Julia Extra 360
massieren.“
Vielleicht tat sie das. Sie spürte die Verspannungen im Nacken und in den Schultern.
„Hat sich Zander gemeldet?“
„Nein.“ Sie hatte Nico von Zanders Angebot erzählt, sich den Verkauf des Grundstücks zu überlegen, wenn sie mit ihm auf seine Jacht kam. Obwohl Nico dringend Informationen brauchte, hatte er eingeräumt, dass das zu viel verlangt sei.
„Falls Sie mit ihm sprechen … Ich will meine Mutter finden, Charlotte. Jeder noch so kleine Anhaltspunkt hilft.“
„Ich sage sofort Bescheid, wenn er etwas erzählt.“ Sie legte auf und war eigentlich böse auf Nico. Doch konnte sie es ihm eigentlich nicht verübeln, dass er etwas über seine Vergangenheit herausfinden wollte.
Um frische Luft zu schnappen, ging Charlotte auf den Balkon, bemerkte, dass Zander auf seinem Balkon Zeitung las, und ging ins Zimmer zurück. Zwei Sekunden später klopfte es an der Tür. Das konnte er natürlich nicht sein, da er auf seinem Balkon saß, trotzdem machte Charlotte mit klopfendem Herzen auf.
Hinter dem riesigen Strauß Orchideen war der Hotelpage kaum noch zu sehen. Angeheftet war eine Karte, eine Entschuldigung von Zander für alle Taktlosigkeiten und eher eine Aufforderung als eine Einladung, den Morgentee mit ihm einzunehmen, damit er sich persönlich entschuldigen konnte. Zu allem Übel hatte der Florist Zanders Namen falsch geschrieben.
Blumen und Karte landeten im Papierkorb.
Solange Zander nicht wegen des Grundstücks Kontakt mit ihr aufnahm, hatte sie nichts mit ihm zu tun.
Taktlosigkeiten! Das konnte man wohl sagen!
Charlotte beschloss, sich massieren zu lassen.
Als sie nach der entspannenden Massage in dem warmen, abgedunkelten Raum allein gelassen wurde, damit die Lotionen einwirkten, konzentrierte Charlotte sich zum ersten Mal seit Langem auf sich selbst.
Ja, Zander hatte ihr wehgetan. Ja, er hatte sich unbeschreiblich gemein benommen. Aber es waren ihre Probleme, und sie musste sie lösen, anstatt sich vor ihnen zu drücken.
Erholt und beruhigt fuhr Charlotte mit dem Lift wieder nach oben und ging in ihr Zimmer. Im Sessel saß Zander. Sie zuckte nicht einmal zusammen, weil sie ihm alles zutraute.
„Ich werde mich beschweren.“
„Bei wem? Mir gehört das Hotel.“ Er warf einen schnellen Blick auf den Papierkorb. „Wie ich sehe, magst du keine Orchideen.“
„Ich liebe Orchideen. Oder besser gesagt, ich habe sie früher geliebt. Jetzt wird mir der Duft für immer den Magen umdrehen.“
„Ich habe dich gebeten, mit mir im Restaurant Tee zu trinken.“
„Um Geschäftliches zu besprechen?“, fragte Charlotte und beobachtete, wie er die Lippen zusammenpresste. „Dann hätte ein Anruf genügt. Blumen und eine Entschuldigung aus zweiter Hand waren unnötig.“
„Aus zweiter Hand?“
„Zander war mit X geschrieben. Wie dem auch sei, das ist unwichtig. Ich habe nichts mit dir zu besprechen, wenn es nicht geschäftlich ist.“
Versetzt oder zurückgewiesen zu werden war Zander nicht gewohnt, schon gar nicht, wenn er sich dazu herabgelassen hatte, Blumen zu schicken.
„Ich will reden.“
„Glaubst du wirklich, du rauschst irgendwo rein und kriegst alles, was du willst?“
„Natürlich.“
„Du bist bloß ein verwöhnter reicher Junge.“
Er hätte es richtigstellen können, hätte ihr erklären können, dass ihn niemals irgendjemand verwöhnt hatte. Dass er sich das privilegierte Leben, das er heutzutage führte, selbst erarbeitet hatte. Aber er war nicht hier, um von seiner Vergangenheit zu erzählen, sondern um die Schuldgefühle loszuwerden, die Charlotte in ihm geweckt hatte.
„Was du über deine Mutter gesagt hast, dass sie in ein Heim ziehen müsse …“
„Ich hätte es nicht erwähnen sollen. Meine Probleme haben nichts mit dem zu tun, was zwischen uns passiert ist. Also kannst du jetzt verschwinden.“
Das konnte er eben nicht. Nicht bei Charlotte. Obwohl ihr gemeinsamer Tag geschickt eingefädelt gewesen war und Zander die Nacht in böser Absicht begonnen hatte, war sie anders ausgegangen. Und Zander wollte Charlotte zurückhaben. Nur dass sie ihn ständig abwies. Er setzte die eine Sache ein, die er übrig hatte.
„Und wenn ich tatsächlich geschäftlich hier bin?“
„Dann plane ich einen Termin für dich ein.“
„Ich habe schon genug Geduld mit dir gehabt …“
„Das ist ja wohl die Höhe!“
„Weil du mich in einem Restaurant warten lässt, verliere ich wertvolle Zeit. Du kommst mit. Wir fahren mit der Jacht raus, essen zu Mittag
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