Julia Extra Band 0193
sich das Laken um den Körper, rannte aus dem Zimmer und die Treppe hinauf in das Zimmer neben Ellies, das ihr Zimmer geworden war. Sie duschte hastig und zog sich rasch Jeans und T-Shirt über. Mit fliegenden Fingern packte sie die wenigen Sachen, die sie mitgebracht hatte, in die Reisetasche. Und die ganze Zeit über rannen ihr die Tränen über die Wangen.
Die Frage, wohin sie gehen würde, stellte sich nicht. Sie würde sich irgendwo in Slough in eine kleine Pension einquartieren, bis sie eine Wohnung gefunden hatte. Das Problem war, sich aufzuraffen und endlich zu gehen.
Sie hörte, wie sich die Tür hinter ihr öffnete und schloss. Sie drehte sich nicht um, als er hinter sie trat. Doch er hatte längst bemerkt, dass sie weinte.
„Du weinst ja.“ Er war erstaunt.
Cass flüchtete sich in Ärger. „Sehr gut beobachtet!“
Er schüttelte nur den Kopf. „Ich verstehe dich nicht.“
Dann waren sie schon zu zweit, aber Cass wollte jetzt nicht darüber nachdenken. „Du hast mich angeschrien!“, führte sie als Ausrede an.
„Und du hast mich versetzt!“, gab er zurück.
Sie zögerte. „Nein, so war es nicht.“
„Ach nein? Was war es dann?“ Er forschte in ihrem tränenüberströmten Gesicht.
„Ich habe versucht, die Vergangenheit zu erklären.“
„Und ich rede über die letzte Nacht“, hielt er dagegen. „Wann wolltest du mir das erklären? In drei Jahren, wenn wir uns zufällig über den Weg laufen?“
Cass’ Kehle war wie zugeschnürt. Sie wollte nicht gehen, wollte diesen Mann nicht verlassen. Ihr Leben lang würde sie ihm nachtrauern.
„Es war nicht nur Sex. Es war …“ Sie brachte das Wort „Liebe“ nicht über die Lippen. Er würde sie auslachen. Aber sie musste etwas sagen, wenn sie überhaupt noch eine Chance haben wollte.
„Ich empfinde etwas für dich“, sagte sie schließlich formell, „und ich würde die Beziehung mit dir sehr gern eine Weile fortsetzen.“
Er zog die Augenbrauen zusammen. Diesen Gesinnungsumschwung hatte er nicht erwartet. „Definiere ‚eine Weile‘.“
Sein geschäftsmäßiger Ton ließ sie blinzeln. „Nun, ich … ich weiß nicht“, stammelte sie. „Vielleicht ein, zwei Monate …“
„Genauer.“
„Wie soll ich das denn können?“, rief sie verzweifelt.
„Nenn mir ein Datum, wann genau du vorhast, zu gehen.“
Cass starrte ihn an. „Soll das ein Witz sein?“
„Ich muss es wissen“, meinte er ernst.
„Es ist doch wohl eher wahrscheinlich, dass du zuerst gehst.“
„Nein.“ Ein einziges Wort, das er so überzeugt sagte.
Cass verstand nicht, wie er so sicher sein konnte. „Ist das irgendein Spiel?“, fragte sie unsicher.
„Für mich nicht. Ist es das für dich?“
„Nein … Ist es wegen Ellie? Ich verspreche dir, dass ich dich nicht im Stich lassen werde und …“
„Ellie? Ellie hat damit überhaupt nichts zu tun. Tom wird Ellie zu sich nehmen, sobald er ein Kindermädchen gefunden hat.“ Dray klang müde und erschöpft. „Glaubst du, ich will dich nur deshalb? Als kostenlosen Ersatz für ein Kindermädchen? Glaub mir, ich kann es mir durchaus leisten, jemanden einzustellen.“
Und noch vieles andere mehr, dachte Cass und merkte selbst, wie unsinnig diese Annahme gewesen war.
„Nein“, er griff ihre Hände, „ich will, dass du wegen mir bleibst.“
Er hatte seinen Stolz überwunden, dann konnte sie es auch. „Gut, dann bleibe ich.“
Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich muss wissen, für wie lange.“
„Dray, ich kann doch nicht einfach ein Datum nennen“, fuhr sie auf. „Es geht hier doch nicht um einen Geschäftsabschluss, bei dem man einen Vertrag unterzeichnet.“
Er schien zu überlegen. „Warum eigentlich nicht? Wir könnten einen Vertrag unterzeichnen.“
Hatte er jetzt völlig den Verstand verloren? „Einen Vertrag? Was soll das denn für ein Vertrag werden?“
„Nun, der übliche Vertrag, den zwei Leute miteinander schließen, wenn sie zusammenbleiben wollen.“
„Etwa wie ein …?“ Nein, er konnte unmöglich von einem Ehevertrag sprechen, oder?
Offensichtlich konnte er. „Ja, eine Heirat.“
„Das ist doch verrückt!“
„Wieso?“
„Oh, Dray, du und ich, heiraten … das ist einfach verrückt.“ Sie wollte ihn nicht verärgern, aber sie tat es scheinbar trotzdem.
„Warum bist du eigentlich so überzeugt davon, dass wir nicht zusammenpassen?“
„Nun, weil … Du bist reich, und ich bin arm.“ Sie hatte geglaubt, eine ganze Liste aufführen zu
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