Julia Extra Band 0193
Kisten über Kisten von Büchern schon im Lager unterschrieben, als Vorbereitung sozusagen, wenn der Streik vorbei ist.”
Deshalb war er gestern also den ganzen Tag verschwunden gewesen. Er hatte gesagt, dass er bei Lori Drake, seiner Verlegerin, sein würde, und Haley hatte bereits darüber spekuliert, ob diese Beziehung wirklich rein geschäftlich war. Dieser Gedanke war es, der ihren Ton nun doch ein wenig bissig klingen ließ. “Du hast wirklich alles ganz genau durchdacht, nicht wahr?”
Sam hob erstaunt die Augenbrauen. “Ich hätte erwartet, dass du als Computerfachfrau den Gedanken einer Internettour begeisterter aufnehmen würdest.”
“Natürlich, das tue ich auch.” Nur hieß das leider, dass er keine weitere Verwendung mehr für sie hatte.
Er verschränkte die Arme vor der Brust. “Aber?”
Sie lächelte gezwungen. “Es gibt kein Aber. Es ist eine großartige Idee.”
Er musterte sie argwöhnisch, als wolle er etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders und schlug stattdessen vor: “Wie wäre es mit einem Picknick am See?”
Sie wurde nervös, und nicht nur, weil ihr Aufenthalt in diesem Haus bald zu Ende gehen würde und sie immer noch keinen Beweis für Ellens Urheberschaft gefunden hatte. Sie wollte sich auch nicht zu sehr an Sams Gesellschaft gewöhnen. “Ich sagte doch bereits, dass ich das hier erst fertig machen muss.” Und dann ritt sie der Teufel. “Lori hätte sicher nichts dagegen einzuwenden, mit dir ein Picknick zu machen.”
Mit einer schnellen Bewegung nahm er sie bei den Händen und zog sie auf die Füße. Sofort spürte sie die Hitzewelle, und abrupt riss sie sich los.
“Ich habe aber nicht Lori, sondern dich gefragt. Und außerdem braucht Joel auch etwas Abwechslung. Er ist heute so unruhig.”
Sofort meldete sich das schlechte Gewissen bei Haley. “Er zahnt. Ich habe ihm heute Morgen die Paste aufgetragen, und es schien ihm zu helfen.”
“Er ist in Ordnung, keine Sorge, nur ein bisschen weinerlich. Also sieh nicht so schuldbewusst drein. Oh, ich kenne diesen Gesichtsausdruck von meiner Schwester. Ich habe ihn hundertmal gesehen, und genau wie sie bist du eine großartige Mutter. Also gibt es keinen Grund, sich so schuldig zu fühlen. Überzeug dich doch selbst.”
Sie sah zur offen stehenden Tür hinaus und sah Joel auf einer Decke auf dem Boden mit einem Beißring spielen. Auch heute Morgen, nachdem er sein Tagespensum erledigt hatte, hatte Sam angeboten, auf Joel aufzupassen, während sie in seinem Büro arbeitete. Zuerst hatte sie abgelehnt, weil sie seinen Vorschlag für reine Höflichkeit gehalten hatte. Aber nachdem sie die beiden zusammen gesehen hatte, änderte sie ihre Meinung. Sam hatte wirklich ein Händchen für Kinder. Eigentlich hätte sie aufgrund seines Berufs davon ausgehen müssen. Er konnte sich ganz und gar in sie hineinversetzen, was seine Bücher bewiesen, und ging völlig natürlich mit ihnen um. Und bei Joel schien er instinktiv zu wissen, was das Baby wollte und brauchte – sehr zu Joels Vergnügen.
Kein Zweifel, Sam mochte Kinder. Er kam großartig mit ihnen zurecht. Warum also war er so wütend geworden, als Ellen ihm mitteilte, er sei der Vater ihres Kindes? Diese Frage nagte an Haley, aber leider konnte sie sie ihm nicht offen stellen.
Sie überlegte. Es war tatsächlich ein herrlicher Tag, und Joel konnte die Abwechslung und frische Luft wirklich gebrauchen. Sie übrigens auch. Sie hatte schon viel zu viel Zeit in diesem Zimmer verbracht.
Sie reckte die Schultern und ließ ihren Kopf vor und zurück fallen, um die verspannten Nackenmuskeln zu lockern. “Na schön, aber nur für eine Weile.”
Er grinste zufrieden. “Gut, du holst alles für Joel, und ich packe den Picknickkorb.”
Eine Stunde später war Haley froh, dass sie sich von Sam hatte überreden lassen. Sie zupfte ein Stückchen Fleisch von dem gegrillten Hühnchen und schob es sich genüsslich in den Mund, während sie auf den See hinausblickte und den Enten zuschaute.
Joel genoss es ebenso, mit den nackten Beinchen in der Sonne zu strampeln, bis er müde wurde und einschlief. Haley hob ihn vorsichtig hoch, legte ihn in den Kinderwagen und deckte ihn mit einer leichten Decke zu. Mit einem verträumten Lächeln schaute sie auf ihn herab. Er sah aus wie ein schlafender Engel.
“Warum machst du nicht auch ein Nickerchen?”, hörte sie Sam fragen. “Du kannst schließlich nicht ewig mit so wenig Schlaf auskommen.”
Sie drehte sich zu ihm und zuckte die
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