Julia Extra 360
gebucht?“
„Natürlich. Bis Ende der Woche habe ich all Ihre Termine gestrichen.“ Charlotte wusste, dass sie sich korrekt verhalten musste, schließlich war Nico ihr Chef. Unfähig, ihm ins Gesicht zu sehen, wünschte sie, der Morgen wäre vorbei und Nico wüsste Bescheid. Dann könnte sie herausfinden, was aus Zander und ihr wurde. „Nico …“ Wie viel sollte sie ihm sagen? „Mir ist klar, wie wichtig es für Sie ist, das Grundstück zu bekommen. Es ist nämlich so, dass …“
„Unter diesen Umständen ist es nicht mehr so wichtig“, unterbrach Nico sie. „Ich bin nicht wegen eines Stück Lands von meinem sterbenden Vater weggegangen. Da ist etwas, was ich Ihnen erklären wollte, aber mein Vater wurde krank und … Trotzdem, ich hätte Sie warnen sollen. Wenn Sie ihm zufällig begegnet wären, hätten Sie einen Schock erlitten.“
Charlotte erstarrte, als Nico weitersprach.
„Das Treffen heute könnte sehr persönlich werden. Ich möchte Sie nur vorbereiten. Dass ich adoptiert bin, ist nicht das Einzige, was ich festgestellt habe. Ich habe auch entdeckt, dass ich einen Zwillingsbruder habe. Zander. Der Geschäftsmann, mit dem Sie zu tun hatten, ist mein Bruder Alexandros Kargas.“
In heller Aufregung versuchte Charlotte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie es schon wusste. „Wann haben Sie es erfahren?“
„Erst kürzlich. Ich hatte keine Ahnung, dass er der Grundbesitzer ist. Jetzt ergibt es natürlich einen Sinn. Ich glaube, er hofft, dass ich aus allen Wolken falle.“
„Er möchte Sie überraschen?“ Charlotte rang sich ein Lächeln ab, doch es erstarb bei Nicos grimmiger Antwort.
„Ja, allerdings nehme ich an, dass Zander keine angenehme Überraschung plant. Zum Glück bin ich ihm einen Schritt voraus. Die Sache hat eine lange Vorgeschichte, Charlotte. Nichts davon ist für Sie von Belang. Es genügt wohl, wenn ich sage, dass es bei den Schwierigkeiten, ihn in den vergangenen Wochen zu erreichen, nicht um ein Stück Land ging. Er hat mich geködert.“
„Geködert?“, wiederholte Charlotte.
Aber selbstverständlich musste Nico ihr nichts erklären.
„Seien Sie darauf gefasst, dass wir uns heute Morgen streiten, dass wir laut werden. Keinesfalls dürfen Sie hereinkommen oder Hilfe holen.“ Nico betrat den Konferenzraum.
Und Charlotte setzte sich an den Schreibtisch davor und hielt sich den Kopf. Ihre Gedanken überschlugen sich. Hatte Zander sie während der vergangenen zwei Tage ausgehorcht? Nein, er war immer freundlich zu ihr gewesen. Sicherlich irrte Nico sich!
Paulo auch?
Sie irrten sich. Als Zander auftauchte, blickte Charlotte ihn besorgt an. Sie war doch in der vergangenen Nacht mit ihm im Bett gewesen, sie hatte in seinen Armen gelegen und erlebt, wie zärtlich er war. Aber dann schien alles wahr zu sein, was Nico gesagt hatte. Weil Zander an diesem Morgen gefährlich aussah. Er trug einen maßgeschneiderten dunkelgrauen Anzug und eine schiefergraue Krawatte, das tiefschwarze Haar war nach hinten gegelt. Noch immer hatte er sich nicht rasiert, was irgendwie unverschämt wirkte.
Jetzt schaute Charlotte ihn bittend an, sie sehnte sich nach einem flüchtigen Lächeln, einem Zwinkern, einer kleinen Anspielung auf die gestrige Nacht, darauf, dass alles gut ausgehen würde. Stattdessen blickte Charlotte in die Augen eines Fremden.
„Ist er da drin?“
Das war alles, was er fragte. Alles, was er von ihr wollte. Sie nickte, und er rauschte an ihrem Schreibtisch vorbei, klopfte an die Tür und ging, ohne auf eine Antwort zu warten, sofort hinein.
Ein Glück, dass Nico mich vorgewarnt hat, dachte Charlotte. Zwar wurde es nicht wirklich laut, aber selbst durch die geschlossene Tür hörte es sich nach einem heftigen Wortwechsel an.
Charlotte wartete.
Sie wartete darauf, dass es die überraschende Wiedervereinigung der Zwillingsbrüder wurde, die Zander ihr zugesichert hatte. Nur dass das Treffen anscheinend so ablief, wie Nico befürchtet hatte.
Die Tür wurde aufgerissen. Zander war auf dem Weg nach draußen, und nichts dämpfte mehr Nicos zornige Worte.
„Ich werde Xanos nicht aufgeben!“
So wütend hatte Charlotte ihren Chef noch nie erlebt.
„Ich bleibe hier, solange ich will. Ich habe längst nicht genug erfahren.“
„Alles, was du wissen musst, habe ich dir gesagt.“ Zander drehte sich um.
Sie bemerkte, dass er sich anspannte, sah unter dem Anzugstoff das Spiel seiner Rückenmuskeln, das sie in der Nacht unter ihren Fingern gespürt hatte. Und
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