Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra 360

Julia Extra 360

Titel: Julia Extra 360 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Jump , Carol Marinelli , Susan Stephens
Vom Netzwerk:
ihm angeboten hatte, während er seinem Bruder eine Frage stellte, die ihm keine Ruhe ließ.
    „Ist das nicht normal für Brüder?“, antwortete Nico. „Mir gefallen deine Pläne für den restlichen Teil der Südküste nicht, aber ich muss anerkennen, was du bisher erreicht hast.“
    „Auf Kosten der Bewohner.“
    „Das hast du in Ordnung gebracht. Du hast sie entschädigt, Einheimische arbeiten inzwischen im Hotel, in den Läden und Bars. Vieles hat sich gebessert. Warum willst du all das loswerden, was du aufgebaut hast?“
    „Weil …“, begann Zander, erklärte seinem Bruder aber nicht, dass Wohlstand für den Süden von Xanos zu schaffen nie seine Absicht gewesen war. Er hatte die Landschaft verändert, die er so hasste, als könnte er dadurch die Vergangenheit auslöschen. „Dein Angebot ist fair, und ich nehme es an. Ich werde meine Anwälte veranlassen, die Sache voranzutreiben.“
    An der Wand hinter Nico hing ein Bild, das wie ein Puzzle aussah. Zander erkannte, dass es den Garten zeigte, durch den er eben gegangen war. Zwei Babys saßen im Gras, und er blickte schnell weg. Er würde nicht fragen, ob es Nico und er selbst waren, würde sich einfach nicht hineinziehen lassen. Er wollte Abstand von Xanos gewinnen und war nur aus einem einzigen Grund hier.
    „Ich bespreche das mit deiner persönlichen Assistentin …“ Zander versuchte, lässig auf das Thema umzuschwenken. „Wie ich festgestellt habe, arbeitet Charlotte nicht mehr für dich.“
    „Das stimmt.“
    Ihm wurde klar, dass Nico ihm viel zu ähnlich war, denn er gab unaufgefordert nichts preis.
    „Hast du sie entlassen?“
    „Meine Personalpolitik geht dich nichts an.“
    Zander fühlte sich unbehaglich und hätte gern seine Krawatte gelockert. „Ich frage nicht nach deiner Personalpolitik, ich frage nach Charlotte.“
    „Es steht mir nicht zu, über ihre privaten Umstände zu sprechen.“
    „Geht es ihr gut?“
    „Vielleicht solltest du sie das fragen.“
    „Ich würde es tun, wenn ich ihre Nummer hätte. Ich nehme an, es war ein Diensttelefon?“
    „Ich rufe sie an“, schlug Nico vor, „und wenn sie einverstanden ist, gebe ich dir ihre Nummer.“
    „Bitte nicht.“ Zander stand auf. „Ich möchte bloß wissen, ob alles in Ordnung ist. Kontakt mit ihr aufnehmen will ich nicht …“
    „Warum nicht?“
    „Weil …“, erwiderte Zander und erklärte es wieder nicht. Wie könnte er jemandem sagen, was er empfand, und wer in aller Welt würde es verstehen?
    „Warum willst du nicht mit Charlotte sprechen?“
    „Weil es nichts weiter war als …“ Er brachte es nicht über sich, es zu einem One-Night-Stand herabzusetzen, also schwieg er, und sein Unbehagen wurde noch stärker.
    „Ich habe mit unserer Mutter gesprochen“, verkündete Nico.
    „Schön für dich.“ Raus hier, nichts wie weg! dachte Zander jetzt.
    „Sie hatte ihre Gründe …“
    „Sie hatte viele Jahre Zeit, ihre Geschichte zurechtzubiegen.“ Zander wusste, dass er böse war, viel zu böse für eine so nette Frau wie Charlotte. Ein ganzes Leben voller Hass hatte ihn zu einem mitleidslosen, harten Mann gemacht, und er wollte Charlotte nicht verderben. „Ich wünsche dir alles Gute.“
    Zander hielt den Anblick seines Bruders kaum aus, weil es war, als würde er sich selbst ansehen. Ein besseres Selbst, denn wieder war es Nico, der alles hatte, all das, was er gern hätte. Zander hörte Constantine in der Küche, spürte die Liebe, die das Haus erfüllte. All das, was ihm versagt bleiben musste.
    „Möchtest du nicht deinen Neffen Leo sehen?“, fragte Nico.
    Nein. Zander wollte seinen Neffen nicht sehen, wollte nicht unnötig ein Baby bewundern, wollte nicht noch mehr von dem sehen, was er niemals haben konnte.
    Aber Nico ging schon durch den Flur und erwartete offensichtlich, dass sein Bruder ihm folgte.
    Ich werfe einen schnellen Blick hinein und verschwinde, bewundere das Baby und frage dann vielleicht noch einmal nach Charlotte, entschied Zander. Weil er unbedingt wissen musste, dass mit ihr alles in Ordnung war.
    Für Charlotte ging er durch den Flur, in das Zimmer, zum Kinderbett. Für sich selbst stand er dann dort.
    Und er musste ein Herz haben, weil es ihm fast zersprang, weil ihm zum Heulen war und er weiche Knie bekam, während er das Baby anstarrte. Es hatte den Daumen im Mund, sein Zeigefinger drückte an die Nase.
    Plötzlich öffnete es die Augen, und es wusste nicht, dass es nicht seinen Vater anblickte. Leo sah vertraute dunkle Augen und

Weitere Kostenlose Bücher