Julia Extra Band 0193
können, doch jetzt fiel ihr absolut nichts ein.
„Heirate mich, dann bist du auch reich.“ Sein ironischer Ton machte ihr klar, wie fad diese Ausrede klang.
Trotzdem war sie beleidigt. „Glaubst du etwa, ich wäre hinter deinem Geld her?“
Er seufzte resigniert. „Natürlich nicht. Ich habe lediglich eine Feststellung gemacht. Und schließlich ist es ja kein Nachteil für dich.“
„Und welche Vorteile hast du?“ Sie konnte sich für ihr Lebtag nicht vorstellen, was er durch eine Heirat gewinnen sollte. „Ich bin weder die passende Ehefrau für einen Vorstandsvorsitzenden, noch habe ich große hausfrauliche Qualitäten.“
Er brauchte nicht lange nachzudenken. „Angenehme Gesellschaft, großartigen Sex, und ein paar Kinder, falls alles klappt.“
Cass fragte sich immer noch, ob er sich nur einen Scherz mit ihr erlaubte, aber es sah nicht danach aus. „Du willst Kinder?“
„Es ist eine Möglichkeit, ja.“
„Mit mir?“
„Das ist die Grundidee. Aber erst, wenn du dazu bereit bist. Mir ist klar, dass du dir erst eine Karriere aufbauen willst.“
Sie war sprachlos. Er wollte sie heiraten und Kinder mit ihr haben?
„Also, was hältst du von dem Vorschlag?“, fragte er, als sie nichts sagte.
Nichts hätte sie lieber getan, als ihn in diesem Moment zum nächsten Standesamt zu ziehen, aber sie blieb realistisch. „Ist das alles nicht ein bisschen voreilig? Wir haben eine Nacht zusammen verbracht, und du …“
„Ich denke, ich kann mich auf mein Urteilsvermögen verlassen.“ Jetzt kam der erfolgsgewohnte Geschäftsmann wieder in ihm hervor. „Ich bin sechsunddreißig, führe ein relativ erfolgreiches Unternehmen und habe ausreichend Erfahrung mit Frauen gesammelt, um zu wissen, was ich will – deine Schwester übrigens nicht mit eingeschlossen.“ Er betrachtete sie prüfend. „Selbst wenn ich sie attraktiv gefunden hätte, ich hätte nie eine Affäre mit der Frau meines Bruders angefangen.“
Cass nickte. Jetzt sah sie, wie absurd diese Vermutung gewesen war. Die Eifersucht hatte sie blind gemacht.
„Cousin Simon allerdings war gegen ihren Charme nicht immun“, fügte er leise hinzu.
Cass blickte auf. „Also war er derjenige, der …“
Dray nickte. „Er hat es mir gegenüber zugeben. Heute fühlt er sich schrecklich deswegen, aber zu der Zeit war er völlig verhext von ihr … Ich denke, die langen Ehejahre mit Camilla haben ihn dazu verleitet.“
Cass schloss beschämt die Augen. „Ich möchte mich entschuldigen … Auch für Pen. Ich habe damals versucht, ihr klarzumachen, dass sie zu jung für eine Ehe ist.“
Er drückte zärtlich ihre Hand. „Und du? Bist du zu jung für eine Ehe?“
„Ich? Kaum. Pen hat immer gescherzt, dass ich der potenzielle Blaustrumpf bin.“ Sie versuchte zu lachen, doch das Lachen blieb ihr in der Kehle stecken.
Und er lachte auch nicht. „Nicht, wenn du mich heiratest“, meinte er ernst.
„Reicht das denn als Grund?“
„Nein“, gestand er ein. „Aber mit der Zeit, wenn du ihr eine Chance gibst, wird die Liebe kommen.“
Liebe. Damals hatte er dieses Wort auch benutzt. Aber die Liebe in ihm war gestorben. Würde sie wieder wachsen können?
Cass schüttelte sich leicht. Sie wollte keine Illusionen, keine Lügen zwischen ihnen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du eines Morgens neben mir aufwachst und feststellst, dass du mich liebst, Dray. Die Liebe ist entweder da, oder sie ist nicht da.“ Sie wusste es aus eigener Erfahrung. Sie hatte ihn vor drei Jahren geliebt, und sie liebte ihn immer noch.
„Du hast mich missverstanden“, sagte er leise. „Ich sprach nicht von mir. Ich wache schon jetzt jeden Morgen auf und weiß, dass ich dich liebe. Ich dachte, du wüsstest das.“
Cass starrte ihn an. „Du liebst mich?“
„Ist das denn nicht deutlich zu sehen?“
Nein. Nicht für Cass. Selbst jetzt nicht. „Aber … aber … So, wie du dich mir gegenüber verhalten hast …“
„Es war schwer für mich. Dich wieder zu treffen, erkennen zu müssen, dass sich meine Gefühle für dich nicht geändert hatten … Es jagte mir Angst ein, wie schnell ich die Beherrschung verlor, sobald ich in deiner Nähe war. Deshalb wollte ich mich von dir fernhalten. Doch dann tauchte dieser Brief deiner Schwester auf, und alles begann von Neuem.“
„Du warst sehr unhöflich“, sagte sie vorwurfsvoll, doch das Lächeln war in ihrer Stimme zu hören.
Er verzog das Gesicht. „Ich hätte deinen Arztkollegen vor Eifersucht umbringen
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