Julia Extra 360
gesprochen haben, Charlotte.“
Sein mitleidiger Blick beschämte sie.
„Ich hätte Sie warnen können, was für eine Art Mensch er ist.“
„Sie wussten, dass er nichts Gutes im Sinn hatte?“ Vor Nico und Zander, der schließlich in der Nähe saß, wollte Charlotte nicht weinen, aber es war schwer, bestätigt zu bekommen, dass Zander sie nur benutzt hatte.
„Nachdem Sie angerufen und mir mitgeteilt hatten, der Name des Besitzers sei Zander, habe ich die Hauseigentumsurkunde herausgeholt, seine Unterschrift gesehen und geahnt, dass er weiß, wer ich bin. Dass er nach Xanos kommt, weil er auf eine Auseinandersetzung mit mir aus ist.“
„Er hat behauptet, es solle eine Überraschung werden, und ich habe ihm geglaubt.“
„Von jetzt an hören Sie nur auf mich. Sie werden mir gegenüber loyal sein“, ermahnte Nico sie.
Charlotte nickte. Es musste sein! Jetzt, da Zander sie so enttäuscht hatte.
„Hat er Ihnen irgendetwas über unsere Mutter erzählt?“
„Nichts. Er hat nur gesagt, er kenne seine Mutter nicht.“
„Charlotte?“
„Das war’s. Und er hat mir verraten, dass seine Zeit hier auf Xanos keine reine Freude war.“ Selbst wenn Zander ihr Vertrauen schändlich missbraucht hatte, konnte sie ihm nicht dasselbe antun. Sie war sicher, dass Nico vom Markt und von der Taverne nichts zu wissen brauchte. „Nico, er hat mich benutzt, um an Informationen zu gelangen, nicht umgekehrt. Und ich habe nichts preisgegeben. Trotz der Fehler, die ich am Wochenende begangen habe, bin ich verschwiegen gewesen.“
Er akzeptierte das, und dafür war sie dankbar.
„Ich habe eine Spur zu meiner Mutter und möchte, dass Sie herumtelefonieren, vielleicht auch aufs Festland fliegen und einige Heime besuchen. Und ich will dieses Grundstück haben. Ich ziehe nicht mit meiner Frau und meinem Kind von hier weg, weil er es verlangt. Falls er mein Angebot annimmt, lassen Sie sich das sofort schriftlich geben.“
„Ich soll mich mit ihm befassen?“ Das würde sie nicht schaffen.
„Natürlich.“ Nico runzelte die Stirn. „Aber diesmal gehen Sie hoffentlich professioneller mit ihm um. Ist das ein Problem, Charlotte?“
Ihr war klar, was Nico bezweckte. Selbst wenn er ihr die Möglichkeit bieten wollte, ihren Fehler wiedergutzumachen, sah er in ihr auch eine Verbindung zu seinem Bruder. Und Charlotte hatte keine Energie mehr, sich Gründe zu überlegen, die dagegen sprachen. Sie gab sich geschlagen.
„Nein, das ist kein Problem.“
Nico stand auf und legte ihr die Hand auf die Schulter, weil er eher enttäuscht als wütend war. Vielleicht fühlte er sich sogar ein bisschen schuldig. Schließlich hatte Charlotte jetzt unter seinem Privatleben zu leiden. Und ja, er wollte, dass sie mehr in Erfahrung brachte. „Alles wird gut.“
Zander beobachtete Charlotte, die mit dem Rücken zu ihm saß, beobachtete, wie der Mann, den er am meisten hasste, sie tröstete. Er wusste, dass sie seinetwegen Trost brauchte, und es wühlte ihn auf, als er sich an seine Worte erinnerte, an Charlottes schockierte Miene.
Sein Bruder ging an ihm vorbei und hatte die Frechheit, ihm zuzunicken. Zander wollte nicht höflich gegrüßt werden, wollte nichts mit Nico zu tun haben. Aber die Augen, das Gesicht, der Gang … Zander hatte das Gefühl, in den Spiegel zu blicken und ein Spiegelbild zu sehen, das eine bessere Ausgabe von ihm selbst war.
Normalerweise hatte er keine Schuldgefühle, er hielt sie für Zeitverschwendung. Doch sie überkamen ihn, während er Charlotte betrachtete, ihren seelischen Zustand wahrnahm. Mit hängenden Schultern blieb sie am Tisch zurück, versuchte, sich gerade hinzusetzen und ihren Kaffee zu trinken, und schaffte es nicht. Sie stand auf, um das Restaurant zu verlassen.
„Charlotte!“, rief Zander. Natürlich ignorierte sie ihn. In dem Moment, in dem sie an ihm vorbeihuschte, packte er sie am Handgelenk. „Setz dich zu mir.“
Seine Dreistigkeit war kaum zu fassen. Ein Tag Aufschub wurde ihr ja wohl gewährt, bevor sie sich mit ihm abgeben musste? „Nico ist noch hier. Wenn du etwas Geschäftliches mit ihm zu bereden hast, kann ich dafür sorgen …“
„Ich will nicht mit ihm sprechen.“
„Dann kann ich Paulo holen …“ Charlotte sehnte sich danach, Zander zu ohrfeigen oder ihm seinen Kaffee ins Gesicht zu kippen, aber sie konnte es nicht – Nicos wegen. Ihr war klar, dass er sie auch nur benutzte. Fürs Erste war sie das Spielzeug, das Zander vielleicht veranlasste, noch zu bleiben. Die
Weitere Kostenlose Bücher