Julia Extra 360
dich gebeten, heute Abend hier zu sein. Ich wollte …“ Er brachte die Worte nicht heraus, denn er war ein Narr gewesen, auch nur einen Moment lang zu glauben, dass er und Charlotte ein Paar werden könnten.
„Was wolltest du?“, hakte Charlotte nach, weil sie es wissen musste, daran glauben musste, dass er ihr vielleicht seine Liebe gezeigt hätte. Weil sie ihn an alles erinnern musste, was er gerade verlor.
„Dir dies schenken.“
Zander drückte ihr ein Samtetui in die Hand, aber es hatte keine Bedeutung. Selbst Rubine und Diamanten funkelten ohne Liebe nicht.
„Bloß das?“ Eine scheinbar seltsame Frage, wenn die Halskette doch ein Vermögen wert war. Nur war Charlotte so sicher, dass mehr hatte kommen sollen.
„Was hast du noch erwartet?“ Zander runzelte die Stirn. „Ach, das mit dem Jobangebot habe ich mir übrigens anders überlegt.“
„Jobangebot?“
„Wir hatten mal darüber geredet, dass du für mich arbeiten könntest? Tja, ich ziehe eine vor, die zuverlässiger ist, eine, die nicht einfach verschwindet und mich stehen lässt. Trotzdem …“, er zuckte die Schultern, „… es war nett mit dir.“ Er blickte das Etui an. „Nimm sie.“
„Für geleistete Dienste?“
„Sei nicht zynisch.“
„Du behandelst wich, als wäre ich eine …“ Und ihr blieb nichts mehr zum Träumen, weil es immer unmöglich gewesen war. Zander würde sich niemals ändern. „Ich würde sowieso Nein sagen. Selbst wenn es mehr als ein Job wäre, selbst wenn es mehr wäre, als deine Geliebte zu sein. Ganz gleich, was du anbieten würdest, ich würde Nein sagen.“
Lächelte er etwa spöttisch? Ja, tatsächlich. Und es machte sie wütend.
„Ich würde Nein sagen.“
„Lügnerin.“ Damit gestand er beinahe ein, dass der Abend völlig anders hätte verlaufen können, dass er alles angeboten hätte, wenn Charlotte sich nicht für Nico entschieden hätte.
„Natürlich würde ich das. Du hast eine Mutter, die dich liebt, Zander. Du weißt nicht, was passiert ist, wie sie gelitten hat …“
„Sie hatte dreißig Jahre Zeit, sich ihre Ausreden zurechtzulegen. Was auch immer sie dir erzählt hat …“
„Es hat nichts damit zu tun, was deine Mutter mir erzählt hat“, unterbrach Charlotte ihn. „Es hat mit dir zu tun. Du hast eine Familie, Menschen, die dich kennenlernen möchten, und du wählst den Schmerz. Ich würde Nein sagen, weil es wäre, als würde ich mit meiner Mutter zusammenleben. Und mit Verbitterung bin ich genug gestraft worden. Mit dir wäre es sogar schlimmer. Meine Mutter hat ihre Vergangenheit wirklich vergessen, während du nichts von deiner wissen willst. Dein Bruder trauert heute Abend, aber dich kümmert das überhaupt nicht.“
„Nico hat bekommen, was er von mir wollte – das Grundstück. Und ich verkaufe den Süden von Xanos. Lauf mit der Vorabinformation zu deinem Chef, und sieh, ob er dir einen Bonus zahlt.“
„Xanos ist nicht das, was Nico will! Verstehst du nicht, dass du mir wehtust, wenn du Nico wehtust?“ Völlig durcheinander, hatte Charlotte sich falsch ausgedrückt. Sie versuchte nicht, ihre Worte zu erklären. „Jedenfalls weiß ich jetzt, was ich will. Danke, dass du mir geholfen hast, es zu erkennen.“ Sie hielt ihm das Schmucketui hin, doch Zander nahm es nicht. „Ich will, was dein Bruder hat.“
Sie beobachtete Zander, während sie es sagte, und er verzog keine Miene, nur die Farbe wich ihm aus dem Gesicht.
„Ich will alles, was dein Bruder hat: ein Zuhause, Babys, Liebe, Anerkennung und Vergebung. Die Dinge, die du mir niemals geben kannst.“ Wie unbarmherzig sie Zander verhöhnte. Und dennoch war es besser, als zu schweigen. Sonst würde er es niemals verstehen.
„Tja, dann hast du die richtige Entscheidung getroffen“, erwiderte er. „Weil du es von mir nicht bekommen wirst.“
Er stieg in die Limousine und ließ sich die kurze Strecke zum Landungssteg fahren. Charlotte sah das Wasserflugzeug abheben, und es schmerzte, denn sie sehnte sich danach, an Bord bei Zander zu sein, wenn er sich nur anders verhalten hätte.
An diesem Abend ging Charlotte an den Strand. Regen setzte ein, von Norden her, strömender, kalter Winterregen. Zander war abgereist, er hatte nicht allein sie, sondern auch die Wahrheit zurückgelassen. Und für Charlotte fühlte sich der Regen an, als würde sich Zander gerade jetzt von Xanos reinwaschen.
Von ihr reinwaschen.
13. KAPITEL
Er versuchte, sich von Xanos zu lösen.
Zum ersten Mal befahl Zander seinem
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