienen sich die Einsätze erhöht zu haben.
Sie witterte Gefahr, wann immer er sich näherte, und räumte ein, dass er sie dazu brachte, sich anders zu verhalten, als sie es sonst tat.
Es war Sonntagabend, und Zander trug eine schwarze Smokinghose mit einem am Kragen offenen, taillierten weißen Hemd, das seinen durchtrainierten Körper betonte. Das Haar war zerzaust und glänzte. Und dennoch hatte Zander etwas Heftiges an sich; irgendetwas an dem unrasierten Kinn und den dunklen Augen strahlte aus, dass er niemals gezähmt werden konnte.
„Wartest du schon lange?“, fragte er.
„Nein, überhaupt nicht.“ Charlotte versuchte, routiniert zu klingen, auch wenn es dafür ein bisschen spät war. „Außerdem bist du mein Gast.“
„Wärst du meiner, wäre unser Tisch fertig“, sagte Zander, nachdem der Oberkellner vorgeschlagen hatte, dass sie sich in die Bar setzten, und gesagt hatte, ihr Tisch sei in wenigen Minuten so weit.
Zander war es nicht gewohnt, zu warten, besonders nicht in einem Hotel, das ihm gehörte. Allerdings störte es ihn nicht wirklich, denn als sich Charlotte in der Bar auf eins der extrem niedrigen Sofas setzte, zeigte sie ziemlich viel Oberschenkel. Zander fand, dass es wirklich nicht seine Schuld war, dass er ein Stückchen zu nahe saß und durch den weichen Plüsch gegen Charlotte gedrückt wurde.
Amüsiert spürte Zander, dass sie diskret versuchte, von ihm abzurücken. Aber auf dem kleinen Sofa konnte sie nirgendwohin.
„Ich bedauere die Verzögerung. Sicher ist unser Tisch gleich so weit.“ Charlotte rang sich ein Lächeln ab.
„Ich warte gern“, erwiderte Zander.
Ihre Drinks wurden
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